# taz.de -- Charles Taylor boykottiert Gericht: Kriegsverbrecherprozess vertagt
       
       > Liberias Ex-Präsident Charles Taylor boykottiert das Den Haager
       > UN-Kriegsverbrechertribunal. Das Gericht hatte ein Dokument von ihm nicht
       > angenommen.
       
 (IMG) Bild: Charles Taylor soll die Rebellenbewegung Revolutionäre Front in Sierra Leone unterstützt haben. Diese hatte Kindersoldaten in den Kampf geschickt.
       
       LEIDSCHENDAM afp | Der Kriegsverbrecherprozess gegen Liberias
       Ex-Präsidenten Charles Taylor ist wegen des Boykotts des Angeklagten und
       seines Verteidigers auf Freitag vertagt worden. Da Taylor und sein Anwalt
       Courtenay Griffiths am Mittwoch nicht im UN-Kriegsverbrechertribunal in Den
       Haag für ihr Schlussplädoyer erschienen, verschob die Richterin Teresa
       Doherty das Verfahren. Griffiths kündigte an, auch die kommende Sitzung zu
       boykottieren.
       
       Vor dem Gerichtsaal im Den Haager Vorort Leidschendam sagte Griffiths
       gegenüber Journalisten, er habe am Vortag gemeinsam mit seinem Mandanten
       entschieden, nicht mehr mit dem Gericht zu kooperieren, solange dieses
       nicht bereit sei, das Dokument mit einer Zusammenfassung der Argumente der
       Verteidigung zu berücksichtigen. Das Gericht hatte sich am Dienstag
       geweigert, das Dokument anzunehmen, da es drei Wochen nach Ablauf der Frist
       eingereicht worden war.
       
       Aus Protest gegen diese Entscheidung war Griffiths am Dienstag vor dem
       Plädoyer der Anklage aus dem Sitzungssaal gestürmt. Zwei Stunden später
       weigerte sich auch Taylor nach einer Kaffeepause in den Gerichtssaal
       zurückzukehren. Griffiths erklärte, er werde das Schlussplädoyer nicht
       halten, solange die Berufungskammer nicht über seinen Einspruch gegen die
       Nicht-Zulassung des Dokuments entschieden habe.
       
       Solange die Verteidigung ihr Schlussplädoyer nicht gehalten hat, kann die
       Gerichtsverhandlung nicht weiter gehen. Auf der Sitzung am Freitag sollten
       eigentlich Anklage und Verteidigung Zeit haben, auf die Plädoyers der
       Gegenseite zu antworten. Griffiths kündigte jedoch am Mittwoch an, sein
       Mandant und er würden auch am Freitag nicht vor Gericht erscheinen. Eine
       Teilnahme zum gegenwärtigen Zeitpunkt wäre "völlig illegitim", sagte
       Griffiths.
       
       In dem seit 2008 laufenden Verfahren geht es um Taylors mutmaßliche
       Unterstützung für die Rebellenbewegung Revolutionäre Front im Nachbarland
       Sierra Leone, die Kindersoldaten in den Kampf geschickt und mit deren Hilfe
       Taylor reiche Diamantenschätze erbeutet haben soll. Bei dem Konflikt wurden
       zwischen 1991 und 2001 etwa 120.000 Menschen getötet. Der 62-Jährige weist
       jede Schuld von sich.
       
       9 Feb 2011
       
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