# taz.de -- Kolumne Älter werden: Reconquista 2020
> Die Katholiken, vulgo "die Romantiker der Liebe", schlagen wieder zu.
Liebe Altersgenossinnen- und Genossen der Generation 50 plus (undogmatisch)
links. Dass wir DAS noch erleben durften! Unser Papst (Blöd-Zeitung) gibt
mehr als 3.000 Jahre nach der ersten Benutzung einer Art von Kondom durch
den kretischen König Minos - Althistoriker berichten von einer groben, aber
festen und gerade deshalb gleich mehrfach verwendbaren Ziegenblase - die
bislang von Rom geächteten Pariser frei, wenn auch nur für katholische
Prostituierte (male). Die Klerikalen im Gottesstaat Vatikan sind eben die
letzten Romantiker der Liebe (Kardinal Marx). Wow!
Ohnehin reckt der siech geglaubte Katholizismus überall in Europa wieder
frech sein Haupt. Im Gottesstaat Polen etwa stellten Mitglieder dieser
obskuren Sekte gerade eine gigantische hohle (!) Statue des von ihnen
verehrten galiläischen Wanderpredigers Jesus Christ Superstar auf. Die
Katholischen dort beten sie jetzt an.
Und ihre Pfaffen lesen dazu aus einem Buch vor, dessen dahingeschluderte
Texte in vorchristlicher (?) Zeit von irren Säulenheiligen, antiken
Groschenheftromanciers, vom Handelshaus Hur bezahlten Kolumnisten - nach
der Dachziegelaffäre mit den Römern war dann damit Schluss -, diversen
Jesusfreaks (Jüngern) und des Schreibens gerade einmal so lala mächtigen
Märchenonkels aus dem Nahen Osten verfasst und später zu einem Wälzer
Namens Bibel zusammengeleimt wurden.
Im Gottesstaat Irland nutzen katholische Hassprediger die aktuelle
Finanzkrise, um gleich dem ganzen Inselvolk die Leviten zu lesen. Der Herr
habe Eire für sein (politisches) Lotterleben in der freizügigen
antichristlichen EU und für die von Laizisten im sündigen Dublin
angezettelten Debatten über die Abschaffung des strikten Abtreibungsverbots
bestraft, wettern die Eiferer in ihren fleckigen Soutanen.
Fest steht: Die katholische Kirche Irlands hat in dieser Krise viel Geld
verloren (etwa 7 Milliarden Euro). Und die Klerikalen dort wollen ablenken
von ihrem eigenen kriminellen Lotterleben.
Aller sieben Todsünden, die ihre Scheinheiligen einst erfunden haben, um
die Menschheit in Angst zu versetzen, haben sie sich selbst gehörig
schuldig gemacht. Dazu kommt der ihnen hundertfach nachgewiesene
Missbrauch. Maul halten also! Aber subito! In Deutschland tagten kürzlich
Klerikale aus gleich drei Bistümern, um Strategien zur Rückeroberung der an
den Staat verlorenen gegangenen Macht zu entwickeln. Stichwort: Reconquista
2020.
Schon 2011 fallen sollen die blasphemischen verkaufsoffenen Sonntage. Die
Gläubigen werden zu Demonstrationen aufgerufen. Und der Mainzer Bischof
Lehmann will am Mantelsonntag (dem letzten Sonntag im Oktober) die
Kundschaft im Kaufhof mit dem Krummstab auskehren. Ein auch geplantes
Autodafé auf dem Domplatz mit besonders renitenten Vertretern des
Einzelhandels wurde dagegen wegen emissionsschutzrechtlicher Bedenken vom
Ordnungsamt abgesagt. Epilog: Diese Kolumne wurde Ihnen präsentiert von der
Lamm- und Rindfleischboutique Fatma und Erdal Kücüchyavuz, der
Fleischboutique Ihres Vertrauens (halal).
29 Nov 2010
## AUTOREN
(DIR) Klaus-Peter Klingelschmitt
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