# taz.de -- Dortmund gewinnt gegen Gladbach: Die gefühlte Schwere des Seins
       
       > Borussia Dortmund gewinnt mit 4:1 gegen Gladbach. Dennoch machte das
       > Spiel die Probleme deutlich, mit denen sich der BVB nun auseinandersetzen
       > muss.
       
 (IMG) Bild: Bloß ruhig bleiben: Kevin Großkreutz, Torschütze zum 3:1.
       
       DORTMUND taz | Auf den ersten Blick sah auch am Samstagabend alles aus wie
       immer. Der Tabellenführer hatte deutlich gewonnen, mit 4:1. Das Publikum
       sang seine Schlager von der Meisterschaft, die Spieler feierten, nur Jürgen
       Klopp ging in sich. "Nach diesem Sieg empfinde ich ganz klar weniger Freude
       als Erleichterung", sagte er, "da war nichts von Leichtigkeit, das war
       heute ein richtig hartes Stück Arbeit."
       
       Die Situation in Dortmund verändert sich. Der BVB leidet mehr und mehr
       unter dem Schicksal eines Tabellenführers, und das kann auch zur Last
       werden. Gegner beschränken sich aufs Zerstören und Kontern, Räume sind eng,
       Zweikämpfe tun weh, und wie vor einer Woche in Freiburg lagen die jungen
       Überflieger lange mit 0:1 zurück. "Da muss man sich erst mal
       rausmanövrieren", sagte Torhüter Roman Weidenfeller später.
       
       Denn die Mönchengladbacher Defensive spielte ihre beste Halbzeit dieser
       Saison. Praktisch nur mit hohen Bällen konnte der BVB Gefahr erzeugen. "Das
       ist hartes Brot, wenn man sich hier den Wolf spielt und zurückliegt, aber
       das ist nun mal die Geschichte des Fußballs, diese Erfahrung müssen viele
       machen", meinte Klopp nach 72 Prozent Ballbesitz zur Pause.
       
       Erst durch einen glücklichen Kopfballtreffer von Neven Subotic (45.) und
       der Feinjustierung einiger Stellschrauben ist die Partie dann zugunsten des
       Tabellenführers gekippt. Wieder einmal hat die kurze Videoanalyse in der
       Pause Dortmunds Spielern den Weg gewiesen.
       
       Diesmal habe er das Thema "Halbräume" besprochen, berichtete Klopp nicht
       ohne Stolz, dort hatten der Trainer und seine Assistenten kleine Lücken im
       stabilen Gladbacher Verbund entdeckt. Und genau so eine Lücke nutzte Mario
       Götze mit einem "Sensationspass" (Klopp) vorm 2:1 durch Kagawa.
       
       Danach machten die Gladbacher, die ohne Juan Arango und Raul Bobadilla
       erheblich sortierter standen als zuletzt, ihre alten Fehler. "Es ist auf
       Dauer nicht zu ertragen, dass du dann das Vertrauen verlierst und ein Stück
       weit auseinanderfällst", klagte Michael Frontzeck, der allerdings selbst
       zum Zerfall beigetragen hatte.
       
       Der Trainer hätte nach dem Rückstand weiter auf Stabilität setzen und
       geduldig auf einen Konter oder eine Standardsituation warten können.
       Stattdessen wechselte er offensiv, um den Ausgleich zu erzwingen, der BVB
       hatte nun Räume, die Treffer von Kevin Großkreutz (77.) und Lucas Barrios
       (88.) waren die Konsequenz.
       
       Und so freuen sich die Dortmunder über den Glücksfall, das Ende der
       Leichtigkeitsphase nicht nach einem Rückschlag, sondern nach so einem
       deutlichen Sieg verkünden zu können. Wenn sie Meister werden wollen, dann
       müssen sie die Rolle der jugendlichen Euphoriker ohnehin irgendwann
       überwinden und sich das Selbstbild eines Spitzenteams aneignen, dieser
       Moment scheint zu nahen. Sogar das Tabuwort vom Titelgewinn sprach Klopp
       aus. "Wir können das Wort Meisterschaft sagen, aber wir haben kein Gefühl
       dazu", behauptete er.
       
       28 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Theweleit
       
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