# taz.de -- Kommentar Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Lafontaine frühstückt Meerschweinchen und Mesut gab es schon vor 70
       > Jahren.
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Schwarzer führt mit ihrer Enkelin Schröder so ne
       Art feministischer Wembley-Tor-Debatte.
       
       Was wird besser in dieser? 
       
       Die Lage in Birma.
       
       Die FDP-Führung der bundesweit ersten Jamaika-Koalition im Saarland hat
       hingeworfen - der Beweis dafür, dass Jamaika nicht funktionieren kann? 
       
       Ein FDP-Unternehmer soll die Koalition zusammengekauft haben - prüfte ein
       U-Ausschuss. Der FDP-Fraktionschef überzieht ein Dutzend Parteifreunde mit
       haltlosen Korruptionsanzeigen. Der FDP-Parteichef sammelt Affären und
       schmeißt endlich hin. Das war also jetzt die seriöse Alternative, in die
       die Grünen flüchten mussten, um eine Zusammenarbeit mit Lafontaine zu
       vermeiden. Gratuliere. Frühstückt Oskar Meerschweinchen? Schulreform,
       Rauchverbot - die Grünen haben ihre Kernpunkte nicht durchgesetzt. Und der
       Atombeschluss ist mit dieser Koalition so gekommen wie er ohne sie drohte.
       Jamaika hat funktioniert, für die CDU.
       
       Mesut Özil hat Hubert Burdas Integrations-Bambi erhalten. Sind wir damit
       ein Stück weiter in der Post-Sarrazin-Debatte? 
       
       Die legendäre Schalker Meistermannschaft der 20er und 30er war eine
       verstärkte Polenauswahl: Szepan, Kuzorra, Zajons, Urban, Przybylski,
       Tibulski und viele mehr. Die NS-Propaganda hat sie später völlig
       schmerzfrei zum Beweis arischer Überlegenheit hochgelogen. Tatsächlich war
       die Migrantenelf das Ergebnis der Zuwanderung in die Montanindustrie des
       Ruhrgebiets - und auch der Einwanderung in das untere Ende der sozialen
       Skala: Fußball als Aufstiegschance für Chancenlose. In dieser historischen
       Perspektive ist der Rummel, der um einen jungen Gelsenkirchener Türken
       gemacht wird, komplett über.
       
       Nachdem Wolfgang Schäuble seinen Sprecher Michael Offer zusammengestaucht
       hat, ist dieser nun zurückgetreten. Bleibt da ein armer, einsamer Mann
       zurück? 
       
       Wenn Schäuble zu sich so ist, wie hier zu seiner Umwelt, ist es kein Spaß,
       Wolfgang Schäuble zu sein. Im betulichen TV-Zeitalter wäre die Szene von
       Insidern betuschelt und im Schneideraum rausgeschnitten worden - tippe ich
       mal: Schäuble wird YouTube nie mehr unterschätzen, vielleicht zu spät.
       
       Wieder mal erreichen die Grünen ein Rekordumfragehoch. Im
       ARD-Deutschlandtrend bekommen sie nun schon 23 Prozent. Ist die
       Bundeszukunft nun also endgültig rot-grün? 
       
       Die Grünen werden am wenigsten als Partei begriffen. Sie sind eher eine
       diffuse Vorahnung auf eine Themendemokratie, die der verhassten
       Parteienschacherei folgen mag. Es gelingt ihnen, für eine als Partei
       verkleidete Bewegung gehalten zu werden. Teflonbeschichtet zudem - Hartz
       bleibt an Schröder, Münte und selbst ihren Enkeln kleben. Die schmerzhafte
       Frage für die Grünen wird die nach Grün-links, nicht die nach Grün-Rot.
       
       Charlotte Roche hat Bundespräsident Christian Wulff aufgefordert, die
       Unterschrift unter das Gesetz zur Verlängerung der AKW-Laufzeiten zu
       verweigern. Roche: "Ich würde anbieten, mit ihm ins Bett zu gehen, wenn er
       es nicht unterschreibt." Ein unmoralisches Angebot? 
       
       Ja. Ich mag das Männerbild nicht, wonach man mit ein bisschen Ficken
       Männern die Überzeugung abkaufen kann. Umgekehrt erstaunt mich die Idee,
       Sex sei für Frau Roche etwas, was man zum Erwerb anderer Güter einsetzen
       müsse. Wenn sie hingegen Wulff immer schon mal flachlegen wollte, weil sie
       eh auf ihn steht - geniale Nummer.
       
       "Die können mich nicht so einfach abschießen", sagte Konstantin Neven
       DuMont der Kölner Bild. Ein peinlicher oder cooler Abgang? 
       
       Gar keiner, wenns nach dem irren Blogger Konni geht.
       
       Regisseur Dominik Graf nannte das Versenden der letzten drei Folgen seiner
       Mafiaserie "Im Angesicht des Verbrechens" an einem Abend ein "Einknicken
       vor der Quote". 
       
       Der "Production Value" - die handwerkliche Wertigkeit der Filmherstellung -
       war bei diesem Werk neu verteilt: tolle Bücher, gute Darsteller -
       sparsamste Umsetzung. Dass das einen Fernsehpreis brachte, ist so verdient
       wie die Reaktion des Publikums: Die möchten hochwertigen Content dann auch
       in Kino- oder doch "Tatort"-Bildqualität. Nachricht: Es gibt eine
       Zerstörungskraft der Sparsamkeit. Ist doch gut, wenn Öffentlich-Rechtliche
       das erkunden.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Vom Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch. Die Frage nach dem Meister muss
       nicht beantworten, wer mit ihm verwandt, verheiratet, verschwägert oder
       sehr, sehr verliebt ist. Hach. FRAGEN: DIA
       
       14 Nov 2010
       
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