# taz.de -- Aus in der Europa League: Ein Unentschieden zu viel für Dortmund
       
       > Borussia Dortmund kam beim FC Sevilla nicht über ein 2:2 hinaus. Dadurch
       > verpasst der Bundesliga-Spitzenreiter das Weiterkommen in der Europa
       > League.
       
 (IMG) Bild: Dortmunds Torschütze Kagawa muss das Gegentor ansehen.
       
       SEVILLA taz Mit wehendem Mantel, in einem beachtlichen Tempo für einen Mann
       von 43 Jahren, sprintete Jürgen Klopp mit dem Abpfiff auf den Fußballrasen
       und erfand spontan die Schutzumarmung.
       
       Zunächst schloss er seinen Spielmacher Nuri Sahin in die Arme, dann drückte
       er Torwart Roman Weidenfeller an seine Brust. Es war der liebevollste
       Polizeigriff. Trainer Klopp hielt Borussia Dortmunds Fußballer davon ab,
       sich nach dem Ausscheiden in der Europa League beim FC Sevilla mit dem
       Schiedsrichter anzulegen.
       
       Tatenlos hatte der Referee zugesehen, wie Sevilla mit Zeitschinden im
       großen Stil das für sie ausreichende 2:2 ins Ziel rettete. Doch die
       verständliche Dortmunder Empörung lenkte nur von der tieferen Wahrheit
       dieses spanischen Abends ab: Die Borussia, die als davonstürmender
       Bundesliga-Erster seit Monaten mit den Tugenden der Jugend wie Elan und
       Esprit entzückt, zeigte am Donnerstag erstmals, dass sie bei einem
       Durchschnittsalter unter 23 Jahren natürlich auch im Negativen eine durch
       und durch junge Elf ist.
       
       Unerfahren und entnervt ließen sie sich von Sevilla ein ruppiges,
       zerfahrenes Spiel aufdrängen. "Der Schiri hätte den Gegner schon mal darauf
       hinweisen können, dass Zeitspiel nicht so cool ist", sagte Klopp, "aber das
       Ergebnis haben wir uns selbst eingebrockt. Wir haben uns auf die Hektik
       eingelassen."
       
       Mit Veteranenschläue und Muskelstärke zog der Elfte der spanischen Liga die
       Borussia auf sein derzeitiges Niveau herunter. Nachdem Shinji Kagawa
       bereits nach vier Minuten das 0:1 erzielt hatte, befreite sich Sevilla mit
       der banalsten und genialsten Methode aus dem Dortmunder Pressing: mit dem
       langen Pass über das Mittelfeld hinweg. Einmal 2:1 in Führung - selbst nach
       dem 2:2 durch Neven Subotic - konzentrierte sich Sevilla darauf, die
       Dortmunder Schaltspieler Sven Bender und Nuri Sahin immer wieder in
       Unterzahl auf engstem Raum zu stellen.
       
       "So, ist noch jemand da, der mich jetzt hier rauswirft?", fragte Klopp, als
       er in einem mittlerweile fast menschenleeren Stadion den Ausgang suchte.
       Seine Spieler waren im Gefühl gegangen, durch Sevillas Zeitspiel
       ausgetrickst worden zu sein, "ein Schiedsrichter darf sich nicht so
       verarschen lassen wie heute", fand Verteidiger Mats Hummels.
       
       Mit etwas Abstand werden sie wohl verstehen, dass eine Spitzenelf nicht nur
       enthusiastisch spielen, sondern auch kühl mit Gegnern wie Sevillas
       Balljungen fertig werden muss. In den letzten Spielminuten, als die
       Dortmunder es eilig hatten, reichte ihnen niemand mehr den Ball zum
       Einwurf, die Balljungen waren verschwunden. Bloß wenn die Deutschen sich
       selbst den Ball aus dem Aus geholt hatten, flog urplötzlich ein zweiter
       Ball auf den Platz, um das Spiel noch länger zu unterbrechen.
       
       Für diese Art mitzuspielen, sind die Sevillaner Balljungen berühmt. Und
       nicht jeder Gast hat das Glück, einen Schiedsrichter wie Ayza Gómez zu
       haben. Als 2008 beim Spiel von Betis Sevilla gegen Atlético Madrid die
       Balljungen das Bemühen des Gastteams sabotierten, zeigte Gómez allen 14
       Balljungen kollektiv die Rote Karte.
       
       16 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ronald Reng
       
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