# taz.de -- Kampf um Gartenstadt: Siedler sollen Neubauten weichen
       
       > Die Wulffsche Siedlung in Langenhorn soll abgerissen werden. Die Bewohner
       > fürchten, dass die Neubauten für sie zu teuer werden. Nun organisieren
       > sie den Widerstand.
       
 (IMG) Bild: Die Idylle trügt: Die Wulffsche Siedlung soll abgerissen werden.
       
       Noch ist die Wulffsche Siedlung im Hamburger Stadtteil Langenhorn eine
       Gartenstadt, und die Mieten der über 500 Wohnungen aus den 40er und 50er
       Jahren sind günstig. Doch der Abriss droht: Der Entwurf für einen neuen
       Bebauungsplan Langenhorn 73 sieht auf dem Gelände Neubauten mit bis zu 800
       Wohneinheiten vor.
       
       Konkrete Pläne hat der Investor bisher angeblich nicht. Die
       Hansa-Grundstücksverwaltung spricht jedoch von familiengerechten, also
       größeren Wohnungen. Die bisher 50-Quadratmeter großen Wohneinheiten
       entsprächen nicht mehr dem heutigen Standard.
       
       Anwohner und Mieter wollen sich das nicht gefallen lassen, mit ihrer
       Bürgerinitiative "Stoppt Langenhorn 73" arbeiten sie auf ein Bürgerbegehren
       hin. Bis Mai brauchen sie 6.500 Unterschriften, um den neuen Bebauungsplan
       zu verhindern.
       
       Die bei größeren Neubauwohnungen zu erwartenden höheren Mieten könnten die
       jetzigen Mieter nicht bezahlen, sagt Sylvia Sonnemann von Mieter helfen
       Mietern. "Dann ist in weiten Teilen ein Austausch der Bewohnerschaft zu
       befürchten."
       
       Die verdichtete Bebauung würde außerdem den Gartenstadt-Charakter zunichte
       machen. Die vorhandenen Mietshäuser sind zweigeschossig, mit Satteldächern.
       Geplant sind drei-und viergeschossige Gebäude plus Staffelgeschoss. Laut
       Initiative sind im Bebauungsplan-Entwurf keine Grünflächen ausgewiesen.
       
       Geändert werden soll der bestehende Bebauungsplan laut Hansa und dem
       Planungsbüro Plankontor, weil er eine zu geringe Baubreite von
       durchschnittlich 8,50 Meter festschreibe. Üblich seien heute 11,50 Meter.
       Das verhindere umfangreichere An- und Umbauten, etwa um den Gebäudebestand
       energietechnisch zu sanieren oder barrierefrei zu machen. Verdrängt werden
       solle niemand. "Wir wollen die Neubauten sukzessive in einem Prozess von 20
       Jahren errichten", sagt Jörg Drefers von der Hansa-Grundstücksverwaltung.
       
       Doch Anlass zu Misstrauen gibt den Bewohnern der Wulffschen Siedlung die
       Vorgehensweise. Von den Neubau-Plänen erfuhren sie im vergangenen Juni. "Da
       waren die Planungen aber schon zwei, drei Jahre im Gange", berichtet
       Michael Kuckhoff, Sprecher von "Stoppt Langenhorn 73". Die
       Eigentümer-Familien Haas, Rickertsen und Pisani holten sich 2010 die
       GWG-Unternehmensgruppe aus Stuttgart als Partner ins Boot.
       Hauptgesellschafter der GWG ist die R+V Versicherung.
       
       Die bisherigen Gespräche mit Grundstücksverwaltern und Lokalpolitikern
       liefen aus Sicht der Initiative nicht zufriedenstellend. Doch inzwischen
       wollen Eigentümer wie Politik Zugeständnisse machen. Erwogen wird eine
       geringere Geschosszahl und damit eine geringere Gebäudehöhe. "Eventuell
       kann man auch noch mal ganz neu planen", sagt Gebhard Kraft von der
       Langenhorner CDU. Auch SPD-Bezirksfraktionschef Thomas Domres kann sich
       eine Veränderung des Bebauungsplans vorstellen.
       
       7 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Angela Dietz
       
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