# taz.de -- Köln entlässt Manager Meier: Kölscher Fachkräftemangel
       
       > Der 1. FC Köln entlässt Manager Michael Meier. Der hat in den vergangenen
       > fünf Jahren hohe Schulden angehäuft. Doch einen Nachfolger zu finden,
       > wird schwer.
       
 (IMG) Bild: Nicht mehr Manager in Köln: Michael Meier.
       
       Natürlich war Wolfgang Overath auch nach der Entlassung von Michael Meier
       nicht zu sprechen. Der Präsident des schwer gebeutelten 1. FC Köln müsse
       "einen wichtigen Termin" wahrnehmen, ließ der Klubsprecher am Montag am
       Kölner Geißbockheim ausrichten und verteilte ein paar Zettel mit den
       mageren Fakten. Die wartenden Reporter schüttelten erstaunt den Kopf,
       Overath geht seit Wochen jeder kritischen Journalistenfrage aus dem Weg.
       Und seine beiden Stellvertreter, die die Mannschaft über die Entlassung des
       Managers informiert hatten, wollten auch nichts sagen.
       
       Selbst der rhetorisch ungleich gewandtere Claus Horstmann, der nun zu einer
       Art Chefgeschäftsführer aufsteigen soll und laut Pressemitteilung
       beauftragt wird, "die Prozesse des 1. FC Köln zu überprüfen und die nötigen
       Anpassungen […] vorzunehmen", tauchte nicht auf im verschneiten
       Klubrestaurant. Es fällt nicht leicht, andere Gründe für das kollektive
       Schweigen der Verantwortlichen zu finden als - Feigheit.
       
       Denn wie fast alles, was der 1. FC Köln in den vergangenen Wochen jenseits
       des Platzes anpackte, so war auch der Trennungsprozess von Meier umhüllt
       von einer Aura der Stillosigkeit. Der Beurlaubung ging die für Köln so
       typische Giftmischung aus Indiskretionen, Drohungen und dicken Schlagzeilen
       voraus. Aus ungenannten Quellen im Verwaltungsrat war in einer Zeitung zu
       lesen, dass das Aufsichtsgremium massiv auf eine Suspendierung des Managers
       dränge. Präsident Wolfgang Overath hingegen wollte die Sache offenbar
       lieber aussitzen, während Meier immer wieder vor Kameras und Mikrofonen den
       Ahnungslosen spielen musste.
       
       Es dauerte nicht lange, da meldete eine Zeitung, dass Kapitän Youssef
       Mohamad und Mittelfeldroutinier Petit gedroht haben sollen, im Falle einer
       Meier-Entlassung ihre Verträge aufzulösen. Eine Eigeninitiative der
       Fußballer war diese bizarre Replik wohl kaum. Es wurde mit schmutzigen
       Mitteln gearbeitet an der Klubspitze.
       
       Am Ende lenkte Overath ein, zu schwer wiegen die Argumente gegen Meier. Der
       61-Jährige, der schon vor dem 1:1 am Sonntagabend gegen den VfL Wolfsburg
       von seiner Entlassung in Kenntnis gesetzt worden war, hat seit der Saison
       2006/07 zwar alle Ziele erreicht, er war mitverantwortlich, dass der FC
       2008 aufstieg und danach zweimal den Klassenerhalt schaffte. Allerdings
       betrieb er dafür einen enormen finanziellen Aufwand.
       
       Die Schulden wuchsen in den knapp fünf Jahren unter Meier um rund 15
       Millionen Euro; über ein Tochterunternehmen des Klubs wurden weitere 7
       Millionen Euro aufgenommen. Doch die Mannschaft wirkte im Herbst 2010
       unfertig und nur an guten Tagen konkurrenzfähig. Diese schwache Bilanz
       schürte eine feindselige Stimmung gegen den Manager, auf der
       Jahreshauptversammlung vor zwei Wochen musste er von Bodyguards beschützt
       werden. Michael Meier war nicht mehr vermittelbar.
       
       Ein weiteres plausibles Argument für die Trennung ist die Entscheidung,
       vorerst auf Trainer Frank Schaefer zu setzen. Der gebürtige Kölner macht
       seit seinem Amtsantritt Ende Oktober gute Arbeit, doch er hat sein Leben
       bis auf eine kurze Episode in Leverkusen beim FC verbracht. Im Gegensatz zu
       seinen Vorgängern Christoph Daum und Zvonimir Soldo fehlen ihm
       internationale Kontakte und ein versierter Überblick über den weltweiten
       Spielermarkt.
       
       Weil auch Meier an genau dieser Stelle große Defizite hatte, blieben der
       Klubführung in dieser Situation kaum Alternativen zur Verpflichtung eines
       versierten Sportdirektors. Schließlich muss die Mannschaft dringend
       verstärkt werden. Viel kosten darf das allerdings nicht.
       
       Welcher starke Fachmann den 1. FC Köln in eine neue Ära führen könnte, ist
       nun völlig unklar. Jörg Schmadtke scheint auf der Liste zu stehen,
       allerdings wäre es schwer nachvollziehbar, wenn der 46-Jährige Hannover
       mitten in seiner bislang erfolgreichsten Saison als Sportdirektor verlassen
       sollte. Ähnliches gilt für Matthias Sammer.
       
       Auch der Name Jan Schindelmeiser wird häufig genannt, aber vielleicht
       zaubert Horstmann eine Überraschung hervor. Denn der Markt kompetenter
       Sportdirektoren ist noch viel weniger gut bestückt als die Liste der Arbeit
       suchenden Trainer.
       
       29 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Theweleit
       
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