# taz.de -- Kölner Tatort "Unter Druck": Außer Controller
       
       > Eine Consulting-Firma sorgt für harte Einschnitte in einem Kölner Verlag.
       > Dabei bleibt ein Controller auf der Strecke. "Unter Druck" (Sonntag 20.15
       > Uhr, ARD) ist richtig gut.
       
 (IMG) Bild: Eiskalte Engel: Claudia Michelsen als Teamleiterin einer Consulting-Firma.
       
       Ein Controller liegt mit zerschmettertem Körper in der Lobby des Kölner
       Verlages, der unter anderem das Abendblatt herausbringt. Verdächtige, wen
       wundert es, gibt es ungefähr so viele wie Beschäftigte. Die leitenden
       Angestellten waren von der angeheuerten Consulting-Firma angehalten,
       schwarze Listen mit verzichtbaren Mitarbeitern aus ihrem Bereich zu
       erstellen; wer nicht mitmachte, kam eben selbst auf eine der Listen.
       
       Ein System der Angst ist es also, mit dem die Kommissare Ballauf (Klaus J.
       Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) in ihrem jüngsten Fall konfrontiert
       werden. Die beiden, das hätten wir nicht anders erwartet, kommentieren die
       Schieflage im besorgten bis empörten sozialdemokratischen Tonfall, das
       passt schon. Und „Lindenstraße“-Regisseur Herwig Fischer führt für alle
       verständlich durch die Absurditäten des Mediengeschäfts, wo immer mehr Geld
       dafür ausgegeben wird, neue Wege des Sparens zu beschreiten.
       
       So weit, so redlich. Richtig gut aber wird diese endlich mal wieder von
       Anfang bis Ende konsumierbare Kölner „Tatort“-Episode durch die
       Feinzeichnung, mit der die junge Drehbuchautorin Dagmar Gabler („Schläft
       ein Lied in allen Dingen“) die hochbezahlten Kostendrücker ausstattet – und
       die zwei der besten deutschen Fernsehdarsteller bis in jede Faser ihrer
       Körper ausfüllen: Claudia Michelsen spielt die Consulting-Teamleiterin mit
       einer feinnervigen Widersprüchlichkeit. Menschliche Niederlagen werden sehr
       wohl verbucht – und als Anlass genommen, nur umso konsequenter den
       menschlichen Faktor beim Controlling auszublenden.
       
       Und Johann von Bülow, dem man auch beim dritten Wochenendkrimiauftritt in
       wenigen Wochen noch gerne zuschaut, gibt den Heißsporn in der
       Verlagsleitung als über jede Schwäche erhabenen Manager. So einer ist
       natürlich stolz darauf, dass er nie schläft und dass er offensichtliche
       sämtliche persönliche Bedürfnisse bei der angestrebten internationalen
       Vernetzung des Medienhauses in den Hintergrund stellt. Im direkten
       Schlagabtausch mit dem alten Verlagschef (Hansjürgen Hürrig) droht der
       New-Media-Stratege jedoch immer wieder aufzulaufen und seine gut trainierte
       Contenance zu verlieren.
       
       Da bewiesen die Macher dieses „Tatorts“, der schon im Januar letzten Jahres
       gedreht wurde, geradezu seherische Fähigkeiten: Der ausbrechende
       Generationenkonflikt in dem fiktiven Kölner Verlag erinnert frappierend an
       den des ganz realen Medienhauses M. DuMont Schauberg, der uns in den
       letzten Monaten so gut unterhalten hat.
       
       9 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Buss
       
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