# taz.de -- Thailands Verfassungsrichter: Nachsicht mit Regierungspartei
       
       > Der Regierungspartei DP wurde im Frühjahr die Veruntreuung von Geldern
       > vorgeworfen. Das Verfassungsgericht schmetterte jetzt eine Klage gegen
       > sie ab. Die Opposition schäumt.
       
 (IMG) Bild: Thailand im Mai 2010. Die gewalttätigen Unruhen forderten im Frühjahr mehrere Hundert Tote.
       
       BANGKOK taz | Thailands Demokratische Partei (DP) ist davon gekommen. Die
       Verfassungsrichter entschieden mit vier zu zwei Stimmen, dass eine Klage
       gegen die Regierungspartei nicht zugelassen wird. Der DP war vorgeworfen
       worden, 2005 Gelder aus dem Topf der Wahlkommission missbraucht zu haben.
       
       Allerdings haben sich die Richter mit den eigentlichen Vorwürfen gar nicht
       befasst. Stattdessen begründeten sie ihr Urteil mit juristischen
       Formfehlern. Die Wahlkommission, die im April die Auflösung der Partei
       empfahl, habe bei Einreichung der Klage die zulässige Frist überschritten.
       Dies klingt bizarr: Man fragt sich, warum monatelang verhandelt worden ist
       und die angeblichen Fehler bei für Gerichtsprozesse fest geschriebenen
       Formalien erst kurz vor der Urteilsverkündung "entdeckt" wurden. Zumal im
       nächsten Jahr eine weitere Klage gegen die DP ansteht.
       
       Für die oppositionellen Rothemden ist dies ein neuer Beleg für Doppelmoral.
       "Dass die DP nicht aufgelöst wird, stand von Anfang an fest", so eine rote
       Anhängerin. Die Rothemden hingegen, denen Unterstützer des 2006 vom Militär
       entmachteten Premiers Thaksin Shinawatra, Anti-Putsch-Aktivisten sowie
       republikanisch Gesinnte angehören, mussten seit Jahren politische
       Nackenschläge einstecken.
       
       Im Mai 2007 war Thaksins Partei "Thais lieben Thais" (TRT) von einem
       Verfassungstribunal wegen mutmaßlichen Wahlbetrugs aufgelöst worden. Nicht
       besser erging es im Dezember 2008 der TRT-Nachfolgerin People Power Party
       (PPP), die das Verfassungsgericht ebenfalls verbieten ließ. Auch hatten
       zwei PPP-Premiers zurücktreten müssen - einer davon wegen eines
       vergleichsweise lächerlichen Vergehens: Der mittlerweile verstorbene Samak
       Sundaravej war wegen bezahlter Auftritte in einer Fernsehkochshow
       abgeurteilt worden.
       
       Nicht nur damals hatte die Glaubwürdigkeit des Verfassungsgerichts
       gelitten: Kürzlich waren Videos auf YouTube aufgetaucht, auf denen darüber
       beraten worden war, wie die DP um eine Parteiauflösung herumkommen könnte.
       Die peinliche Enthüllung versuchten Richter und DP als Komplott der
       Opposition herunterzuspielen.
       
       Das jüngste Urteil werden die Rothemden auf ihrer nächsten Kundgebung aufs
       Korn nehmen. Seit der Niederschlagung der roten Proteste durch Thailands
       Armee im Mai ist die Opposition wieder mehrfach auf die Straße gegangen -
       trotz des immer noch für Bangkok geltenden Ausnahmezustands. Die Gewalt vom
       Frühjahr forderte 91 Tote und fast 2.000 Verletzte.
       
       Längst verlangen die Roten nicht nur den Rücktritt Abhisits und seiner
       Regierung, die von konservativen Kreisen ins Amt gehievt worden war.
       Brisanterweise schimpfen die Rothemden immer aggressiver auf die Monarchie
       selbst - was vor einiger Zeit noch undenkbar schien. Letzteres werde der
       als Hardliner geltende Armeechef Prayuth Chan-ocha nicht mehr lange dulden,
       raunen Beobachter. Angeblich hat er Pläne für einen neuen Putsch parat, um
       ein für allemal unter den Roten aufzuräumen.
       
       29 Nov 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nicola Glass
       
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