# taz.de -- Autonome veröffentlichen Bericht: Polizei unter Beobachtung
> Anonymer Polizeibericht veröffentlicht interne Strukturen und gibt
> Kennzeichen von zivilen Streifen bekannt. Die Polizei lässt das kalt.
(IMG) Bild: Stehen unter autonomer Beobachtung: Berliner Polizisten vorm Bundestag.
Der "Polizeibericht Berlin 2010" liest sich wie das offizielle Handbuch für
angehende Ordnungshüter. Von der Aufteilung der einzelnen Direktionen,
ihrer Abschnitte, der jeweiligen Fahrzeug- und Bereitschaftsstärke finden
sich alle Informationen gut geordnet und strukturiert in dem 108 Seiten
starken Heft. Der Bericht, der auf den ersten Blick wie ein offizielles
Behördenpapier wirkt, wurde aber nicht von der Polizei selbst
herausgegeben, sondern ist die Fleißarbeit vermutlich linksradikaler
Autonomer. Besonders pikant: Auf der letzten Seite befindet sich das
sogenannte "Zivikarrenverzeichnis", eine Auflistung von 132 Zivilfahrzeugen
der Berliner Polizei samt Kennzeichen und genauer Beschreibung.
Das Dokument erschien vor wenigen Tagen auf der Internetplattform
[1][indymedia.org]. Es veranschaulicht, wie genau sich die "Autonomen
Gruppen" mit der Ordnungsmacht in der Hauptstadt beschäftigen. "Ausrüstung,
Strukturen, Einsatztaktiken, Hintergründe, Analysen" zur Berliner Polizei
verspricht bereits das Deckblatt. Der Urheber des Hefts ist anonym. Da es
lediglich auf der linken Indymedia-Plattform sowie in Infoläden zu finden
ist, lässt sich vermuten, dass es aus dem linksautonomen Spektrum kommt.
Bereits im vergangenen Jahr veröffentlichten Unbekannte einen solchen
Polizeibericht. Im Gegensatz zu der überarbeiteten Fassung von 2010 gab es
den Vorgänger aber nicht im Internet, sondern nur in gedruckter Form.
Die Berliner Polizei sieht die Veröffentlichung "gelassen". "Die meisten
Sachen in dem Bericht waren schon vorher öffentlich zugänglich", sagt
Sprecher Guido Busch. Einzig die Bekanntgabe von Zivilkennzeichen sei
bedenklich. Dies werde man juristisch prüfen, so Busch zur taz.
Erwartungsgemäß empört reagierte die CDU-Fraktion. Die "präzisen Angaben"
zeigten, dass die Verfasser nach der Kennzeichnungspflicht für Polizisten
ab dem neuen Jahr ihre "reichliche Freizeit" wohl auch zum Ausspähen
einzelner Beamter benutzen würden, sagte der innenpolitische CDU-Sprecher
Robbin Juhnke.
Einige Beschreibungen - etwa der Schwächen der Schutzausrüstung, des
taktischen Vorgehens bei Räumungen und Demos - sind so genau, dass die
Vermutung nahe liegt, die Autoren hätten Hilfe aus dem inneren Kreis der
Polizei gehabt. Sprecher Guido Busch wies dies entschieden zurück. Dafür
gäbe es keinerlei Hinweise. "Die Berliner Polizei hat keine internen
Lecks."
29 Dec 2010
## LINKS
(DIR) [1] http://indymedia.org
## AUTOREN
(DIR) Christoph Berger
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