# taz.de -- Streit um Ergänzungsprogramme: Twitter übernimmt die Kontrolle
       
       > Lange tolerierte der Kurznachrichtendienst Twitter all jene Programme,
       > die um ihn herum entstanden. Das hat sich nun geändert.
       
 (IMG) Bild: Will sein Universum selbst bespielen: Twitter.
       
       Wer die Twitter-Software UberTwitter für den Blackberry oder die
       Android-App Twidroyd nutzt, bekam Ende letzter Woche eine unangenehme
       Nachricht. Die beiden vom Start-up UberMedia betriebenen Programme waren
       von dem Kurznachrichtendienst offiziell gesperrt worden, sodass Nutzer
       weder Tweets anschauen noch neue versenden konnten. In einem [1][kurzen
       Eintrag] auf seinen Hilfeseiten schrieb Twitter nur, man sei "wegen der
       Verletzung unserer Regeln" zu dem Schritt gezwungen worden.
       
       Twitter gab mehrere Gründe an. Der wohl wichtigste ist das Copyright.
       UberTwitter und Twidroyd verletzten Markenrechte - allein dadurch, dass sie
       mit dem Begriff "Twitter" arbeiten. Zudem soll es "Datenschutzprobleme mit
       privaten Direktnachrichten, die länger als 140 Zeichen beinhalten" gegeben
       haben und es seien Inhalte von Tweets "verändert" worden, "um Geld zu
       verdienen". Die Sperre sei durchgeführt worden trotz der "größeren Anzahl
       an Nutzern, die davon betroffen sind". Tatsächlich blockiere Twitter
       mittlerweile "Hunderte von Anwendungen" für seine Plattform wegen
       "Verletzungen unserer Bedingungen".
       
       Die Sperre ist der vorläufige Höhepunkt eines Konflikts, der seit mehreren
       Monaten zwischen Twitter und externen Entwicklern schwelt. Über einen
       langen Zeitraum hat Twitter vieles von dem toleriert, was in seiner
       Umgebung entstand - zahlreiche Innovationen inklusive. Nun aber sieht sich
       der Kurznachrichtendienst selbst als Mutter aller Dienste und agiert mit
       Härte. Einer der Gründe, warum sich Twitter diesen Umgang mittlerweile
       erlauben kann, ist die Tatsache, dass das Online-Netzwerk gegenwärtig fast
       alle Bereiche seines Angebots selbst kontrolliert und somit dem Ziel
       näherkommt, Profite für sich selbst und die Investoren zu realisieren.
       
       Gab es früher keine eigene Mobilsoftware für den Service, sprangen externe
       Entwickler in großer Zahl ein - jetzt gibt es eine offizielle Twitter-App
       fürs iPhone und Geräte mit Googles Betriebssystem Android, die freien
       Programmierern das Leben schwer macht. Konnte man Twitter einst nicht
       durchsuchen, schufen externe Dienste Abhilfe - mittlerweile hat sich das
       Unternehmen externes Knowhow eingekauft und "crawlt" sein Material selbst.
       Der Vorteil ist: in der Suchergebnisliste kann nun auch Werbung verkauft
       werden. URL-Verkürzer wie "TinyURL" und "Bit.ly" kamen früher von außen -
       nun hat Twitter selbst entsprechende Tools wie "t.co" am Start und braucht
       die Zulieferer nicht mehr.
       
       Bei Twitter heißt es dazu, man wolle sein Angebot komplettieren. Anfangs
       habe es fehlende Funktionen gegeben, die von externen Entwicklern
       aufgefüllt werden mussten, sagte Twitter-Gründer Evan Williams der New York
       Times. Nun übernehme das man selbst diesen Job. Einer der Gründe, warum
       UberMedia unter besonderer Beobachtung steht, könnte sein, dass das
       Unternehmen im Bereich der Werbung als möglicher Konkurrent wahrgenommen
       wird. Die Firma integriert Anzeigen in Twitter-Feeds, warb erst kürzlich
       17,5 Millionen Dollar an Risikokapital ein und machte sich alsbald daran,
       ein kleines Imperium an Twitter-Werkzeugen aufzukaufen, zu denen unter
       anderem der populäre Desktop-Client Tweetdeck gehört.
       
       Offiziell haben sich UberMedia und Twitter mittlerweile geeinigt. UberMedia
       benannte UberTwitter einfach um in UberSocial. Twitters kommentierte dies
       mit den Worten: "Unsere erste Überprüfung legt nahe, dass Schritte
       unternommen wurden, um die Verletzungen unserer Richtlinien in diesen
       Anwendungen zu beheben." Nach einem Update dürften UberSocial-Nutzer nun
       "wieder auf Twitter zugreifen".
       
       22 Feb 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://support.twitter.com/articles/452648-i-m-having-problems-logging-in-to-ubertwitter-or-twidroyd
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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