# taz.de -- Film "Fair Game": Wer war nochmal Valerie Plame?
       
       > Die Geschichte von den Massenvernichtungswaffen wurde wieder und wieder
       > bemüht, um den Angriff gegen Irak zu rechtfertigen. Der Politthriller
       > "Fair Game" erzählt die Geschichte dahinter.
       
 (IMG) Bild: In den Mühlen der US-Politik: Naomi Watts und Sean Penn als Natalie Plame und Joseph Wilson in "Fair Game".
       
       Im Winter 2002 reiste Joseph Wilson im Auftrag des US-amerikanischen
       Vizepräsidenten Dick Cheney nach Niger. Sein Auftrag war, herauszufinden,
       ob das afrikanische Land Uran herstellte und in den Irak exportierte.
       Wilson, bis in die späten 90er Diplomat, danach Berater, fand keine
       Anhaltspunkte dafür.
       
       Als George W. Bush am 28. Januar 2003 seine Rede zur Lage der Nation hielt,
       behauptete er: "Die britische Regierung hat in Erfahrung gebracht, dass
       Saddam Hussein vor Kurzem beträchtliche Mengen Uran aus Afrika beschaffen
       wollte." Die Quelle für diese angebliche Entdeckung, fand Wilson heraus,
       war sein Bericht. Er reagierte auf die Verdrehung, indem er in der New York
       Times von seiner Recherchen berichtete.
       
       Wilsons Richtigstellung passte nicht ins damalige Klima. Die Geschichte von
       den Massenvernichtungswaffen wurde wieder und wieder bemüht, um den Angriff
       gegen Irak zu rechtfertigen; Skeptiker galten rasch als Vaterlandsverräter.
       Als Mitarbeiter Dick Cheneys herausfanden, dass Wilson mit einer verdeckt
       operierenden CIA-Agentin verheiratet war, machten sie deren Namen, Valerie
       Plame, publik. Das beendete ihre Karriere beim Geheimdienst, und es
       torpedierte die Operationen, die die Agentin anführte.
       
       Eine solche Enttarnung ist in den USA strafbar. Die Männer, die dafür
       verantwortlich zeichneten, wurden denn auch vor Gericht gestellt, aber
       freigesprochen. Einzig Lewis Libby, Stabschef von Dick Cheney, wurde wegen
       Meineids und Behinderung der Justiz zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.
       
       Doug Limans Film "Fair Game" ("Freiwild") erzählt diese Geschichte zunächst
       schwungvoll und treibend als Politthriller. Doch je mehr der Druck auf
       Plame (Naomi Watts) und Wilson (Sean Penn) zunimmt, umso weiter rückt Liman
       deren Ehekrise in den Vordergrund, und dabei kommen zwei unangenehme
       Eigenschaften eines Hollywoodkinos zum Vorschein, das liberal sein will,
       aber zugleich niemanden vergraulen möchte: erstens die Unfähigkeit, von
       Politik zu erzählen, ohne sie auf Privates zurechtzustutzen, und zweitens
       die Unfähigkeit, Kritik zu üben, ohne sich mit jeder Geste und jeder Replik
       des eigenen Patriotismus zu vergewissern.
       
       "Fair Game" kommt als politische Kritik am Irakkrieg viel zu spät und
       bleibt in seiner Verspätung bieder und redlich. Das Gute, suggeriert die
       penetrant positive Schlusseinstellung des Films, wird sich durchsetzen.
       Dabei wurde Lewis Libby, der einzige vor Gericht zur Rechenschaft gezogene
       Politiker, kurz nach dem Urteil von Bush begnadigt. Hätte "Fair Game" mehr
       Mut, er hätte sich den Nihilismus von New Hollywood zum Vorbild genommen.
       
       25 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Cristina Nord
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA