# taz.de -- KRANKENHÄUSER: St. Joseph-Krankenhaus gewinnt
       
       > Privates Krankenhaus gewinnt gegen den kommunalen Konzern "Gesundheit
       > Nord". Im Hintergrund steht der Streit mit den Arztpraxen an den
       > Kliniken.
       
 (IMG) Bild: Auch bei der privaten Residenz-Klinik in Lilienthal wird ausgebaut - für Fachärzte, die sich von kommunalen Bremer Kliniken vertrieben fühlen.
       
       Der kommunale Klinikverbund "Gesundheit Nord" hat vor dem Landgericht eine
       Niederlage im Streit mit dem Joseph-Stift einstecken müssen: Geno-Chef
       Diethelm Hansen hatte dem Geschäftsführer Torsten Jarchow persönlich die
       fristlose Kündigung eines Kooperationsvertrages in die Hand gedrückt. Das
       Joseph-Stift erreichte nun vor Gericht eine "einstweilige Verfügung" gegen
       diese Kündigung. Die Rechtsgrundlage sei aus den vorgelegten Unterlagen
       nicht ersichtlich gewesen, sagt der Gerichtssprecher.
       
       Hintergrund der Kündigung ist ein erbittert ausgetragener Streit zwischen
       dem Chef der kommunalen Kliniken und den privaten Facharzt-Praxen bei den
       Kliniken. "Hansen hat zum Generalangriff gegen alle mit ihm kooperierenden
       Praxen geblasen", sagt ein Arzt. Diese Praxen haben gute Verträge, sie
       waren von früheren Klinik-Geschäftsführern gewollt. Aber der Geno-Chef will
       diese privaten Praxen weg haben, um deren Leistungen wieder selbst - in
       kommunalen "Medizinischen Versorgungszentren" (MVZ) - anzubieten.
       
       Nur haben die Praxen auch vor dem Hintergrund hoher Investitionen
       langfristige Verträge, und dazu kommt, dass es sich vielfach um
       überregional bekannte Fachleute handelt, die nicht einfach zu ersetzen
       sind. Und die privaten Kliniken wie das Joseph-Stift bauen neue
       Praxiszentren, weil sie die Chance sehen, von dem Exodus der Fachleute bei
       der bei "Gesundheit Nord" zu profitieren. Sogar die Klinik Lilienthal baut
       gerade auf 800 Quadratmetern eine neue Praxis - für Herz-Spezialisten vom
       Klinikum Links der Weser.
       
       Zum 1. Januar zieht die Kinderkardiologie-Praxis Magraam vom Klinikum Mitte
       weg - ins Ärztehaus am Joseph-Stift. Einer Herz-Praxis beim Klinikum Links
       der Weser hatte Hansen die Bezüge kürzen wollen, den Rechtsstreit darüber
       hat er auch verloren. Da, wo sich derzeit noch eine renommierte
       nuklearmedizinische Praxis beim Klinikum Mitte befindet, ist auf den
       Neubau-Plänen das Eltern-Kind-Zentrum vorgesehen. Den betroffenen Ärzten
       ist seit langem klar, dass Hansen sie weg haben will. Auch da liegt eine
       Kündigung auf dem Tisch - und bei Gericht vor.
       
       Drei Herz-Spezialisten vom Klinikum Mitte sind nach Delmenhorst gegangen,
       wo der vor die Tür gesetzte frühere Klinikchef von Links der Weser, Peter
       Stremmel, nun die Klinik leitet. Stgremmel baut auch in Lilienthal die
       Konkurrenz für die Bremer Kommunal-Kliniken aus. In Ärzte-Kreisen kursieren
       Listen von Kollegen, die weg wollen. "Hansen behandelt die Chefärzte
       unglaublich, er duldet keine selbständig denkenden Leistungsträger",
       erzählt ein Arzt.
       
       Bei dem gekündigten Kooperationsvertrag mit dem Joseph-Stift ging es um die
       Überlassung von Fachleuten für die Behandlung von Frühgeburten. Das
       Joseph-Stift überlegt nun, ob es mittelfristig eine eigene Fachabteilung
       aufmacht oder mit der Klinik Oldenburg kooperiert.
       
       8 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Wolschner
       
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