# taz.de -- Stockholmer Friedensforschungsinstitut: Das Geschäft mit dem Krieg läuft
       
       > Die 100 größten Waffenkonzerne steigern ihren Umsatz, so das Stockholmer
       > Friedensforschungsinstitut. Sie profitieren vor allem von wachsenden
       > US-Militärausgaben.
       
 (IMG) Bild: Deutscher Flugabwehrkanonenpanzer "Gepard 1A2".
       
       STOCKHOLM taz | Rezession? Finanzkrise? Die Rüstungsbranche hat davon
       nichts gemerkt. Die 100 größten Waffenkonzerne steigerten im Jahr 2009
       ihren Umsatz um satte acht Prozent auf 401 Milliarden Dollar. Das zeigt ein
       vom Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag vorgelegter
       Bericht. Demnach führen die USA das Geschäft mit der Rüstung an: 61,5
       Prozent des weltweiten Umsatzes wurden von den dortigen Waffenproduzenten
       gemacht. Aber auch westeuropäische Rüstungskonzerne halten mit: Sie folgen
       mit 30 Prozent an zweiter Stelle.
       
       Seit Sipri im Jahr 2002 zum ersten Mal einen entsprechenden Branchenbericht
       erarbeitet hat konnten die Top-100 der Rüstungsgüterproduzenten ihren
       Umsatz – inflationsbereinigt – um 59 Prozent steigern.
       Sipri-Waffenproduktionsexpertin Susan T. Jackson erklärt, der "Schlüssel
       sowohl für die Produzenten aus den USA als auch aus Westeuropa" seien die
       kräftig gewachsenen Militärausgaben der US-Regierung. Vor allem die Kriege
       im Irak und in Afghanistan hätten zum anhaltenden Rüstungsboom beigetragen:
       "Das Militärmaterial dort muss ständig erneuert, repariert und verbessert
       werden", sagt Jackson.
       
       Sie sieht auch nicht, dass sich dieser Aufwärtstrend in absehbarer Zeit
       ändern könnte. Selbst wenn viele Nato-Staaten planten, ihre Ausgaben für
       Rüstungsmaterial zurückzufahren, werde allenfalls das Wachstum etwas
       abflachen, schätzt die Analytikerin. Russland habe Etaterhöhungen
       angekündigt und beispielsweise Brasilien wolle allein über zwei Milliarden
       Dollar in die Anschaffung neuer Kampfflugzeuge investieren. Langfristige
       Verträge und Folgegeschäfte sicherten die Geschäfte der Waffenschmieden auf
       Jahre hinaus: "Die Rüstungsindustrie funktioniert anders als andere
       Branchen."
       
       Sieben der zehn größten Rüstungsproduzenten haben ihre Basis in den USA.
       Der vor allem in der Luftfahrt aktive Technologiekonzern Lockheed-Martin
       konnte sich dabei 2009 die Spitzenposition zurückholen, die er ein Jahr
       vorher an die jetzt zweitplatzierte britische BAE-Systems verloren hatte.
       An dritter Stelle folgt Boeing im Konzernranking, bei dem Sipri bei
       Unternehmen mit sowohl ziviler wie militärischer Produktion nur "Verkäufe
       und Dienstleistungen an militärische Kunden" berücksichtigt. Auf Rang
       sieben liegt der europäische EADS-Konzern. Als größtes deutsches
       Unternehmen rangiert auf Platz 32 mit einem leichten Umsatzminus die
       Rheinmetall AG. Alle anderen deutschen Firmen mit Rüstungsproduktion, wie
       Krauss-Maffei-Wegmann, Diehl oder MTU, finden sich erst in der zweiten
       Hälfte der Top-100-Liste. Die deutschen Waffenschmieden haben zusammen
       weltweit aber dennoch eine besondere Bedeutung: Deutschland war 2009 das
       weltweit drittgrößte Waffenexportland. Es hat in den letzten fünf Jahren
       seine Rüstungsexporte verdoppelt.
       
       Insgesamt kommen laut der Sipri-Liste 45 der größten Rüstungsfirmen aus den
       USA und 33 aus Westeuropa. Asien ist unter anderem mit vier japanischen,
       drei indischen und drei israelischen Konzernen repräsentiert. Der Kontinent
       steht für sechs Prozent des globalen Produktionsmarktes. Allerdings ist die
       Datenlage mangelhaft. Susan T. Jackson: "Es ist bekannt, dass verschiedene
       chinesische Rüstungsproduzenten eigentlich groß genug sind, um in der
       Sipri-Liste geführt zu werden. Aber unzureichende und nicht vergleichbare
       Daten machen uns das nicht möglich." Ähnliches gelte für Kasachstan und die
       Ukraine.
       
       21 Feb 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA