# taz.de -- Google, Apple, Microsoft: Das Netz hilft Japan
       
       > Die Menschen im Norden Japans kämpfen mit den Auswirkungen des Bebens,
       > des Tsunamis, der Atomkatastrophe. Internet-Firmen versuchen zu helfen,
       > wo es geht.
       
 (IMG) Bild: Hilfreiche Seite für die Vermisstensuche: Google Person Finder.
       
       Obwohl Strom- und Telefonnetze teilweise nicht mehr funktionierten, brachen
       in vielen Regionen Japans die Online-Verbindungen nicht komplett zusammen.
       Nach einer Statistik des Netzüberwachsers Renesys blieb der Datenverkehr
       von und nach Japan weitgehend stabil. Viele Menschen meldeten sich per
       E-Mail, Twitter oder Facebook bei ihren Angehörigen, um ihnen zu sagen,
       dass es ihnen gut gehe.
       
       Auch die großen Netzunternehmen wollen den von dreifachem Leid betroffenen
       Bewohnern Japans helfen. Der Internet-Konzern Google schuf mit dem
       sogenannten [1][:Person Finder] eine Möglichkeit, nach Vermissten zu suchen
       oder Informationen über Personen einzutragen, die ihren Angehörigen eine
       Nachricht hinterlassen wollen. Innerhalb weniger Tage kamen über 160.000
       Einträge zustande.
       
       Um einen Menschen zu suchen, gibt man zunächst einen Namen ein und kann
       dann abfragen, ob Informationen hinterlegt wurden. Umgekehrt lassen sich
       Daten über Personen mit Hilfe eines einfachen Web-Formulars eintragen -
       inklusive Adresse, Beschreibung, einem Bild und einer Nachricht. Auch sind
       Informationen über den Verbleib hinterlegen, darunter auch, dass man
       glaube, eine Person sei verstorben.
       
       Das Angebot ist offen für alle. Eine Nachkontrolle der Eingaben durch
       Google erfolgt explizit nicht - wohl auch, um die Nutzung zu vereinfachen.
       Jeder kann die Informationen ansehen und verwenden. "Google prüft die
       Genauigkeit der Daten nicht nach", schreibt der Konzern. Aus Großbritannien
       wird bereits [2][Missbrauch] des an sich lobenswerten Dienstes gemeldet.
       Wie die Zeitung Daily Mail schreibt, erlaubten sich einige User einen
       Scherz und trugen lebende Menschen in die Datenbank als "verstorben" ein.
       [3][Couchsurfing hat eine Website für Japaner eingerichtet], die eine
       Unterkunft suchen.
       
       In den USA, wo mehr als eine Million Menschen mit japanischem
       Migrationshintergrund leben, haben unterdessen die Telekommunikationsriesen
       AT&T und Verizon [4][damit begonnen,] Handy-Anrufe nach Japan für eine
       begrenzte Zeit kostenlos anzubieten. Auch Textnachrichten in das Land
       sollen zunächst gratis bleiben, bei AT&T gab es außerdem 60 Freiminuten
       fürs Festnetz. Daneben bieten einzelne Kabelnetzbetreiber freien Zugriff
       auf japanische Fernsehsender, um Angehörige über die örtliche Situation auf
       dem Laufenden zu halten.
       
       Der Computerkonzern Apple nutzt wiederum seinen Online-Laden iTunes für
       eine Spendenaktion. In den USA ist wurde eine eigene Seite eingerichtet, um
       online Gaben ans Rote Kreuz in den USA zu senden und diese mit der bei
       Apple hinterlegten Kreditkarte zu begleichen. Dieses simple "Spenden per
       Klick" soll schneller funktionieren als Barspenden oder Überweisungen.
       Zwischen fünf und 200 Dollar lassen sich per iTunes versenden, das Rote
       Kreuz will sie direkt für die Japan-Hilfe verwenden.
       
       Manchmal gehen Charity-Aktionen nach hinten los. Am Wochenende versuchte
       Microsofts Suchmaschine Bing im Online-Netzwerk Twitter, Werbung für sich
       selbst mit einer Spendenkampagne zu verknüpfen. Wer eine Nachricht des
       hinter Google weit abgeschlagenen Angebots per Retweet verbreitete, sollte
       Microsoft dazu anregen, seinen Spendenbetrag zu erhöhen - "auf bis zu
       100.000 Dollar", "1 Dollar pro Retweet".
       
       Auf Twitter reagierten die Nutzer mit Wut: "Hey @bing", schrieb der
       US-Comedian Michael Ian Black, "hör auf, eine Tragödie als eine verf...
       Marketing-Gelegenheit auszunutzen." Das Bing-Team twitterte kleinlaut, man
       habe mit der Idee doch nur vorgehabt, es den Nutzern besonders leicht zu
       machen, Japan zu helfen. "Wir haben die 100.000 Dollar nun gespendet."
       
       15 Mar 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://japan.person-finder.appspot.com/?lang=en
 (DIR) [2] http://www.dailymail.co.uk/news/article-1366058/Japan-earthquake-Sick-messages-falsely-inform-worried-families-relatives-dead.html
 (DIR) [3] http://www.couchsurfing.org/group.html?gid=39703
 (DIR) [4] http://www.electronista.com/articles/11/03/14/att.verizon.offer.free.calls.texts.to.japan/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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