# taz.de -- die wahrheit: Baron zu Guttenberg und die Trosshuren
       
       > Der Räuberhauptmann, der Warlord und der Condottiere haben für zweierlei
       > zu sorgen - für regelmäßige Soldzahlungen und ausreichend ...
       
       ... Huren. Im Dreißigjährigen Krieg hießen sie "Trosshuren" und wurden vom
       "Hurenweibel" - meist ein älterer Offizier, der nicht mehr feldtüchtig war
       - beaufsichtigt. Das System mit festangestellten Huren hatte zwei Vorteile.
       Die Soldaten mussten nicht mehr desertieren aus sexueller Not, und die
       Disziplin der Truppe stieg, weil die wilde Jagd auf Bauernmädchen
       unterbunden werden konnte. Der Übergang zwischen Marketenderinnen, die
       Gebrauchsgüter an die Soldaten verkauften, und Trosshuren, die sich selbst
       anboten, war fließend.
       
       Und was tut unser Baron und Kriegsherr Karl-Theodor zu Guttenberg zum Wohl
       der Soldaten, wenn er sie besucht in Afghanistan? Er nimmt seine glamouröse
       Frau Gräfin mit und obendrein den langweiligen Talkshow-Onkel Johannes B.
       Kerner vom Softpornokanal Sat.1. Derlei Kinkerlitzchen heben weder die
       Kampfmoral noch die Stimmung im öden Camp von Masar-i-Scharif.
       
       Was bleibt da für die Soldaten? Eine Talkshow von Kerner mit Baron zu
       Guttenberg ansehen, der seinen Soldaten den Krieg erklärt und warum unsere
       Freiheit am Hindukusch verteidigt werden muss. Während der Kriegsherr seine
       Frau dabeihat, gucken die Soldaten an den öden Abenden am Hindukusch
       buchstäblich in die Röhre und ins halb leere Bierglas. Im Dreißigjährigen
       Krieg wären die Soldaten wohl kompanieweise desertiert bei so schlechter
       Versorgung durch den Kriegsherrn.
       
       Und was machen "unsere" Soldaten aus ihrer Misere? Gute Miene zum bösen
       Spiel. Sie erbringen damit den Beweis, dass was dran ist an der These von
       der Domestizierung des maskulinen Frontsoldatentums zum zahmen
       Fernsehzuschauer. Die heutigen Soldaten lachen wie die Deppen in die
       Kameras und begaffen die blonde Stephanie mit halb offenen Mündern.
       
       Unverständlich, warum die Guttenbergs nicht auch ihre beiden Kinder
       mitnahmen auf den Publicity-Trip ins Kriegsgebiet. Die Kleinen können doch
       gar nicht früh genug lernen, was der Papa tut, wenn er nicht gerade bei
       Kerner herumschleimt, und die Mama, "die mutigste Baronin Deutschlands"
       (Bild), wenn sie sich "als Frau und Mutter einen Eindruck" (Bild)
       verschafft, wie das "Freiheit-Verteidigen" geht.
       
       Verpasst wurde damit zunächst auch die Chance, den kleinen Guttenbergs zu
       Weihnachten einen von ihnen selbst ausgesuchten, echten und ausgestopften
       Taliban zu schenken, damit das "Freiheit-Verteidigen" dem Nachwuchs
       sozusagen in Fleisch und Blut übergeht. Das Verpasste kann nachgeholt
       werden beim nächsten Familienausflug der Guttenbergs. Ein Anlass wird sich
       schon finden - und Bild und der Kerner-Sender machen sowieso alles mit.
       
       Wir hätten da noch einen Vorschlag zur Verbesserung des Einübens von
       "Freiheit-Verteidigen". Bei der nächsten Soldatenbeerdigung sollte man die
       Laffette mit den Soldatensärgen von Kindern durchs Brandenburger Tor ziehen
       lassen. Das gäbe starke Bilder für das neue Guttenberg-Deutschland.
       
       17 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Walther
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA