# taz.de -- Die Serie "Eagle Four" aus Afghanistan: Vier Superbullen räumen auf
       
       > Die Serie "Eagle Four" soll das schlechte Image der afghanischen Polizei
       > verbessern und verzerrt deswegen komplett die Realität.
       
 (IMG) Bild: Szene aus der Serie "Eagle Four": Im afghanischen Alltag sind die Polizisten für ihre Korruption bekannt.
       
       Die vier afghanischen Polizisten stoppen Selbstmordattentäter, jagen
       Kidnapper und kämpfen gegen Taliban, Terror, Drogenhandel und Korruption.
       Leider nur im Fernsehen, denn die Eliteeinheit aus der neuesten
       afghanischen TV-Serie "Eagle Four" ist in einer normalen Polizeistation des
       Landes nicht anzutreffen.
       
       Afghanistans Sicherheitskräfte sind eher bekannt für eklatanten
       Drogenkonsum, Bestechlichkeit, Brutalität, schlechte Ausbildung und
       flexible Arbeitsmoral. Das soll sich ändern. Der Westen betreibt ein teures
       und ehrgeiziges Trainingsprogramm für Polizei und Armee. Auch das Image der
       Truppe soll aufpoliert werden. Dazu soll die 13-teilige TV-Serie dienen,
       die der afghanische Sender Tolo seit Kurzem ausstrahlt.
       
       Kein gutes Ansehen 
       
       Der Polizist gilt in Afghanistan weder als Held noch als Freund und Helfer.
       Und so ist es eher ungewöhnlich, was das Viererteam dem Fernsehpublikum
       bietet - ganz auf sich gestellt und ohne die Hilfe des Westens, der ja ab
       2011 schrittweise die Verantwortung für die Sicherheit in afghanische Hände
       legen will. "Eagle Four" nimmt diese Wunschentwicklung schon voraus und
       zeigt ein Afghanistan, in dem Recht und Ordnung herrschen - und das ganz
       ohne die rund 150.000 Nato-Soldaten, die am Hindukusch stationiert sind.
       
       Da sind Kamran, der harte, altgediente, aber sympathische Polizist, und
       sein Gegenpart Baktash, der junge, impulsive Neuling, der auch im knappen
       Tanktop eine gute Figur macht. Die beiden Beamten streiten sich immer mal
       wieder, wenn es um den Umgang mit Kriminellen und der richtigen
       Verhörtechnik geht. Dann belehrt Kamran den Jungpolizisten schon mal
       trocken, sich keinesfalls harscher und brutaler Methoden zu bedienen, wie
       sie in Afghanistan üblich sind. Kamran bleibt auch unter Stress cool und
       philosophisch, etwa wenn er dem geschnappten Selbstmordattentäter
       bescheinigt: "Du hast es heute nicht ins Paradies geschafft."
       
       Von den USA mitfinanziert 
       
       Die beiden Männer werden von zwei Frauen unterstützt, die anders als im
       afghanischen Alltag hier mit Dienstwaffe und Laptop ausgerüstet sind. Die
       schöne Ludmilla geht zum Schluss - völlig entgegen der islamischen
       Tradition - sogar eine Liebesheirat mit einem Kollegen ein. Für afghanische
       Verhältnisse ist das ein moralisch schon sehr gewagter Plott, denn
       Ehemänner werden in der Regel noch von den Familien ausgesucht. Die Vierte
       im Bunde ist Summayah, die wegen ihrer perfekten Computerkenntnisse jeden
       Verdächtigen aufspürt, und das in einem Land, wo es oft nicht einmal genug
       Strom für eine Glühbirne gibt und die Analphabetenrate bei Frauen fast 90
       Prozent beträgt.
       
       Polizistinnen wie in "Eagle Four" sind auf einer afghanischen Polizeiwache
       nicht anzutreffen. Sie dienen allenfalls als untere Chargen, um
       Sicherheitschecks an Kontrollpunkten durchzuführen. In dem erzkonservativen
       Land dürfen viele Frauen gar nicht arbeiten, erst recht nicht bei der
       Polizei mit männlichen Kollegen und Vorgesetzten, die sie beleidigen und
       sexuell belästigen könnten. Schon die Schauspielerinnen waren beim Filmen
       der Serien dem Druck ihrer Familien ausgesetzt, etwa wenn sie nach Einbruch
       der Dunkelheit vor der Kamera stehen sollten.
       
       Auch wenn die Serie ein Bild von Afghanistan zeigt, in dem Ausländer gar
       nicht vorkommen, so herrschte unter den Kulissen doch die Realität.
       Australische TV-Produzenten halfen bei der Konzeption und Umsetzung der
       Krimifolgen. Und die amerikanische Botschaft in Kabul unterstützte das
       Projekt finanziell. Sprecherin Caitlin Hayden wollte sich allerdings zu den
       Kosten nicht äußern. "Wir sehen das als eine Möglichkeit, die afghanische
       Medienbranche zu unterstützen und hoffentlich auch einen Dialog in der
       afghanischen Bevölkerung über die Rolle der Polizei und ihren wachsenden
       Fähigkeiten zu starten", sagt sie.
       
       Schön weichgezeichnet 
       
       Es ist schwer einzuschätzen, wieweit die Serie das Bild von der Polizei in
       Afghanistan verändert. Der real existierende afghanische Polizist
       jedenfalls steht noch am Ende der sozialen Leiter, und selbst die meisten
       Eliteeinheiten werden von ihren Nato-Trainern als noch nicht fähig
       erachtet, eigene Operation durchzuführen. Doch zumindest im Fernsehen sieht
       alles besser aus und darum geht es den Machern.
       
       Für das nächste Jahr ist schon eine neue TV-Serie geplant, in der dann die
       afghanische Armee im Zentrum des Geschehens stehen soll. Auch sie kann eine
       Imagepflege gut gebrauchen.
       
       28 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Agnes Tandler
       
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