# taz.de -- Oprah Winfreys Kabelkanal: Quotenqueen im Quotentief
> Ungewohntes Terrain für Talk-Show-Königin Oprah Winfrey: Nur wenige
> Amerikaner interessieren sich für ihren neuen Sender OWN. An zu viel
> Winfrey liegt das nicht.
(IMG) Bild: Quoten können Medienmacher schon nachdenklich machen: Für Oprah Winfrey eine ungewohnte Rolle.
Sie sei nichts als ein Gefäß Gottes. Das sagte Oprah Winfrey in einem
Interview einst über Oprah Winfrey. Und daher bitte sie Gott inständig:
Nutze mich! Das Göttliche entzog sich dem Ruf Winfreys nicht und machte die
schwarze Frau aus ärmlichen Verhältnissen in den amerikanischen Südstaaten
zur Talkshowkönigin und sozial engagierten Milliardärin.
Mit 57 Jahren herrscht Winfrey über ein Medienimperium, dessen größter Star
sie selbst ist. Sie lediglich als Moderatorin zu bezeichnen wäre vermessen.
Der Einfluss Winfreys ist mit keinem deutschen Fernsehstar auch nur
annähernd zu vergleichen. Täglich schalten mehr als sieben Millionen
Zuschauer die "Oprah Winfrey Show" ein, um zu erleben, wie Winfrey mit
Prominenten und schicksalsgebeutelten Amerikanern gleichermaßen lacht,
leidet und lebt. Und das am Nachmittag und nicht zur besten Sendezeit am
Abend.
Seit 25 Jahren ist Winfrey nichts Menschliches fremd - und sie teilt es mit
ihrem Publikum. Es sind vor allen Dingen Frauen zwischen 25 und 54 Jahren,
die an Winfreys Lebensweisheiten glauben und sie zur Maxime erheben.
Spricht Winfrey in ihrer Sendung eine Buchempfehlung aus, schnellen die
Verkaufszahlen unter Garantie um ein paar Hunderttausend Exemplare nach
oben. Und nur Winfrey wird nachgesagt, so mächtig zu sein, dass es ihr
Einfluss gewesen sei, der Barack Obama bei der Präsidentschaftswahl die
entscheidenden, weiblichen Wählerstimmen eingebracht habe. Das
amerikanische Magazin Forbes führt Winfrey unter den mächtigsten Menschen
der Welt auf Platz 64. In die Liste der reichsten schafft sie es mit einem
geschätzten Vermögen von 2,7 Milliarden US-Dollar regelmäßig.
## Götttergleicher Status
Beim Ranking der einflussreichsten Frauen kann auch die deutsche Kanzlerin
nicht mithalten. Merkel bekommt Platz vier zugewiesen, Winfrey ist auf Rang
drei. Trotz aller Demut vor dem eigenen, gottgegebenen Schicksal erweitert
Winfrey ihr Medienimperium strategisch immer weiter. Bei ihrem Talkkollegen
Piers Morgan auf CNN sprach sie so Anfang des Jahres ganz unbescheiden
darüber, dass ihr göttinnengleicher Status zwangsweise in einen eigenen
Sender habe münden müssen.
Im Januar ging das Oprah Winfrey Network (OWN) auf Sendung. Eine
190-Millionen-Dollar-Investition, die Winfrey und Discovery Channel, der
größte Kabelkanal Amerikas, gemeinsam tätigten. Bei OWN wird die Zielgruppe
Frau rund um die Uhr mit Ratgebersendungen und Talkshows versorgt, mit
deren Hilfe das Lebensmotto Winfreys - "Live your best life", etwa "Lebe
bestmöglich" - im amerikanischen Alltag umgesetzt werden soll.
Schade nur, dass Winfreys eigene, Topquoten garantierende Sendung nicht bei
OWN läuft, sondern beim großen Sender ABC. OWN steckt daher zwei Monate
nach seinem Start im Quotentief. Im Februar schalteten, wie die New York
Times unter Berufung auf Zahlen des Medienforschungsunternehmens Nielsen
Company berichtet, im Schnitt 135.000 Menschen ein. Selbst für einen
Kabelkanal, der noch nicht flächendeckend in den USA empfangen wird,
enttäuschend. Auch in der anvisierten Zielgruppe, Frauen zwischen 25 und 54
Jahren, lässt das Interesse an dem Wohlfühlprogramm bereits nach. In der
letzten Februarwoche schauten zur besten Sendezeit nach Angaben von [1][TV
by the Numbers] im Schnitt 77.000 Frauen OWN, 8 Prozent weniger als in der
Vorwoche. Tagsüber interessierten sich nur 42.000 für Shows wie "10 Years
Younger", "Mystery Diagnosis" oder "Prison Wives", in denen es wahlweise um
eine Typveränderung, mysteriöse Krankheiten oder stolze Ehefrauen von
inhaftierten Mördern geht.
## Wiederholungen? Hauptsache Oprah
Angesprochen auf die schlechten Quoten, gibt man sich bei OWN gelassen.
"Wir wussten beim Start des Senders, dass es Zeit brauchen würde, ihn
aufzubauen", sagte eine Sprecherin der taz. Und versichert, dass "viele der
OWN-Eigenproduktionen immer besser ankommen". Deren Quoten versucht Winfrey
auch dadurch zu stärken, dass sie in ihrer eigenen Sendung für das
OWN-Programm trommelt. Gegenüber der Zeitschrift Hollywood Reporter räumte
Winfrey jedoch auch ein: "Jeder hat mir erzählt, dass man im
Kabelfernsehgeschäft mit ein paar eigenen Sendungen beginnt, da Zuschauer
an Wiederholungen gewöhnt sind. Oprah-Zuschauer sind es nicht!" An den
Wiederholungen jedoch liegen die miesen Quoten nicht. Die Sendungen mit den
höchsten Einschaltquoten sind die, in denen Winfrey selbst eine prominente
Rolle spielt - darunter viele Wiederholungen.
Wenn ihre eigene Show bei ABC im September nach 25 Jahren ausläuft, will
sich Winfrey bei OWN stärker vor der Kamera präsentieren. Doch die
Milliardärin wird nicht abendfüllend auf Sendung gehen können. Außerdem
starten exklusive Shows, unter anderem mit US-Talkikone Rosie ODonnell,
erst im Herbst bei OWN. In der Winfrey-freien Zeit muss sich OWN der großen
Konkurrenz des US-Fernsehmarktes weiter mit einer Mischung aus
Eigenproduktionen und Wiederholungen stellen. Die Zielgruppe Frauen wird
dort von mehreren Kanälen mit einer ähnlichen Mischung wie bei OWN
bespielt. Ob in der Gunst der Zuschauer OWNs Sexratgebershow "[2][In the
Bedroom with Dr. Laura Berman]" gegen die Zicken-Realityshow "[3][Bad Girls
Club]" des Spartensenders Oxygen vorn liegt, kann auch die erfolgsverwöhnte
Quotenqueen Winfrey nicht beeinflussen. Es sei denn, mit einem
Gastauftritt.
25 Mar 2011
## LINKS
(DIR) [1] http://tvbythenumbers.zap2it.com/
(DIR) [2] http://www.oprah.com/own-bedroom-dr-laura-berman/In-the-Bedroom-with-Dr-Laura-Berman_3
(DIR) [3] http://bad-girls-club.oxygen.com/
## AUTOREN
(DIR) Rieke Havertz
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