# taz.de -- Aigner will Kontrollen in den Bankfilialen: Berater unter Beobachtung
       
       > CSU-Ministerin Ilse Aigner will verdeckte Ermittler in Bankfilialen
       > schicken, um zu verhindern, dass den Kunden hochriskante Anlagen
       > untergejubelt werden.
       
 (IMG) Bild: Geraten Banker unter Druck oder alles nur ein PR-Coup der Ministerin: Bankenskyline in Frankfurt/Main.
       
       BERLIN taz | Der Vorstoß soll Bankkunden besser vor falscher Beratung
       schützen: Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner will die Mitarbeiter in
       Geldinstituten schärfer kontrollieren – mit verdeckt agierenden
       Kontrolleuren der Bafin, der Bundesanstalt für
       Finanzdienstleistungsaufsicht. "Künftig werden von staatlicher Seite aus
       verdeckte Ermittler eingesetzt und nicht nur die allgemeinen Bedingungen
       geprüft", kündigte die CSU-Politikerin am Montag via Handelsblatt an.
       
       Aigners Analyse: "Einige Banken haben kapiert, worum es geht. Andere
       meinen, das Roulette drehe sich schon wieder und sie könnten so
       weitermachen wie vor der Krise." Der Hintergrund: Eigentlich wollten die
       Banken ihre Kundenberatung verbessern. Das haben ihre Manager immer wieder
       beteuert in der Finanzkrise, die durch den Verkauf von Ramschpapieren
       angeheizt worden war.
       
       Doch gute Bankberatung ist nach wie vor Mangelware - die Stiftung Warentest
       hat das mehrfach gezeigt.
       
       Erst im Sommer war das Urteil der Tester vernichtend: Von 21 untersuchten
       Banken und Sparkassen bekamen sechs Häuser ein "mangelhaft". Zwölfmal gab
       es "ausreichend" und nur dreimal "befriedigend". Ein "gut" erhielt kein
       Institut.
       
       Denn die meisten Finanzberater hielten sich nicht an die gesetzlichen
       Vorgaben, etwa dass sie Gespräche mit Kunden über Wertpapiere
       protokollieren und ihnen die Aufzeichnungen vor Vertragsabschluss
       unterschrieben aushändigen müssen. Zudem müssen die Berater ihre Kunden
       auch nach ihrem finanziellen Hintergrund befragen.
       
       "Wie im Straßenverkehr gilt: Wo Regeln nicht eingehalten werden, muss man
       Polizisten einsetzen", sagte Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der
       Zeitschrift Finanztest, zur taz. Es hapere im Finanzbereich nicht an den
       Vorschriften, sondern an Kontrollen.
       
       Die Warentests sorgen zwar regelmäßig für Aufsehen, die Ergebnisse sind
       aber nicht justiziabel. Und Tenhagen sagt: "Wir sind keine Hilfssheriffs".
       Darum halte er auch "eine Menge" von Aigners Vorschlag.
       
       Eine Gesetzänderung ist offenbar nicht nötig. Paragraf 4 des
       Wertpapierhandelsgesetzes ermögliche bereits "verdeckte Ermittlungen",
       sagte eine Sprecherin von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Nach
       diesem Gesetz droht eine Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro, wenn die
       Beratung mangelhaft ist. Ilse Aigner hat bisher nichts dazu gesagt, wie sie
       mit Sündern genau umgehen will.
       
       In der Opposition stieß Aigners Vorschlag dennoch auf Wohlwollen. Axel
       Troost von den Linken sagte der taz, er finde ihn "ausgesprochen gut".
       Damit zufrieden geben will er sich allerdings nicht. Er fordert zum
       Beispiel, "einen Finanz-TÜV". Unseriöse Geldprodukte sollen aus dem Verkehr
       gezogen werden.
       
       Einen TÜV muss die Branche bislang nicht fürchten. Die gab sich ohnehin
       gelassen. Verdeckte Ermittlungen seien so neu nicht, die Bafin arbeite
       damit bereits, hieß es in einer Stellungnahme der Bankenverbände. Zudem
       griffen die Institute selbst auf verdeckte Testkäufe zur Selbstkontrolle
       zurück. Aigner überzeugt diese Eigeninitiative womöglich nicht.
       
       27 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hanna Gersmann
       
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