# taz.de -- Kommentar Ganztagsschulen: Bessere Bildung kostet
       
       > Damit bei Ganztagsschulen nicht nur das Türschild stimmt, müssen Bund und
       > Länder noch mal deutlich in die Qualität des Unterrichts investieren.
       
       Das Ganztagsschulprogramm hat einen Boom ausgelöst, der in der deutschen
       Bildungsgeschichte einmalig ist. Alle Bundesländer brüsten sich heute mit
       der Zahl ihrer Ganztagsschulen, obwohl die unionsregierten Länder das
       Programm zunächst am liebsten verhindert hätten. Doch auch wenn sie vielen
       Schulen ein neues Türschild spendierten - in den meisten Klassenzimmern
       findet vormittags immer noch Unterricht im Dreiviertelstundentakt statt und
       nachmittags gibt es ein paar isolierte Freizeitangebote. Das hat mit
       Ganztagsschule wenig zu tun.
       
       Die Betreuung der Schüler, und damit die Vereinbarkeit von Familie und
       Beruf war stets nur ein zweitrangiges Ziel. Zuvorderst ging es der
       rot-grünen Bundesregierung und den beteiligten Bildungsexperten darum, die
       Schulen und den Unterricht zu verändern. Wer bis in den Nachmittag Zeit
       hat, der muss im Biologieunterricht nicht am Arbeitsblatt kleben bleiben.
       Die Lehrer können mit den Schüler auch in die Natur gehen und die Würmer,
       die gerade besprochen werden, ausgraben. Das dauert natürlich länger als
       eine Schulstunde. Doch so werden Lehrplaninhalte fassbar, Schüler fangen
       selbst an zu forschen. Und aus Schulen werden Bildungseinrichtungen.
       
       So weit die Hoffnung. In der Praxis bräuchten die Schulen dazu mehr
       Personal und (materielle) Freiheit, doch das haben die Länder nur bedingt
       beigesteuert. Die meisten Ganztagsschulen sind offene Ganztagsschulen, also
       jene mit freiwilligen Angeboten. Die sind billiger, auch weil nur ein Teil
       der Schüler ganztags anwesend ist.
       
       Doch wenn Politiker von Bund und Ländern Ganztagspädagogik ernst nehmen,
       müssen sie mehr Geld in alle Schulen investieren, damit diese den Vormittag
       und den Nachmittag pädagogisch verbinden. Von den erweiterten
       Bildungsangeboten könnten gerade Kinder aus sogenannten bildungsfernen
       Familien profitieren. Wir brauchen keine Bildungschipkarte. Wir brauchen
       ein Ganztagsschulprogramm II.
       
       11 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Lehmann
       
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