# taz.de -- Sperrung von Diktatoren-Konten: Europa, eine ziemlich sichere Bank
       
       > Immer wieder werden Konten ausländischer Diktatoren gesperrt. Manchmal
       > geht es sogar schnell. Doch meist dauert es lange, bis die EU tätig wird.
       
 (IMG) Bild: Seine Konten sind noch immer unangetastet: Husni Mubarak.
       
       BERLIN taz | Nichts ist selbstverständlich, sobald sich die EU daran macht,
       die Vermögen von Diktatoren einzufrieren. Bei Libyen ging es schnell, bei
       Tunesien langsam - und bei Ägypten hat sich bisher gar nichts getan.
       
       Beispiel Tunesien: Kaum war Diktator Ben Ali Mitte Januar gestürzt, ging
       bei der EU der Antrag ein, die Konten des Autokraten einzufrieren. Dennoch
       benötigten die Europäer rund drei Wochen, bis am 5. Februar eine
       verbindliche Verordnung in Kraft trat. Da war die Schweiz deutlich
       schneller: Sie Konten die Konten von Ben Ali und Personen aus dessen Umfeld
       schon am 19. Januar einfrieren. Für Ben Ali dürften diese langen
       EU-Verhandlungen bares Geld wert gewesen sein - hatte er doch genug Zeit,
       seine Konten zu räumen, bevor sie dann gesperrt wurden.
       
       Bei Ägypten hat die EU bisher gar keine Sanktionen ausgesprochen. Dabei
       haben die Ägypter schon am 20. Februar beschlossen, das Vermögen des
       vormaligen Diktator Husni Mubarak einzufrieren. Allerdings ist es durchaus
       möglich, dass es jetzt nur noch Tage dauert, bis die Konten ehemaligen
       ägyptischen Funktionsträgern gesperrt werden. Aus deutschen
       Regierungskreisen ist zu hören, "dass man an EU-Sanktionen arbeitet".
       
       Ihre Langsamkeit erklärt die EU gern damit, dass sie zunächst auf Anträge
       aus den betroffenen Ländern warte. Doch ein solcher Antrag ist rechtlich
       überhaupt nicht nötig, wie jetzt das Vorgehen gegen Libyen zeigt. Zudem ist
       Libyen kein Einzelfall: Auch in der Vergangenheit wurden von der EU immer
       wieder eigenmächtig Konten gesperrt - prominentes Beispiel ist
       Weißrussland. Aktuell listet die Bundesbank 18 Länder und Gebiete auf, für
       die Finanzsanktionen gelten.
       
       Doch nicht nur das Tempo variiert, mit der sich die EU zu Entscheidungen
       bequemt - auch die Sanktionen selbst fallen sehr unterschiedlich aus. Im
       Falle von Tunesien waren nur 48 natürliche Personen betroffen. Bei Libyen
       hingegen soll ab Freitag auch das Vermögen juristischer Personen gesperrt
       werden - wozu etwa der libysche Staatsfonds LIA zählt.
       
       Konkret bedeutet dies: Libyen wird vom internationalen Zahlungsverkehr
       weitgehend abgeschnitten. Es bekommt einfach kein Geld mehr. Würde Libyen
       zum Beispiel versuchen, seine Anteile an Fiat oder Unicredit zu verkaufen,
       würde sofort ein "Bereitstellungsverbot" greifen. Dem Aktienkäufer wäre
       untersagt, den Gegenwert an den libyschen Staatsfonds zu überweisen. Damit
       ist das Geschäft tot.
       
       Sind die Sanktionen einmal beschlossen, weist die Bundesbank die Banken an,
       zu melden, "ob und welche Gelder bei ihnen betroffen sind".
       
       Für Tunesien beispielsweise lief diese Frist am 21. Februar aus. Doch das
       Ergebnis ist geheim - sehr zum Ärger von Transparency International. "Die
       Bundesregierung soll offenlegen, wie viel Geld bei welchen Banken
       eingefroren wurde", fordert Christian Humborg, Geschäftsführer der
       deutschen Sektion.
       
       Die Weltbank schätzt, dass in den Entwicklungsländern jährlich zwischen 20
       und 40 Milliarden Dollar durch Bestechung und Korruption veruntreut werden.
       Dieses illegal erworbene Vermögen ist bestens versteckt - daran konnten
       auch Finanzsanktionen wenig ändern. Nur etwa 5 Milliarden Dollar wurden
       wieder aufgespürt.
       
       Ein berühmter Fall war der des im Jahr 1998 verstorbenen nigerianischen
       Diktators Sani Abacha. Inzwischen hat Nigeria etwa 1,3 Milliarden Dollar
       aus dem veruntreuten Vermögen zurückerhalten.
       
       9 Mar 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ulrike Herrmann
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA