# taz.de -- Otto Rehhagel auf Schalke im Gespräch: Das große Aufatmen
       
       > Schalke 04 erreicht das Champions-League-Viertelfinale. Felix Magath soll
       > dennoch möglichst schnell entlassen werden, als Nachfolger wird Otto
       > Rehhagel gehandelt.
       
 (IMG) Bild: Otto Rehhagel in Blau-Weiß – hier aber im Dress des griechischen Nationaltrainers.
       
       GELSENKIRCHEN taz | Wäre Felix Magath ein Mann mit einem feineren Gespür
       für die Ironie der Geschichte, dann hätte er sich nach dem 3:1-Erfolg von
       Schalke 04 gegen den FC Valencia auf eine Ehrenrunde begeben. So wie es
       einst Ralf Rangnick als Trainer der Schalker unmittelbar vor seiner
       Entlassung tat.
       
       Das Publikum hätte Magath nach der dramatischen Schlussphase und Jefferson
       Farfans befreiendem Tor zum 3:1 ähnlich frenetisch zugejubelt wie einst
       Rangnick, denn die Arena war eingetaucht in einen süßen
       Champions-League-Rausch. Er hätte ein beeindruckendes Statement gegen den
       Schalker Aufsichtsrat inszenieren können, doch Magath hat wenig übrig für
       solche kleinen historischen Anspielungen, und für große Gefühle ist er
       sowieso nicht zu haben. "Ich musste ja rein und Interviews geben",
       erwiderte Magath auf die Frage, warum er sich diese Replik auf seine
       bevorstehende Entlassung entgehen ließ.
       
       Die Herren, die über Magaths Schicksal entscheiden, hätte er ohnehin nicht
       mehr von ihrem Entschluss abbringen können. Nach Informationen der
       Bild-Zeitung gab es schon am Dienstagabend ein "Geheimtreffen" des
       Aufsichtsrats in Rheda-Wiedenbrück, dort residiert Clemens Tönnies, der
       Chef des Gremiums. Angeblich votierte die Herrenrunde einstimmig für eine
       Trennung von Magath.
       
       ## Tönnies: "Wir müssen die Reißleine ziehen"
       
       Gegenüber dem Sportmagazin Kicker erklärte Tönnies: "Wir müssen die
       Reißleine ziehen. Völlig unabhängig von der Champions League. Im ganzen
       Verein brennt es lichterloh." Der Aufsichtsratschef beklagt einen
       "unmenschlichen Umgang", den Magath und sein Stab zu verantworten hätten.
       Es ist schon viel passiert in der turbulenten Geschichte von Schalke 04,
       doch derart gespalten wie jetzt war der Klub gewiss noch nie.
       
       Die Satzung des Klubs sieht nun vor, dass Magath als Vorstandsmitglied über
       eine bevorstehende Entlassung informiert werden muss, um dann drei Tage
       nach dieser Ankündigung vor den Aufsichtsrat angehört zu werden. Am Montag
       könnte es so weit sein, Magaths Vorgänger Andreas Müller und Rudi Assauer
       verzichteten allerdings auf diese Gelegenheit zur Aussprache und ließen
       sich sofort beurlauben.
       
       Doch das große Aufatmen naht. Zuletzt soll sich sogar Kapitän Manuel Neuer
       gegenüber dem Aufsichtsrat für eine Trennung ausgesprochen haben. "Ich bin
       nicht der passende Ansprechpartner, um das zu bestimmen", sagte der
       Nationaltorhüter nach dem Sieg über Valencia, verteidigende Worte für
       Magath waren aber von keinem der Spieler zu hören.
       
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       "Dieses Spiel hat gezeigt, dass wir einen erfahrenen Trainer gebrauchen
       können", erklärte Neuer lediglich, und selbst diese Aussage war wohl erst
       in zweiter Linie ein letzter Dank an den scheidenden Trainer.
       Wahrscheinlich spielte der Torhüter schon auf Otto Rehhagel an, dem der
       Aufsichtsrat die Mannschaft bis zum Saisonende anvertrauen möchte, bevor
       dann ein junger Trainer übernimmt.
       
       Auf den ersten Blick mag es abwegig erscheinen, einen 72-Jährigen Rentner
       mit der Mission Klassenerhalt zu betrauen, aber Interimslösungen sind nie
       makellos. Rehhagel pflegt eine herzliche Nähe zu den Spielern, das könnte
       befreiend wirken, außerdem ist er ein Kind des Ruhrgebiets und ein
       Trainerfuchs, der bestens zu Magaths Hinterlassenschaft passt.
       
       ## Drei Bundesligasiege wird Rehagel schon einspielen
       
       Der gebürtige Essener arbeitet nicht konzeptionell, aber er hat ein feines
       Auge für vorhandene Spieler und teilt Magaths Leidenschaft für
       Personalentscheidungen, die niemand erwartet. Die drei Bundesligasiege zum
       Klassenerhalt würde Rehhagel schon irgendwie einspielen, das
       DFB-Pokalfinale könnte zum krönenden Abschluss einer großen Trainerkarriere
       werden.
       
       Mit Werder Bremen gewann Rehhagel den Europapokal, mit Kaiserslautern wurde
       er als Aufsteiger Meister und mit Griechenland gewann er den Titel des
       Europameisters. In dieser Reihe wäre ein Schalker Champions-League-Triumph
       noch nicht einmal das größte Wunder. In jedem Fall werde das Viertelfinale
       "ein Fest", sagte Stürmer Raúl, der wieder einmal viel gearbeitet hatte und
       erstmals nach sechs Jahren unter den besten acht Teams Europas steht. Ein
       Plädoyer für Magath wollte auch der Liebling des alten Trainers nicht
       halten.
       
       Die Debatte komme zum falschen Zeitpunkt, sagte Raúl lediglich. Nur Felix
       Magath tat so, als sei gar nichts passiert. "Es geht um Schalke, ich
       arbeite für Schalke, und das werde ich auch weiterhin tun", sagte er. Zur
       Vollendung des Schalker Wahnsinns hätte nur noch die Ehrenrunde gefehlt.
       
       10 Mar 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Theweleit
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Lesestück Meinung und Analyse
       
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       emotionslos.