# taz.de -- Streit der Woche: Müssen Politiker anständig sein?
       
       > Den Titel gibt Guttenberg ab, sein Amt aber nicht. Und viele Deutsche
       > stört das nicht mal – sie lieben ihren "KT" nach wie vor. Ist das
       > richtig? Streiten Sie mit.
       
 (IMG) Bild: Zurücktreten will Verteidigungsminister Guttenberg nicht. Viele Deutsche finden das gut so.
       
       Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat am Montagabend im
       zweiten Anlauf seinen akademischen Titel abgestreift, diesmal ohne
       Rückfahrschein. Bei einer CDU-Veranstaltung im hessischen Kelkheim gestand
       er gravierende Fehler bei seiner Doktorarbeit ein und bat um
       Entschuldigung.
       
       Mittlerweile gibt es kaum noch einen Zweifel daran, dass sein Werk wenig
       mit einer wissenschaftlichen Eigenleistung zu tun hat. Seit Tagen steht
       Guttenberg unter Beschuss von Medien und Opposition. Die Grünen werfen ihm
       vor, er lasse jedes Gefühl für Stil und Anstand vermissen. Wer so dreist
       fälsche, dem vertraue man auch als Minister nicht mehr.
       
       So, möchte man meinen, denken auch die Menschen, die Guttenberg ins Amt
       gewählt haben. Doch viele Deutsche scheint die Schummelei nicht zu stören.
       Knapp 200.000 Facebook-Usern gefällt die Gruppe „Gegen die Jagd auf
       Karl-Theodor zu Guttenberg“. Dort sprechen "KT"-Fans verschwörerisch von
       einer Hetzkampagne und glauben, dass die Opposition nur aus Neid auf ihren
       Lieblingsminister Gift versprühe.
       
       Laut einer aktuellen Umfrage der ARD sind 73 Prozent der Deutschen
       weiterhin mit der Arbeit des Verteidigungsminister zufrieden, akademischer
       Titel hin oder her. Selbst die Grünen-Anhänger sind offenbar nicht
       sonderlich enttäuscht – von ihnen kommt immer noch 61 Prozent Zustimmung.
       
       Der Doktortitel hat grundsätzlich auch wenig mit seiner politischen
       Leistung zu tun. Guttenberg wurde ja nicht zum populärsten Politiker in
       Deutschland, weil er sich als fleißiger Aktenfresser präsentiert hat. Nein,
       für viele gilt er als Ausnahmeerscheinung auf dem politischen Parkett.
       
       Anscheinend ist es altbacken, von Politikern Anstand zu fordern und sie für
       moralische Vorbilder zu halten. CSU-Parteikollege Seehofer hat eine Affäre
       mit einer Geliebten vor über drei Jahren nicht wirklich geschadet. Und Cem
       Özdemir konnte auch nach einer Bonusmeilenaffäre Jahre später
       Bundesparteivorsitzender der Grünen werden.
       
       Und so könnte die Guttenberg'sche Schummelei schnell wieder vergessen sein.
       Jeder baut mal Mist, Schwamm drüber. Was meinen Sie? Müssen Politiker
       anständig sein?
       
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       22 Feb 2011
       
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