# taz.de -- Selbstmordanschlag gegen Polizisten: 32 Verletzte in Istanbul
> Der schwerste Terroranschlag in Istanbul seit Jahren: Am Sonntag
> verletzte eine Bombe auf dem Taksimplatz 32 Menschen. Behörden vermuten
> die kurdische PKK hinter der Tat.
(IMG) Bild: Nach dem Bombenattentat: Polizeibus am Rande des Taksimplatzes in Istabul.
ISTANBUL taz | Mitten im Zentrum Istanbuls hat am Sonntag ein
Selbstmordattentäter einen Polizeibus angegriffen und dabei 15 Polizisten
und 17 Passanten zum Teil schwer verletzt. Das Attentat ereignete sich um
10.40 Uhr auf dem zentralen Taksimplatz. Das Ziel des Attentäters war ein
am Rande des Platzes geparkter Polizeibus und die dort wartenden
Polizisten.
Augenzeugen zufolge versuchte der Attentäter in den Polizeibus
einzusteigen. Nachdem ihm der Zutritt verwehrt worden war, zündete er seine
Bombe. Passanten warfen sich in Panik auf den Boden, andere flüchteten in
einen U-Bahn-Eingang. Obwohl es am Sonntagvormittag nicht den üblichen
Berufsverkehr gibt, war der Platz relativ belebt, da nach schweren
Unwettern am Vortag viele Leute spazierengingen. Nach Angaben des
Gouverneurs von Istanbul, Hüseyin Avni Mutlu, war für die Bombe
Plastiksprengstoff verwendet worden.
Polizeichef Hüseyin Capka sagte im Rahmen einer ersten Pressekonferenz, auf
dem Taksimplatz seien weitere Sprengsätze gefunden worden, die Spezialisten
entschärft hätten. Türkische Nachrichtensender zeigten kurz nach dem
Attentat Bilder, auf denen Polizisten nach Sprengsätzen suchten und der
getötete Attentäter mit Zeitungen bedeckt zu sehen war.
Das Attentat ist der schwerste Terrorangriff in Istanbul seit mehreren
Jahren. Obwohl es bis Sonntagnachmittag kein Bekennerschreiben gab und der
Attentäter noch nicht identifiziert werden konnte, gingen Fahnder und
politisch Verantwortliche mehr oder weniger offen davon aus, dass der Täter
aus dem Umfeld der kurdischen PKK stammt. Ein von der PKK zuvor über
zweieinhalb Monate eingehaltener einseitiger Waffenstillstand war am
Samstag ausgelaufen.
Staatspräsident Abdullah Gül sagte in einer kurzen Fernsehansprache, Terror
nutze niemand und könne eine Lösung der Kurdenfrage nur erschweren.
Ministerpräsident Tayyip Erdogan war zum Zeitpunkt des Attentats gerade im
Kurdengebiet im Südosten des Landes, um ein Dorf einzuweihen, das für
Bauernfamilien errichtet worden ist, die wegen des Hasankeyf-Staudammbaus
am Tigris umgesiedelt werden müssen. Erdogan nutzte die Gelegenheit, um die
Attentäter mit den Gegnern des umstrittenen Staudamms in Verbindung zu
bringen.
Bis zuletzt hatte es so ausgesehen, als gebe es hinter den Kulissen
Bemühungen, den Waffenstillstand zu verlängern. Eine frühere kurdische
Parlamentsabgeordnete, Aysel Tugluk, hatte mit Zustimmung der Regierung den
inhaftierten PKK-Chef Abdullah Öcalan im Gefängnis besucht und angekündigt,
sie wolle ihn in diesen Tagen erneut treffen.
Zudem hatte der Militärchef der PKK in den nordirakischen Bergen, Murat
Karayilan, in einem Interview mit der türkischen Tageszeitung Radikal
angekündigt, sie würde den Waffenstillstand gerne verlängern, wenn die
Regierung ein positives Signal gebe. Er betonte außerdem, die PKK werde
künftig stark darauf achten, dass bei Anschlägen keine Zivilisten in
Mitleidenschaft gezogen werden.
31 Oct 2010
## AUTOREN
(DIR) Jürgen Gottschlich
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