# taz.de -- Mainzer FDP-Fraktionschef Mertin: Nervöser Spitzenkandidat
       
       > Herbert Mertin hat Westerwelle "als Klotz am Bein der Partei" tituliert.
       > Für ihn ist der FDP-Chef Schuld, sollte er im März 2011 aus dem
       > rheinland-pfälzischen Landtag fliegen.
       
 (IMG) Bild: Entsetzt über die in den Keller gesunkenen Umfragewerte: FDP-Fraktionschef Herbert Mertin.
       
       Der Fraktionschef der FDP im rheinland-pfälzischen Landtag und
       Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahl Ende März 2011, Herbert
       Mertin, schaut aus, als wäre er durch ein Zeitloch vom 19. ins 21.
       Jahrhundert gefallen. Ein Porträtfoto des 1958 in Chile geborenen und in
       Neuwied aufgewachsenen Juristen und passionierten Tänzers würde jedenfalls
       gut in eine Galerie etwa mit Lichtbildern von Pionieren des Automobilbaus
       wie Carl Benz oder Adam Opel passen; alles Mittelständler.
       
       Auf diese Klientel zurückgeworfen sind die in Rheinland-Pfalz gut zwei
       Jahrzehnte lang außerordentlich erfolgreichen Liberalen inzwischen ohnehin
       wieder. Nach einer Umfrage vom Dezember turnen die Liberalen gut ein
       Vierteljahr vor der Landtagswahl auf der Fünfprozenthürde herum - zusammen
       mit der Linken. Doch während sich die Kombattanten in der zerstrittenen
       Linkspartei im November inzwischen wenigstens auf einen "Waffenstillstand"
       verständigen konnten, wird bei der FDP weiter scharf aus allen Rohren auf
       den Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle geschossen.
       
       Auch Herbert Mertin verlor jetzt die Contenance und bezeichnete den
       Außenminister als "Klotz am Bein der Partei", dessen Wahlkampfauftritte von
       der Basis als "nicht hilfreich" angesehen würden. Treffer. Der eigentlich
       als "besonnen" geltende verheiratete Familienvater (vier Kinder), dem Union
       und SPD erst kürzlich den Vorsitz im Untersuchungsausschuss zur
       Finanzaffäre der CDU in Rheinland-Pfalz überlassen haben, bangt halt um
       seinen erneuten Einzug in den Landtag, dem er seit 1996 angehört. Da zieht
       man schneller.
       
       Vom Mitregieren redet bei der FDP in Rheinland-Pfalz angesichts der
       desolaten Lage schon längst keiner mehr. Besonders schmerzen dürfte es
       Mertin, der in gleich zwei sozialliberalen Koalitionen im Kabinett von Kurt
       Beck (SPD) Justizminister war, dass die ehemaligen FDP-Wähler in Scharen
       ausgerechnet zu den Grünen überlaufen. Den Grünen - die in dieser
       Legislaturperiode noch die APO stellen - prophezeien die Auguren bei der
       Landtagswahl 16 Prozent. Dann ist die FDP wohl APO. Und bei Mertin
       vielleicht der Bart endgültig ab.
       
       17 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) K.-P. Klingelschmitt
       
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