# taz.de -- Medienkontrolle in China: Bloggen gegen die Zensur
       
       > An den scharfen Kontrollen der Regierung kommen in China fast keine
       > Medien vorbei. Der Versuch, die Zensur dennoch zu umgehen, führt immer
       > mehr Menschen ins Netz.
       
 (IMG) Bild: In China benutzen 420 Millionen Menschen das Internet, es gibt über 145 Millionen Webblogs.
       
       Zhao Hejuan ist Reporterin bei der für Wirtschaftsmagazine bekannten
       Mediengruppe Caixin und bloggt wie viele chinesische Journalisten unbezahlt
       nebenher. Caixin gilt zwar als liberal und mutig, doch sagt Zhao: "In
       meinem Blog bin ich freier." Bei Caixin nehmen sich 100 der 300
       Journalisten diese Freiheit.
       
       "Früher habe ich bei Sina.com gebloggt", sagt Zhao am Rande des 3.
       deutsch-chinesischen Mediendialogs vergangene Woche in Peking. Sina ist
       Chinas größtes Portal. Nur bei wenigen Portalen und offiziellen Medien darf
       nach namentlicher Registrierung gebloggt werden. "Bei Sina wurden meine
       Blogs gelöscht, wenn sie als zu sensibel galten. Bei meinem Blog bei Caixin
       musste ich bisher nur Sätze streichen." Dort üben Kollegen Selbstzensur,
       damit Caixin seine Lizenz behält. Zhaos Blog über Schanghais Umgang mit dem
       jüngsten Hochhausbrand hatte 10.000 Leser.
       
       "China hat exzellente Journalisten, aber keine exzellenten Medien", sagt
       Zhao Mu. Er ist Direktor der Blogabteilung von Sohu.com, Chinas
       zweitgrößtem Portal mit nach Zhaos Angaben 30 Millionen Blogs. 2009 gab es
       laut dem regierungsnahen China Internet Information Center gab 145
       Millionen Blogs bei 420 Millionen Internetnutzern.
       
       Zhao wertet mit 20 Mitarbeitern täglich Blogs namhafter Journalisten,
       Wissenschaftler und Experten aus und verlinkt sie mit Sohus
       Nachrichtenseite. Dort dürfen nur Beiträge staatlicher Medien stehen. Doch
       Werbeeinnahmen generieren vor allem die Blogs. "Wir sind den Behörden
       dankbar für die scharfen Kontrollen der traditionellen Medien, sonst würden
       die Leser ja nicht zu uns kommen", sagt Zhao.
       
       In China sind die Blogs öffentliche Foren für die Bevölkerung geworden, die
       bisher keinen Zugang zur Öffentlichkeit hatte. Doch auch Sohu beschäftigt
       laut Zhao rund 100 Zensoren, die Blogs nach sensiblen Wörtern filtern
       müssen. "Taucht das Wort Falun Gong auf, wird der Blog geprüft. Wird Falun
       Gong positiv beschrieben, wird er gelöscht", so Zhao. Die Sekte ist in
       China als "gefährlicher Kult" verboten.
       
       Laut Zhao lässt die Regierung zu viel zensieren, obwohl sich nur zwei
       Prozent der Blogs mit Politik beschäftigten. Beim deutsch-chinesischen
       Mediendialog schätzten Teilnehmer, dass in China mindestens zehn Prozent
       aller Blogbeiträge gelöscht werden. Aktuellstes Beispiel ist Wikileaks.
       Dessen Webseiten sind in China gesperrt und all seine China-relevanten
       Enthüllungen sind tabu.
       
       Doch triumphieren manchmal auch die Blogger. So im Fall Li Gang, des
       Polizeichefs der Millionenstadt Baoding. Sein Sohn Qiming hatte angetrunken
       eine Studentin überfahren und trotz Zensur verbreitete sich dies durch
       Blogs. Die Behörden mussten sich schließlich dem vom Netz ausgehenden
       Volkszorn beugen und Li Qiming festnehmen. Einig waren sich die
       chinesischen Teilnehmer, dass die Restriktionen zunehmen. Gerade erst war
       die 6. nationale Blogger-Konferenz in Schanghai verboten worden. Dass jetzt
       überhaupt ein Dialog stattfinden konnte, ist schon ein Erfolg.
       
       8 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) China
       
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