# taz.de -- Studie von "Vier Pfoten": Formaldehyd in Pelzkleidung gefunden
       
       > Ein Labor untersicht im Auftrag von Tierschützern Schals und Pelzkrägen
       > nach schädlichen Chemikalien – und wird fündig. Vor allem Formaldehyd
       > wurde entdeckt.
       
 (IMG) Bild: Auch Pelze sind mit vielen Chemikalien versetzt.
       
       BERLIN taz | Viele Kleidungsstücke aus Pelz sind mit Schadstoffen belastet.
       Das hat eine Untersuchung des Bremer Umweltinstituts von 15 Pelzartikeln im
       Auftrag der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" ergeben. Demnach wiesen
       die Chemiker zum Beispiel krebs- und allergieauslösendes Formaldehyd nach.
       
       Bei ihrer Bewertung legte die Studie die besonders strengen Grenzwerte für
       Spielzeugtextilien zugrunde. Diese seien in den Pelzen von Nerz, Marderhund
       und Fuchs mehrfach überschritten worden. In Schals, Ohrwärmern und
       Pelzkrägen fanden sich Rückstände beispielsweise des hormonell wirksamen
       Nonylphenolethoxylat (NPEO) und krebserregender Weichmacher.
       
       Am stärksten betroffen war laut Studie die Kapuze einer Kinderjacke des
       österreichischen Unternehmens Airfield. Sie habe 450 Milligramm Formaldehyd
       pro Kilogramm enthalten. "Der EU-Grenzwert für Spielzeugtextilien wurde um
       das 15fache überschritten", erklärte Vier Pfoten. In dieser in Hamburg
       gekauften Jacke hätten die Chemiker außerdem nahezu 3 Gramm NPEO gefunden.
       
       "Das stark belastete Kleidungsstück hätte nicht einmal als Chemieprodukt
       verkauft werden dürfen." Vier Pfoten erstattete Anzeige beim Bundesamt für
       Verbraucherschutz und forderte die EU-Behörden auf, eine Produktwarnung
       herauszugeben. Airfield war am Sonntag nicht für eine Stellungnahme zu
       erreichen.
       
       Formaldehyd könne bei empfindlichen Menschen schon in sehr geringer
       Konzentration von etwa 100 Milligramm pro Kilo zu Hautreizungen oder
       Rötungen führen, aber auch Asthma und chronische Bronchitis begünstigen,
       sagte Hermann Kruse vom Institut für Toxikologie und Pharmakologie des
       Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.
       
       Besonders im direkten Kontakt mit der Haut sieht Kruse ein
       Gesundheitsrisiko. Die gefundenen Mengen seien aber nicht schwer
       krankheitserregend, ergänzte der Experte. Formaldehyd komme aber auch in
       anderen Produkten vor, zum Beispiel in knitterfreien Hemden. Dadurch könnte
       die Summe der Giftstoffe bedenklich hoch steigen, befürchtet Kruse.
       
       Dennoch ist der Formaldehydgehalt bei Pelzen gesetzlich kaum geregelt.
       Enthält ein Kleidungsstück über 1.500 Milligramm Formaldehyd pro Kilogramm,
       muss es lediglich mit einer Empfehlung gekennzeichnet werden, die Ware vor
       dem ersten Tragen zu waschen.
       
       Studienautor Krautter hält das für nicht ausreichend, weshalb er den
       europäischen Grenzwert für textiles Kinderspielzeug herangezogen hat, der
       bei 30 Milligramm pro Kilo liege. "Gerade bei der Kapuze einer Kinderjacke,
       die über Stunden ums Gesicht getragen wird, orientiere ich mich lieber am
       niedrigeren Wert", sagte Krautter.
       
       "Der Bericht zeigt, dass Pelzmode nicht nur mit Tierquälerei verbunden ist,
       sondern auch für Menschen gefährlich werden kann", erklärte Thomas Pietsch,
       Wildtierexperte bei Vier Pfoten. Die Organisation verlangte von der
       Bundesregierung und der EU, verbindliche gesetzliche Grenzwerte für
       Pelzartikel zu erlassen.
       
       Gegen allgemeine Richtlinien wehrt sich Susanne Kolg, Geschäftsführerin des
       Deutschen Pelzinstituts. Den "Ausrutscher" bei der Kinderjacke könne man
       der Pelzbranche nicht vorwerfen, sagte die Lobbyistin.
       
       13 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Wieder
       
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