# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Wegen des Raubdrucks und der Doktorspiele gibt es in der Bundeswehr nun
       > verstärkte Plagiatskontrollen.
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Mit sanft spürbarer Regie wird ein "Tainted
       love"-Enkelchen zum ARD-Wettbewerbslied gekürt.
       
       Was wird besser in dieser? 
       
       Keine Gebührenerhöhung für einen zweiten Eurovision-Song-Contest in
       Deutschland.
       
       Der Deutschen Lieblingsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat
       abgeschrieben, nicht ein bisschen, sondern offenbar eine ganze
       Dissertation. Warum wird ihm das mehr schaden als die Kundus- und die
       "Gorch Fock"-Affären zusammen? 
       
       Die Erfindung des Raubdrucks durch Guttenberg macht ihn zum Minister von
       Merkels und - Höchststrafe - Seehofers Gnaden. Eben noch als möglicher
       Nachfolger beider hochgejuxt, ist er nun auf deren Fürsprache angewiesen.
       Ein perfekter nützlicher Idiot, ungefähr so autonom wie Kohls Helmständer
       Wörner nach dessen "Kießling-Affäre". Neuerdings mögen Doktorspiele bei der
       Bundeswehr als milieugerechte Straftat durchgehen. Ein Minister, der sich
       ernst nimmt, tritt nicht wegen Affären zurück, sondern: wenn er nichts mehr
       bewegen kann. Dies Format kann Undoktor Guttenberg nun beweisen. Die
       demokratische Öffentlichkeit hat ihn nicht da gestellt, wo er stark war:
       Die Abschaffung der Wehrpflichtarmee mit Zahlentricks hinzulügen. Da können
       wir ein bisschen mit zurücktreten.
       
       Ab heute wollen die Lokführer streiken. Ist das o. k. oder nervt es nur? 
       
       "Jim Knopf & die wilden 13 Prozent" war beim ersten Mal sympathisch. Jetzt
       wird die Bahn demoliert, weil Splittergewerkschaften untereinander ne
       Castingshow abziehen: Da lacht die Autoindustrie und die Luftfahrt freut
       sich.
       
       Die Manager des Spielhallenkonzerns Gauselmann AG haben angeblich
       freiwillig jedes Jahr im Interesse des Konzerns an die vier größten
       Parteien gespendet. Firmenchef Paul Gauselmann weist zurück, dass es sich
       dabei um ein Umgehungsmanöver von Parteigroßspenden handle. Trotzdem: Wie
       bringt man seine Angestellten so auf Linie? 
       
       Mal die grüne Bundestagsfraktion fragen, wo alle von ihrer Diät einen
       Obulus fürs große Ganze spenden mussten. Auch die
       Gauselmann-Anzeigenkampagnen zum Menschenrecht auf Daddelbuden covern auf
       das Peinlichste ethische Bewegungen. Immerhin sacken Staat und Länder pro
       Jahr 7 Milliarden mit ihren Glücksspielen ein und Old Gausel, der
       Drei-Groschen-Opa, mag sich da als Kumpel der Zockerbudenbetreiber in der
       Politik fühlen. Die beiden, Staat und Geldspielwirtschaft, sitzen in einem
       Boot und machen einander gegenseitig die Taschen voll.
       
       Die Debatte um eine Anhebung des Hartz-IV-Regelsatzes um gerade mal acht
       Euro nimmt und nimmt kein Ende. Ist das noch verhältnismäßig? 
       
       Die Union bedient eher das Ressentiment "Die arbeiten nicht und kriegen
       auch noch Geld vom Staat!" Und hält die Erhöhung demonstrativ knapp. Die
       SPD müsste traditionell eher die Hartz-Empfänger bedienen - meint aber, auf
       die Sozialneidfraktion nicht verzichten zu können. Und legt marginal drauf.
       Die CSU ist eher bei der SPD, die FDP guckt beim Begriff Sozialstaat
       hilflos zum Dolmetscher. Und alle zusammen testen in Hamburg, wir man mit
       gar keiner Entscheidung durchkommt. Hartz-Empfänger können da ganz beruhigt
       sein: es geht um alles, nur nicht um sie.
       
       Geöffnet und teilweise sogar leer kam Feldpost aus Afghanistan in
       Deutschland an. Geöffnet wurde die Briefe offenbar erst in der
       Feldpostleitstelle Darmstadt - möglicherweise versehentlich. Das hätte die
       Stasi auch gesagt, oder? 
       
       Vermutlich gibt es bei der Bundeswehr einfach sehr, sehr strenge
       Plagiatskontrollen neuerdings.
       
       Kindergeschrei, so hat das Kabinett beschlossen, ist zwar
       presslufthammerlaut, muss aber toleriert werden. Wann gründen sich die
       ersten Bürgerinitiativen gegen Spiellärm? 
       
       Das werden viele, denn die Zielgruppe hat ja am nächsten Morgen vergessen,
       dass sie gestern eine gegründet hat, und gründet noch eine. Ein
       türkischstämmiger Kollege kommentierte kürzlich: "Was euren Umgang mit
       Kindern angeht, kann man schon sagen, ,Deutschland schafft sich ab'. Und
       uns Migranten braucht ihr dafür gar nicht."
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Meine Frau und unsere Kinder und ich haben am Vorabend des Pauli-Spieles
       eine karge Mahlzeit im Mannschaftshotel des BVB eingenommen, um die
       Mannschaft karmisch aufzuladen. Nach dem guten Resultat halten wir das
       geheim, sonst müssen wir nach München nächstes Wochenende. Und wer würde
       schon freiwillig dorthin gehen.
       
       20 Feb 2011
       
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