# taz.de -- Luxus in Sotschi aufgedeckt: Ein Heim für Putin?
       
       > Russlands Wikileaks-Ableger RuLeaks.net zeigt Fotos von einem Prunkpalast
       > bei Sotschi. Die Betreiber der Seite sollen aus dem Umfeld der russischen
       > Piratenpartei kommen.
       
 (IMG) Bild: Internetseite des russischen Wikileaks-Ableger Ruleaks.net.
       
       Moskau taz | Sie nennen sich die "Anonymen", die jeden Tag von neuem die
       "Freiheit der Information verteidigen". Arbeitslose und Studenten,
       Bürosklaven und Bauern seien sie, heißt es auf der Website. Mehr geben die
       Betreiber von [1][RuLeaks.net], dem russischen Pendant zu Wikileaks, nicht
       von sich preis. Dennoch ist es kein Geheimnis, dass die Internetaktivisten
       aus dem Umfeld der russischen Piratenpartei stammen.
       
       Die agitierte bislang gegen die Einhaltung des Urheberrechts, das in
       Russland ohnehin einen schweren Stand hat. RuLeaks werde helfen, "den Staat
       auszumisten", sagt Piratenpartei-Vorsitzender Pawel Rassudow. Besonders vor
       den Duma- und Präsidentschaftswahlen ab Ende 2011 rechnet er mit wachsendem
       Zuspruch für das Portal.
       
       Es gibt in Russland schon mehrere Enthüllungsseiten. Anders als
       [2][kompromat.ru] oder [3][antikompromat.ru] verfolgt RuLeaks allerdings
       keine politische Agenda, steht für Enthüllungsmaterial aller politischen
       Kräfte offen. Anfangs veröffentlichte das Portal nur Wikileaks-Material mit
       Russlandbezug. Inzwischen gibt es aber auch "eigene" Leaks: So kann man auf
       der Seite erfahren, welcher Minister auf die Hochzeit der Tochter des
       usbekischen Unterweltschefs geht.
       
       Den größten Coup landete RuLeaks aber mit der Veröffentlichung einer
       Fotoreihe eines üppigen Palasts am Schwarzen Meer unweit vom
       Olympia-Austragungsort Sotschi. Es handelt sich um eine Mischung
       europäischer Hofarchitektur des späten 19. Jahrhunderts, das Interieur
       teils im Stile Louis XIV. gehalten. Mit Weingut, Casino und
       Hubschrauberlandeplätzen. Ein Ambiente, das an den Zarensitz in Petershof
       erinnert. Zweifellos eines Herrschers würdig.
       
       "Wir sagen nicht, wem dieser Palast gehört, wir veröffentlichen nur Fotos
       vom Objekt", heißt es auf RuLeaks. Wer mehr über den Auftraggeber wissen
       will, muss auf [4][corruptionfreerussia.com] weiterlesen. Dort stellt der
       Unternehmer Sergej Kolesnikow in einem offenen Brief an Russlands Präsident
       Dmitri Medwedjew die Behauptung auf, dass sich Premier Wladimir Putin seit
       2006 das "Projekt Süd" bauen lasse. Eine Milliarde Dollar soll es bereits
       verschlungen haben.
       
       Das Geld soll aus Spenden russischer Oligarchen stammen. Finanziell
       abgewickelt über Kolesnikows langjährigen Geschäftspartner und Putin-Freund
       Nikolai Schamalow. Der war bis zur Schmiergeldaffäre 2008 Repräsentant der
       Siemens AG für Russlands Nordwesten. Die Spenden seien für den Kauf von
       medizinischen Anlagen akquiriert worden. Diese Geräte sollen zunächst auch
       an Krankenhäuser ausgeliefert worden sein, 35 Prozent der Spenden wanderten
       jedoch sofort auf Offshore-Konten. Und seit der Finanzkrise flösse das
       gesamte Geld in das Projekt.
       
       Hunderttausende Surfer schauten sich auf RuLeaks die Fluchten des Palazzos
       an. Konsequenzen für den Bauherrn hatte das aber bisher nicht.
       
       15 Feb 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://RuLeaks.net
 (DIR) [2] http://kompromat.ru+
 (DIR) [3] http://antikompromat.ru
 (DIR) [4] http://corruptionfreerussia.com
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus-Helge Donath
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Olympische Winterspiele 2014: Mondänität mit Folklore
       
       Für die Spiele von Sotschi wird im Kaukasus ein Winter-Sportzentrum
       geschaffen – auf sehr russische Art. Es ist das erste Großprojekt im neuen
       Russland.
       
 (DIR) Präsentation des Buchs "Inside Wikileaks": Assange quält Katzen
       
       Daniel Domscheit-Berg präsentiert sein Buch "Inside Wikileaks" über seine
       Zeit bei der Whistleblower-Plattform - und rechnet mit dem Mythos Julian
       Assange ab.
       
 (DIR) Presse in Russland: Guardian-Korrespondent ausgewiesen
       
       Der Korrespondent des britischen Guardian in Moskau ist von russischen
       Behörden ausgewiesen worden. Er hatte zuletzt über die Wikileaks-Dokumente
       zu Russland berichtet.
       
 (DIR) Demonstrationen in Russland: Dutzende Regierunskritiker verhaftet
       
       Bei den Kundgebungen für Versammlungsfreiheit der Opposition in Russland
       sind dutzende Demonstranten festgenommen worden. Die USA äußerten Besorgnis
       über deren Behandlung.