# taz.de -- Fast-Zensur in Venezuelas TV: Ein Hund namens Huguito
       
       > In Venezuela ist eine beliebte kolumbianische Telenovela einfach aus dem
       > Programm gestrichen worden. Präsident Hugo Chávez sah sich persönlich
       > beleidigt.
       
 (IMG) Bild: Don't cry for me, Venezuela: Huguito, ihr geliebter Hund, ist einfach weggelaufen.
       
       BERLIN taz | Tonnen von Make-up, pinkfarbener Lippenstift, wasserstoffblond
       gefärbte Haare, die sich grell von ihrer viel zu braun gebrannten Haut
       absetzen. Dazu übertrieben eng anliegende Klamotten, die sie sich bei ihrer
       vollschlanken Figur eigentlich nicht leisten kann. Sie ist grob, ungebildet
       und intrigant – und sie heißt Venezuela.
       
       Als sympathisch kann man den Charakter der Venezuela in der kolumbianischen
       Telenovela "Chepe Fortuna" nicht bezeichnen. Und genau deswegen hat sich
       der venezolanische Präsident Hugo Chávez nun gegen die Ausstrahlung in
       seinem Land ausgesprochen.
       
       Bisher war die Telenovela in beiden Ländern sehr beliebt. Doch nun müssen
       die Venezolaner auf ihren "Chepe" verzichten. Die Medienaufsicht Conatel
       wetterte gegen die Ausstrahlung im TV: Die Sendung fördere politische
       Intoleranz und unterschätze die Intelligenz der Zuschauer.
       
       Zugegeben, die Parallelen zu den beiden benachbarten und ewig zerstrittenen
       Ländern Lateinamerikas ist offensichtlich. Während Venezuela immer wieder
       versucht, mit englischem Kauderwelsch über ihr geringes Bildungsniveau
       hinweg zu täuschen, ist ihre Schwester Colombia – was für ein Zufall bei
       der Namensgebung – die Tugend und Weisheit in Person.
       
       Außerdem besitzt Venezuela einen kleinen Hund, den sie Huguito (Hugolein)
       nennt. In einer der letzten Episoden ist ihr der kleine Hugo weggelaufen.
       Sie war am Boden zerstört. Doch Venezuelas Geliebter sah das Ganze positiv:
       „Jetzt wirst du endlich frei sein, Venezuela. Huguito hat sich in letzter
       Zeit sowieso nur noch in fremden Häusern herumgetrieben und dich schlecht
       dastehen lassen.“
       
       Ist das etwa eine Anspielung auf die Politik von Chávez und auf die
       vermeintliche Unterstützung von FARC-Rebellen, die sich in Venezuela
       aufhalten sollen? Jedenfalls hat genau diese Episode gereicht, um den
       Staatschef auf die Palme zu bringen. „Das ist eine ganz schreckliche
       Sendung“, sagte er in der Parlamentsversammlung letzte Woche. Sie zeige die
       Respektlosigkeit gegenüber Venezuela.
       
       Vielleicht verstehen Revoluzzer wie Chávez einfach keinen Spaß, wenn man
       sie mal ein bisschen auf den Arm nimmt. Für die Telenovela konnte es aber
       besser gar nicht laufen. Wegen dieses Skandals sind ihre Einschaltquoten in
       Kolumbien um 50 Prozent gestiegen.
       
       Die eigentliche Crux ist aber, dass Präsident Chávez das Verbot der Sendung
       nicht direkt angeordnet hatte. Auch die Medienaufsicht Contel hat die
       beliebte Telenovela nicht verboten. Sie hatte lediglich den betroffenen
       Sender Televen ermahnt. Dieser ging der Mahnung nach und nahm „Chepe
       Fortuna“ aus ihrem Programm. Für Televen war diese Handhabung eindeutig
       günstiger als weitere Sanktionen abzuwarten.
       
       So triumphierte Chávez ohne sich Zensur vorwerfen lassen zu können. Der
       Staat beschneidet also nicht die Meinungsfreiheit der Individuen. Das
       machen sie selbst, um keine Probleme mit dem Staat zu bekommen. Zumindest
       soll das suggeriert werden.
       
       26 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christina Zimmermann
       
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