# taz.de -- US-Bericht zu den Ursachen der Finanzkrise: Vermeidbare Pleite
       
       > Obamas Expertenkommission zu den Ursachen der Finanzkrise sieht die
       > Hauptschuld im Versagen staatlicher Kontrollbehörden. Und übt Kritik an
       > zwei Regierungen.
       
 (IMG) Bild: 700 Zeugen wurden dazu befragt, wie es an der Wall Street zur Krise kommen konnte.
       
       Die Finanzkrise war vermeidbar. Zu diesem Ergebnis kommt die 2009 von
       US-Präsident Barack Obama eingesetzte Expertenkommission, die am Donnerstag
       in Washington ihren Bericht offiziell vorstellen wollte. Und die Kommission
       benennt Schuldige: Die Deregulierungsmaßnahmen der Clinton-Regierung und
       die Politik der Zentralbankchefs Alan Greenspan und Ben Bernanke trugen
       genauso zum Desaster bei wie der Umgang der Bush-Regierung mit der Krise
       von Lehman Brothers.
       
       Mitten in der wieder aufgeflammten Debatte über die Rolle des Staates in
       Wirtschaft und Gesellschaft konstatiert der Bericht das Versagen der
       staatlichen Kontrollbehörden, ihrer Aufsichtspflicht auch tatsächlich
       nachzukommen. Die US-Börsenaufsicht etwa habe es versäumt, die Banken zum
       Aufbau höherer Kapitalreserven zu drängen, obwohl die überaus riskanten
       Geschäfte mit faulen Krediten längst bekannt waren.
       
       Bislang waren die Ursachen der Finanzkrise insbesondere in der
       Niedrigzinspolitik der Zentralbank und der lockeren Kreditvergabepraxis der
       Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac gesucht worden. Der
       Bericht hingegen sieht die Hauptschuld bei der Regierung, die ihren
       Regulierungsaufgaben nicht nachgekommen sei und etwa den Handel mit
       komplexen Finanzprodukten und den Verkauf von Krediten bei gleichzeitiger
       Spekulation auf den Erfolg der damit finanzierten Vorhaben zugelassen habe.
       
       Einig war sich die aus zehn Mitgliedern bestehende Kommission jedoch nicht:
       Was Aufnahme in den 576 Seiten starken Bericht fand, ist die Meinung der
       Mehrheit, also jener sechs Kommissionsmitglieder, die von den Demokraten
       benannt wurden. Die vier von den Republikanern berufenen Experten geben
       ihre abweichende Meinung in zwei Minderheitenvoten zum Besten – eines, das
       von drei Mitgliedern geteilt wurde, und die Meinung des vierten, der vor
       allem staatliche Programme zur Förderung des Eigenheimbesitzes als
       Hauptschuldigen ausmacht.
       
       19 Tage lang hat die Kommission über 700 Zeugen angehört, um sich ein
       klares Bild zu verschaffen. "Es wäre die größte Tragödie, wenn wir glauben
       würden, dass niemand die Krise habe kommen sehen können und also nichts
       dagegen hätte getan werden können", schreiben die sechs Mehrheitsmitglieder
       in ihren Schlussfolgerungen. "Wenn wir das akzeptieren, dann wird es wieder
       passieren." Zumindest ein Teil der Empfehlungen ist nicht neu und hat
       bereits Eingang in die Finanzregulierungsgesetze gefunden, die im
       vergangenen Jahr nach harten Verhandlungen - und in Kernbereichen stark
       verwässert - vom US-Kongress verabschiedet wurden.
       
       Allerdings: Der Kommissionsbericht benennt Verantwortliche mit vollem
       Namen. Diese Erkenntnisse wurden auch an die Staatsanwaltschaft übergeben.
       Es ist nicht auszuschließen, dass es gegen einige in dem Bericht genannte
       Personen künftig auch Strafverfahren geben wird. Bislang ist für die
       Entstehung der Finanzkrise noch niemand persönlich zur Verantwortung
       gezogen worden.
       
       27 Jan 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Pickert
       
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