# taz.de -- Arbeitskampf im Netz: Mit Lady Gaga für fairen Lohn
       
       > Mit dem Internetportal labournet.tv hat die Gewerkschaftslinke jetzt ein
       > Onlinearchiv aufgebaut. Es sammelt Filme über Arbeitskampf und
       > Arbeitsbedingungen in aller Welt.
       
 (IMG) Bild: Ob Lady Gaga damit gerechnet hat, dass ihr Song "Bad Romance" Teil des Arbeitskampfes in San Francisco werden würde?
       
       BERLIN taz | Natürlich ist die Musik geklaut. Aber darauf kommts nicht an,
       als die Blechbläser mitten in der Lobby des Westin St. Francis Hotels in
       San Francisco plötzlich lostrompeten, vermeintliche Hotelgäste aufspringen
       und lostanzen - zum Sound und der Choreografie von Lady Gagas "Bad
       Romance".
       
       Nur der Text geht anders: "Oh no, dont get caught in a bad hotel." Lass
       dich nicht in einem schlechten Hotel erwischen. "Boycott this hotel.
       Boycott! Boycott!" Die Angestellten des Westin und anderer Hotels kämpfen
       für "faire Verträge und eine bezahlbare Krankenversicherung". Der
       [1][Flashmob] fand im Mai 2010 statt.
       
       Von so etwas erfahre man aus den Medien nur, "wenn der Konflikt eine
       bestimmte Schwelle überschreitet", sagt die freie Filmemacherin Bärbel
       Schönafinger. Dabei gebe es sehr oft Videos oder Filme, die dem Protest
       dokumentierten. Und ab sofort sollen diese auch [2][gut zu finden sein].
       
       Labournet.tv ist die jüngste Initiative des LabourNet, eines Netzwerks, das
       seit den 1990er Jahren die internationale Gewerkschaftslinke vernetzt.
       Schönafinger ist hier Redakteurin und sammelt die Beiträge über
       Arbeitskämpfe und Arbeitsbedingungen. "Es gibt zu wenig Informationen aus
       dem Arbeitsleben", sagt sie. "Dabei werden in den Betrieben ständig
       Kampferfahrungen gemacht, mit jedem Streik, mit jeder Auseinandersetzung
       über Pausenzeiten, Kantinenessen, Arbeitsverdichtung."
       
       Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt.
       Bis jetzt umfasst das Archiv rund 250 Beiträge aus 24 Ländern - vom
       Anderthalb-Minuten-Clip bis zu abendfüllenden Spielfilmen, sortiert nach
       Ländern, Branchen und "Kampffeldern".
       
       Denn labournet.tv will nicht nur Arbeitskämpfe in klassischen
       Industriebranchen begleiten, sondern interessiert sich genauso für prekäre,
       migrantische und auch Reproduktionsarbeit.
       
       So finden sich Beiträge wie "Deconstructing Foxconn" (2011) über die
       Selbsttötungen von Beschäftigten des weltgrößten Elektronikherstellers in
       China neben "Großer Aufwasch im Subunternehmen" (2010), in dem es um
       westafrikanische Migrantinnen geht, die als Leiharbeiterinnen in Marseille
       Zimmer putzen und in ihrem Kampf gegen unmenschliche Akkordzeiten von einem
       kauzigen Altherren-Solidaritätskomitee unterstützt werden.
       
       Fast alles ist kostenlos zugänglich. Nur wenn Lizenzrechte dem
       entgegenstehen, wie etwa bei "Navigators" (2001), Ken Loachs Spielfilm über
       die Privatisierung der britschen Bahn, sieht man nur einen Trailer - plus
       Hinweis, wo man den Film bekommt.
       
       Ob ein Beitrag aufgenommen wird, entscheidet die Redaktion danach, ob er
       "einen emanzipatorischen Anspruch" hat, also "den LohnarbeiterInnen auf
       Augenhöhe" begegnet, sagt Schönafinger. Außerdem müsse er auch
       "handwerklich gut gemacht sein".
       
       Allerdings bedeuten diese Ansprüche nicht notwendigerweise, dass die Filme
       auch journalistischen Kriterien genügen. Manchen Dokumentarfilmen fehlen
       ganz grundlegende Informationen. Dann fällt es schwer, nur anhand der
       Aussagen der befragten Beschäftigten und Gewerkschafter nachzuvollziehen,
       um was genau sich der Konflikt dreht. Und manchmal nimmt auch die Agitation
       überhand.
       
       Dann überlagern Sätze wie: "Der Kampf ist nicht nur für uns, sondern gegen
       das Unrecht, das gegen die ganze Arbeiterklasse gerichtet ist", eigentlich
       spannende Geschichten wie die über den Hungerstreik von Leiharbeitern bei
       der deutschen Volkswagen AG 2009.
       
       4 Feb 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://de.labournet.tv/video/4462/dont-get-caught-bad-hotel
 (DIR) [2] http://de.labournet.tv
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Beate Willms
       
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