# taz.de -- Amerikanisches Militär: Schlüpfrige Videos belasten US-Kapitän
       
       > Was auf dem Schiff passiert, bleibt auf dem Schiff. Das dachte wohl ein
       > hochrangiger Soldat der US-Marine, als er schlüpfrige Videos produzierte.
       > Sie könnten ihn die Karriere kosten.
       
 (IMG) Bild: Kampfpilot mit Duschhaube: Owen Honors in einem seiner Videos.
       
       WASHINGTON taz | Ein Soldat steht in einem Sadomaso-Kostüm in seiner Kajüte
       eines US-Flugzeugträgers und hat scheinbar Sex mit einem Esel. Zwei Frauen
       stehen gemeinsam unter der Dusche und wollen gern noch etwas "Extra-Zeit"
       für die Körperpflege. Und kaum geht irgendwo auf dem Schiff eine Tür auf,
       sieht man Soldaten bei der Andeutung von Masturbation.
       
       Das sind nur einige Szenen, die in Videos zu sehen sind, die der ehemalige
       US-Kampfpilot Owen Honors der amerikanischen Navy produziert hat und jetzt
       in den USA für einige Aufregung sorgen. Die Regionalzeitung Virginian Pilot
       hat die Existenz Skandalvideos aufgedeckt, die 2006 und 2007 auf dem
       US-Flugzeugträger Enterprise zu sehen waren.
       
       Das Schiff steht mittlerweile unter dem Kommando von Kapitän Owen Honors,
       der die Videos vor vier Jahren produzierte, als er noch "Executive Officer"
       und damit zweiter Mann hinter dem Kapitän war. Die Clips wurden unter dem
       Titel "XO Movie Nights" regelmäßig auf einem internen Fernsehkanal des
       Schifffs ausstrahlt - zu sehen von etwa 6.000 Besatzungsmitgliedern.
       
       In den Videos agiert Honors als Protagonist, verwendet abfällige Begriffe
       für Homosexuelle, lässt zwei männliche Soldaten zusammen mit einem
       Stofftier in einem Bett schlafen und simuliert eine Rektaluntersuchung.
       Diese als Comedy gesendeten Videos, über deren humoristisches Niveau zu
       streiten ist, sind in den USA für die Navy zu einem Skandal geworden. Auch
       wenn in keinem der Videos explizit Eindeutiges zu sehen ist.
       
       Zu einer noch peinlicheren Posse wird die Geschichte um Kapitän Honors und
       seine Videos durch die ambivalente Reaktion der Navy. Denn die versuchte
       zunächst, die Sache herunterzuspielen. In einem schriftlichen Statement
       ließ die Navy Ende vergangener Woche verbreiten, die Videos hätten
       niemanden beleidigen sollen, sondern wären als "humoristischer Sketch"
       gedacht gewesen. Die Produktion der Videos sei eingestellt worden, als
       Führungskräfte auf den unangemessenen Inhalt aufmerksam geworden seien, so
       die Navy weiter.
       
       Doch in den amerikanischen Medien wurde weiter über die Skandalvideos
       disktuiert und vor allen Dingen die Frage, ob Kapitän Honors in seinem
       Posten noch tragbar sei. Das US-Militär genießt in den USA ein äußerst
       hohes Ansehen, Jobs in der Führungsriege gelten als äußert prestigeträchtig
       - Vorbildfunktion inklusive. Honors selbst spricht in einem Video davon,
       dass sich einige durch den Inhalt der Videos angegriffen fühlen könnten.
       Seitdem die Clips öffentlich sind, hat Honors kein Statement abgegeben.
       
       Dafür versucht nun die Navy, Herr über die Lage zu werden. Eine
       Untersuchung der Vorfälle wurde angekündigt, nachdem der Skandal landesweit
       Wellen schlägt. Und der amerikanischen Nachrichtenagentur AP schrieb ein
       Sprecher der Navy: Die Videos seien "für die heutige Navy nicht zu
       akzeptieren".
       
       Auf die Frage, wie es mit der militärischen Karriere des Kapitäns
       weitergeht, schreibt Kommandant Chris Sims: "Die derzeitig laufenden
       Untersuchungen werden die nötigen Informationen liefern, um diese
       Entscheidung zu treffen." Der amerikanische Fernsehsender ABC beruft sich
       unterdessen auf eine anonyme Quelle und vermeldet, dass Honors bereits
       suspendiert sei.
       
       Während der Virginian Pilot ehemalige Crew-Mitglider des USS Enterprise
       zitiert, die berichten, dass Beschwerden über die Videos auf dem Schiff
       ignoriert worden wären und sich die amerikanische Öffentlichkeit vielfach
       empört über das Gebaren des ranghohen US-Soldaten, finden sich im Netz
       jedoch auch Sympathisanten von Owen Honors.
       
       Auf der Fanseite der USS Enterprise bei Facebook posten Mitglieder ihre
       Unterstützung für Honors und die Seite "Unterstützt Kapitän Owen Honors -
       USS Enterprise" hat bis Dienstagnachmittag knapp 6.900 Fans. Für die einen
       nur ein Scherz, für die anderen ein Affront - Owen Honors selbst könnten
       seine Videos die Karriere kosten.
       
       4 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rieke Havertz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA