# taz.de -- Risiko-Standort Gorleben: Merkel soll über Salzstock aussagen
> Als einstige Umweltministerin soll Merkel auf Kosten der Sicherheit
> gehandelt haben, sagen Grüne. Deshalb wollen sie die Kanzlerin im
> Bundestags-Untersuchungsauschuss vernehmen.
(IMG) Bild: Hier ist Angela Merkel im Jahr 1998 noch einen Tag lang Umweltministerin der abgewählten Kohl-Regierung, bevor sie die Staffel an ihren grünen Nachfolger Jürgen Trittin abgeben musste.
BERLIN taz | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) könnte bald von ihrer
Vergangenheit als Bundesumweltministerin eingeholt werden. Die Grünen
wollen Merkel im Bundestags-Untersuchungsausschuss zum geplanten
Atommülllager in Gorleben vernehmen. Sie werfen ihr vor, in ihrer Zeit als
Bundesumweltministerin, das Amt bekleidete sie von 1994 bis 1998, die
Erkundungsbereiche im Salzstock Gorleben nur aus Kostengründen
eingeschränkt zu haben. Für die weitere Untersuchung sei dadurch eine neue
Genehmigung erforderlich geworden, die aber nie beantragt wurde.
Der Ausschuss soll die Umstände klären, unter denen Gorleben zum geplanten
Endlagerstandort bestimmt wurde. Die Grünen haben nun einen Zwischenbericht
geschrieben - mit vernichtendem Ergebnis: Der Standort sei willkürlich
ausgewählt worden, die Geologie ignoriert, Wissenschaftler diskreditiert,
die Öffentlichkeit ausgeschlossen worden.
Im letzten Kapitel des Berichts wird ein Ausblick auf die zukünftige Arbeit
des Untersuchungsausschusses gegeben. Die politischen Entscheidungen der
90er Jahre wurden in dem Gremium bislang nämlich noch nicht näher
beleuchtet. Vorliegende Akten zeichneten aber bereits ein schlechtes Bild
von der damaligen Umweltministerin Merkel. Die Erkenntnisse müssten "im
weiteren Verlauf der Ausschussarbeit lückenlos aufgeklärt werden", so die
Forderung in dem Papier, das der taz vorliegt.
Die Grünen werfen der CDU-Politikerin vor, unnötige Gefahren in Kauf
genommen zu haben, damit die Kraftwerksbetreiber ihren Entsorgungsnachweis
für Atommüll behalten konnten. Andernfalls hätten Atomreaktoren
abgeschaltet werden müssen, "verbunden mit milliardenschweren
Entschädigungsforderungen seitens der AKW-Betreiber gegenüber dem Bund",
heißt es in dem Bericht. Um das zu verhindern, habe Merkel auf eine zügige
Weitererkundung des Salzstocks gedrängt, obwohl dies in vielen Bereichen
aus rechtlichen Gründen nicht möglich war. Zudem sei damit der
Rahmenbetriebsplan - die rechtliche Grundlage für die Erkundung - ungültig
geworden, eine neue Genehmigung hätte beantragt werden müssen. Die
Regierung hingegen hält das bis heute für nicht erforderlich. Sollte sie
ihre Meinung ändern, könnte dies aus Sicht der Grünen das Aus für Gorleben
bedeuten. Sylvia Kotting-Uhl, atompolitische Sprecherin der Fraktion, sagt:
"Um den Salzstock als geeignet bezeichnen zu können, muss er vollständig
erkundet sein."
FELIX WERDERMANN
9 Jan 2011
## AUTOREN
(DIR) F. Werdermann
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