# taz.de -- Treffen der Alternativ-Banken: Gutes Gewissen statt guter Geschäfte
       
       > Seit dem Beginn der Krise boomen alternative Banken – die GLS-Bank
       > beispielsweise gewinnt monatlich rund 1400 Kunden hinzu. Aktuell trifft
       > sich die Branche in Frankfurt.
       
 (IMG) Bild: Einkaufszentrum in Frankfurt/Main. Dort trifft sich zurzeit die Alternativbanken-Branche.
       
       Wer Atomkraft boykottiert, wechselt den Stromanbieter. Wer die
       Geschäftsstrategie der Discounter verurteilt, kauft im Bioladen. Auch für
       Großbanken, die mit undurchsichtigen Geschäften die halbe Welt in die Krise
       stürzten, gibt es Alternativen. Seit der Finanzkrise erfahren alternative
       Finanzakteure einen Boom. Bei einem Treffen in Frankfurt lotete die Branche
       ihre Perspektiven aus. In Deutschland sind vier Nachhaltigkeitsbanken
       aktiv: Die Bochumer GLS Gemeinschaftsbank, die Nürnberger Umweltbank, die
       ostthüringische Ethikbank und die Triodos Bank aus den Niederlanden. Sie
       verzichten auf Spekulationen und beschränken sich auf das Kerngeschäft
       einer Bank: Geld aufbewahren und Kredite ausgeben. "Im Zentrum steht nicht
       die Frage, wie die Banken das Geld vermehren, sondern was sie damit
       machen", sagt Katharina Beck, Managing Direktorin des 2006 in Bochum
       gegründeten Ausbildungsinstituts für Social Banking.
       
       Alternative Kreditinstitute investierten nur in bestimmte Projekte, suchten
       ihre Kreditnehmer nach sozialen, ökologischen und ethischen Bedingungen
       aus. "Unsere Anlagekunden finanzieren keine Landminen oder Streumunition",
       sagt GLS-Banker Thomas Goldfuß, "bei den Großbanken können sie sich da
       nicht so sicher sein." Betreiber von Windkraft- und Solaranlagen, Biohöfe
       und Waldorfschulen gehören stattdessen zu den Kreditnehmern und werden
       regelmäßig mit Summe und Name veröffentlicht. Seit 36 Jahren ist die GLS
       auf dem Markt. Lange ein Nischenunternehmen, stieg die Kundenzahl
       inzwischen auf über 85.000.
       
       "Warum sollten die Kunden bei einer Großbank bleiben, wenn sie zu gleichen
       Bedingungen bei einer Nachhaltigkeitsbank anlegen können", sagt Goldfuß.
       Doch mit den Kostenloskonten und hohen Tagesgeldzinsen, mit denen
       Großbanken ihre Kunden anlocken, können die Nachhaltigkeitsbanker nicht
       mithalten. Nur zwei von ihnen bieten Girokonten an und das auch nicht
       umsonst, sondern für ein paar Euro im Monat. "Die allermeisten Kunden
       wollen eben doch nur ein gutes Geschäft machen", sagt Alexander Artopé von
       der virtuellen Kreditvermittlungsplattform Smava. Hier können die, die Geld
       anlegen, und die, die welches leihen wollen, direkt miteinander ins
       Geschäft kommen. Peer-to-Peer (unter Gleichen) heißt der Ansatz, die
       Betreiber finanzieren sich über Provisionen. So entscheidet wie bei den
       Nachhaltigkeitsbanken auch bei Smava der Kunde selbst, wo er investiert und
       sogar wie viel Zinsen er dafür haben will.
       
       "Klar werden auch Entwicklungshilfeprojekte finanziert und dafür weniger
       Zinsen genommen", sagt Artopé. Aber das sei die Ausnahme. Achtzig Prozent
       der Kunden investierten dort, wo Sie am meisten Zinsen bekommen oder am
       wenigsten Risiko eingehen, 4,4 Prozent der Kredite seien bislang
       ausgefallen. Aber auch die Großbanken haben den Wertewandel im Banking für
       sich entdeckt und versuchen sich in ökologischen Investmentfonds und
       ähnlichen Produkten. "Die machen da mit, weil das ein lukrativer Markt ist,
       mit einem Umdenken hat das nichts zu tun", meint GLS-Banker Goldfuß. Nach
       seiner Vorstellung müssten Politiker und NGOs ethische Mindestanforderungen
       bei den Großbanken einfordern.
       
       25 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Manuela Heim
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Urgewald
       
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