# taz.de -- Nach Attentat auf Politikerin in Arizona: Anklage gegen Attentäter erhoben
       
       > Während sich die schwer verletzte US-Abgeordnete Giffords weiter in
       > ernstem Zustand befindet, wird der mutmaßliche Attentäter einem Richter
       > vorgeführt. Seine Motive sind weiter unklar.
       
 (IMG) Bild: Die amerikanischen Fahnen vor dem US-Kapitol in Washington wehen auf Halbmast.
       
       TUCSON afp/dpa | Bei dem Attentat auf die US-Kongressabgeordnete Gabrielle
       Giffords in Tucson im US-Bundesstaat Arizona handelte es sich offenbar um
       die Tat eines geistig verwirrten Einzeltäters. Wie der ermittelnde Sheriff
       Clarence Dupnik am Sonntag sagte, besteht kein Zweifel, dass es sich um die
       Tat eines "einzelnen, sehr gestörten Individuums" handelte. Jared Lee
       Loughner soll an diesem Montag erstmals vor einem Richter erscheinen.
       Demokraten übten unterdessen Kritik an der zunehmend aggressiven
       politischen Rhetorik.
       
       US-Präsident Barack Obama rief für 11 Uhr am Montagvormittag (17 Uhr MEZ)
       zu einer Schweigeminute auf. An Bundesgebäuden wurden die Flaggen auf
       Halbmast gesenkt - unter den Todesopfern sind ein hochrangiger
       Bundesrichter und ein erst 30-jähriger Wahlkreis-Spitzenmitarbeiter der
       Abgeordneten. Auch ein neunjähriges Mädchen starb: Geboren wurde die kleine
       Christina nach Medienberichten am 11. September 2001, dem Tag der
       verheerenden Terroranschläge in den USA.
       
       Jared Loughner war am Tatort, einem Parkplatz vor einem Supermarkt in
       Tucson, von Passanten überwältigt worden, bevor ein noch schlimmeres
       Blutbad anrichten konnte. 14 Menschen hatten den Anschlag mit einer
       halbautomatischen Pistole teils schwer verletzt überlebt, so auch die
       Demokratin Giffords. Ärzte beschrieben ihren Zustand am Sonntag als
       weiterhin kritisch, sind aber zunehmend zuversichtlich, dass die 40-Jährige
       das Attentat übersteht.
       
       Loughner wurde zunächst in fünf Punkten angeklagt, wegen dreifachen
       versuchten Mordes und zweifachen Mordes. Dabei geht es um die Opfer, die
       Bundesbedienstete waren. Dazu gehören Giffords und zwei ihrer Helfer, die
       überlebten, sowie der getötete Richter und der Wahlkreis-Mitarbeiter.
       Weitere Anklagen gelten als wahrscheinlich.
       
       Die Motive des Täters blieben weiterhin unklar. Bizarre Erklärungen und
       Videos des jungen Mannes im Internet weisen jedoch auf einen wirren
       politischen Hintergrund hin. Ein Mann, der als möglicher Komplize gesucht
       worden war, entpuppte sich als harmloser Taxifahrer, der nichts mit dem
       Blutbad zu tun hatte, berichteten Medien unter Berufung auf Polizeikreise.
       
       In einem Interview mit dem Sender Fox News sagte Dupnik, es stehe fest,
       dass der 22-jährige mutmaßliche Attentäter Jared Lee Loughner es gezielt
       auf Giffords abgesehen habe. Er verwies auf einen entsprechenden Brief
       Loughners, der bei einer Durchsuchung von dessen Wohnung entdeckt worden
       war. In einem Safe fand die Polizei zudem einen Umschlag, auf dem "Ich
       plante voraus", "Mein Mordanschlag" und "Giffords" stand. Zudem fand sie
       einen Brief von Giffords, in dem die demokratische Abgeordnete Loughner für
       die Teilnahme an einer Kundgebung im August 2007 dankte.
       
       Demokraten äußerten unterdessen Kritik an einer Karte der USA, die von
       Palins Wahlkampfteam vor den Zwischenwahlen ins Internet gestellt worden
       war. Darauf waren die Wahlkreise besonders verletzlicher Politiker,
       darunter auch Giffords, mit Fadenkreuzen markiert.
       
       In die Kritik geriet auch Palins Slogan "Nicht zurückweichen, nachladen".
       "Solche Dinge, glaube ich, laden ein zu dieser giftigen Rhetorik, die
       instabile Menschen dazu verleiten kann zu glauben, dies sei eine akzeptable
       Reaktion", sagte dazu der demokratische Senator Dick Durbin dem Sender CNN.
       
       Sheriff Dupnik, der ein Demokrat und ein entschiedener Gegner der lockeren
       Waffengesetze Arizonas ist, warnte vor einer Rhetorik des Hasses, der
       Paranoia und des Misstrauens gegenüber der Regierung. Solche Rhetorik
       könnte besonders bei psychisch instabilen Persönlichkeiten negative Wirkung
       entfalten, sagte Dupnik.
       
       Fox News sagte Dupnik zu den möglichen Motiven des Attentäters, es habe
       "Tag und Nacht in Radio und Fernsehen eine Menge ätzender Kommentare zu
       ihrer Unterstützung der Gesundheitsreform" gegeben. Diese Kommentare hätten
       viele Leute aufgehetzt.
       
       Der republikanische Senator Lamar Alexander wies in einem Interview mit CNN
       die Vorwürfe gegen Palin zurück, rief jedoch zu mehr gegenseitigem Respekt
       in der politischen Debatte auf. Palin veröffentlichte eine Botschaft auf
       Facebook, in der sie den Angehörigen Giffords und der anderen Opfer ihr
       Beileid ausdrückte.
       
       Giffords war im November mit knapper Mehrheit in dem politisch zutiefst
       gespaltenen Staat im Süden der USA für eine dritte Legislaturperiode ins
       Abgeordnetenhaus gewählt worden. Als entschiedene Gegnerin der umstrittenen
       Einwanderungsgesetz des Staates und als Unterstützerin der
       Gesundheitsreform war sie wiederholt bedroht worden.
       
       10 Jan 2011
       
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