# taz.de -- Emissionshandel vorerst gesperrt: Klimahandel wieder gehackt
       
       > Kriminelle klauen in mehreren Ländern CO2-Emissionsrechte. Die
       > EU-Kommission stoppt daraufhin die Transaktionen für mehr als eine Woche.
       > Der Handel geht trotzdem weiter.
       
 (IMG) Bild: Vorerst gestoppt: Der Handel mit CO2-Emissionsberechtigungen.
       
       FREIBURG taz | Nach mehreren Hackerangriffen hat die EU-Kommission am
       Mittwochabend die Konten im Emissionshandel bis mindestens Ende nächster
       Woche gesperrt. In Tschechien sollen am Dienstag
       CO2-Emissionsberechtigungen im Wert von 6,7 Millionen Euro gestohlen worden
       sein, zeitgleich hat es auch in Griechenland kriminelle Zugriffe auf das
       nationale Emissionsregister gegeben.
       
       In Österreich entwendeten Hacker bereits am 10. Januar in Computersystemen
       500.000 Emissionszertifikate im Wert von rund 7 Millionen Euro und
       transferierten sie über Italien und Schweden nach Liechtenstein. Nur ein
       Teil davon konnte noch sichergestellt werden. Das deutsche Register sei von
       den jüngsten Angriffen nicht betroffen, heißt es bei der zuständigen
       Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt). Dennoch gilt die aktuelle Sperre
       auch für Deutschland.
       
       Trotzdem ging an der Leipziger Energiebörse EEX der Handel mit
       Emissionsrechten gestern weiter. Der Spot- und Terminmarkt sei "bis auf
       Weiteres nur geringfügig beeinträchtigt", teilte die Börse mit. Man kann
       sich den Emissionshandel wie eine Warenbörse vorstellen: Käufer und
       Verkäufer können an der Börse weiterhin ihre Angebote abgeben und
       Abschlüsse tätigen. Nur ausgeliefert wird die Ware nicht, also nicht in die
       nationalen Register übertragen.
       
       Bis zum kommenden Freitag müssen die nationalen Registerstellen nun ihre
       Sicherheitsstandards erhöhen. Es geht also um IT-Sicherheit, nicht um das
       Instrument Emissionshandel an sich. Das deutsche Register sei von den
       Nachbesserungen nicht betroffen, sagt die DEHSt.
       
       Die jüngsten Hackerangriffe sind nicht die ersten Attacken auf das System
       des CO2-Handels. Bereits im Februar 2010 waren Firmen in Deutschland Opfer
       einer sogenannten Phishing-Attacke geworden, in der mit fingierten E-Mails
       Unternehmen aufgefordert wurden, sich zum angeblichen Schutz vor Hackern
       neu zu registrieren. Solchen Angriffen hat die DEHSt inzwischen einen
       Riegel vorgeschoben: Seit November erhalten die Handelsteilnehmer eine
       Transaktionsnummer auf ihr Handy, wie beim Online-Banking.
       
       Dass der Emissionshandel Kriminelle anzieht, kann nicht verwundern. Die
       Zertifikate sind klassische Wertpapiere. Das Recht zum Ausstoß einer Tonne
       CO2 ist in der EU derzeit rund 14,30 Euro wert. An der EEX betrug das
       Handelsvolumen im vergangenen Jahr gut zwei Milliarden Euro.
       
       20 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernward Janzing
       
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