# taz.de -- Kommentar Niebels Personalpolitik: Niebel beschädigt die Entwicklungshilfe
       
       > Minister Niebel kämpft mit harten Bandagen und will Personalreformen
       > umsetzen, die vor allem eines mit sich bringen: Den Bruch mit der guten
       > Tradition des Ministeriums.
       
       Entwicklungsminister hatten noch in jeder Bundesregierung eine eher
       nachrangige Funktion: Denn sie führen das kleinste, nicht von allen ernst
       genommene Ressort. Doch hat diese Rolle auch Vorteile. Sie liegen in den
       besonderen Aufgaben des Politikfeldes: Ein Entwicklungsminister kann
       relativ einfach beliebt werden, sich als global denkender Mensch
       präsentieren und insgesamt eine erfüllende und wenig konfrontative
       Kabinettstätigkeit ausüben. Seit FDP-Mann Dirk Niebel das Ministerium
       übernommen hat, ist es mit dieser Tradition vorbei.
       
       Niebel kämpft mit harten Bandagen. Er teilt seine Gegenüber aus Politik,
       Organisationen und Medien in Freund und Feind. Nun handelt er auch im Fall
       seines großen Reformvorhabens so, in dem er - bisher nicht ungeschickt -
       den Zusammenschluss der vielen Hilfsorganisationen vorangetrieben hat.
       Freund ist in diesem Fall GTZ-Chef Bernd Eisenblätter, dem er trotz schon
       erreichten Rentenalters den Vertrag verlängern will.
       
       Dafür nimmt Niebel in Kauf, dass der Vorstand der neuen Großorganisation
       aufgeblasen wird und dass keine Frau vertreten ist. Feind werden damit die
       Prinzipien der Entwicklungspolitik: Effizienz steht bei der Reform nicht an
       erster Stelle. Gleichstellung propagieren deutsche Helfer zwar in aller
       Welt, doch vor der eigenen Tür versagt die Politik kläglich.
       
       Niebels Entscheidungen sind bedauerlich. Sie beschädigen seine Reform und
       die Entwicklungspolitik insgesamt. In der GTZ müssen die Verfasser eines
       Protestbriefes mit Konsequenzen rechnen - nicht gerade ein Zeugnis für
       gelebte demokratische Kultur.
       
       Dirk Niebels Vorstellungen von Personalpolitik sind so nicht umsetzbar.
       Allein mit Kampfgeist und Schwarz-Weiß-Denken wird sich daran auch nichts
       ändern. Bis zur endgültigen Entscheidung Anfang Dezember kann der Minister
       noch einlenken und sich den Prinzipien der Entwicklungspolitik wieder
       annähern.
       
       25 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gordon Repinski
       
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