# taz.de -- Dioxin-verseuchte Lebensmittel: Bauern dürfen wieder arbeiten
       
       > Drei Bundesländer heben die Sperrungen von Höfen wieder auf. Südkorea und
       > Slowakei verhängen allerdings ein Einfuhrverbot für deutsche Fleisch- und
       > Eiprodukte.
       
 (IMG) Bild: In Niedersachsen und andernorts werden die Kühe nun wieder für die Endverbraucher gemolken.
       
       Am Wochenende zeichnete sich eine erste Entspannung im andauernden
       Dioxinskandal ab: Am Samstag wurden in drei Bundesländern vorsorglich
       gesperrte Agrarbetriebe wieder freigegeben. Das niedersächsische
       Agrarministerium gab 500 von 4.500 gesperrten Bauernhöfen wieder frei.
       Untersuchungen von Milch, Butter und Käse hätten keine Belastung mit dem
       Gift ergeben, sagte Ministeriumssprecher Gert Hahne in Hannover. Vorrangig
       seien die Milcherzeuger-Betriebe getestet worden. Den Ergebnissen zufolge
       könnten Milch, Butter und Käse ohne Bedenken verzehrt werden. Daraufhin
       seien alle Milchbetriebe in Niedersachsen wieder freigegeben worden. In
       Nordrhein-Westfalen sind nach der Aufhebung von zwölf Sperrungen nur noch
       knapp 170 Höfe gesperrt. Heute könnte auch die Sperrung für zahlreiche
       Schweinemastbetriebe aufgehoben werden.
       
       Für eine generelle Entwarnung sei es allerdings noch zu früh, so
       Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). Weitere bei dem
       Futterfett-Hersteller Harles und Jentzsch sichergestellte Rückstellproben
       zeigten erneut deutlich erhöhte Dioxinwerte. Die Ergebnisse der acht Proben
       reichen von 0,39 bis 54,67 Nanogramm. Der zulässige Grenzwert von 0,75
       Nanogramm wurde in sieben Fällen überschritten - zum Teil um das bis zu
       78-fache. Ministerin Aigner forderte harte Maßnahmen gegen die
       Machenschaften der Futtermittelhersteller: "Wer die Existenz Hunderter
       Betriebe aufs Spiel setzt und die Gesundheit von Verbrauchern gefährdet,
       muss zur Rechenschaft gezogen werden." Die Verursacher müssten in Haftung
       genommen werden und für die entstandenen Schäden gerade stehen.
       
       Zu möglichen Forderungen nach einem Ausgleich finanzieller Einbußen durch
       den Staat äußerte sich Aigner reserviert: "Ich hielte es für falsch, in
       einen Wettlauf der Forderungen einzutreten." Für die betroffenen Betriebe
       sei das zwar eine bittere Situation, denn wenige schwarze Schafe hätten
       hier einen enormen wirtschaftlichen Schaden angerichtet. Priorität habe
       aber trotz allem der Schutz der Verbraucher und die vollständige
       Aufklärung.
       
       Nachdem bekannt wurde, dass belastete Produkte möglicherweise auch
       exportiert wurden, hat neben der Slowakei auch Südkorea Konsequenzen
       gezogen. Die beiden Länder verhängten ein Einfuhrverbot für deutsches
       Fleisch, die Slowakei stoppte zusätzlich auch den Import von Eiern. Dort
       wurde auch der Verkauf der Produkte verboten, für die im Handel
       befindlichen Waren wurde eine Untersuchung angeordnet. Aigner kritisierte
       das Vorgehen. "Wir stellen klar, dass zu keinem Zeitpunkt irgendeine
       Gesundheitsgefährdung von deutschen Exporten ausgegangen ist", sagte ein
       Aigner-Sprecher am Sonntag.
       
       Der Firma Harles und Jentzsch, die Fett für Mastfutter vertrieben hatte,
       waren die Verunreinigungen seit März 2010 bekannt. Der Futterfetthersteller
       steht inzwischen auch unter Betrugsverdacht. Laut Spiegel sei die Firma im
       Sommer von staatlichen Prüfern kontrolliert worden, habe ihnen aber die
       alarmierenden Testergebnisse nicht vorgelegt. Die Prüfer hätten bei einem
       Besuch bei Harles und Jentzsch am 28. Juli dieses Jahres nicht die
       positiven Testergebnisse von Eigenkontrollen auf Dioxin vom 19. März und
       vom 21. Juni zu sehen bekommen. Die von der Behörde selber entnommenen
       Proben hätten angeblich keine Auffälligkeiten ergeben - und selbst
       Lieferscheine mit dem Hinweis, dass die eingekauften Fettsäuren nicht für
       Futtermittel geeignet seien, hätten die Kontrolleure nicht stutzig gemacht.
       
       9 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Elias Schneider
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA