# taz.de -- Mobbing auf IShareGossip.com: Öffentlicher Hinterhalt
       
       > Auf IShareGossip.com werden Amokläufe angekündigt und SchülerInnen
       > beleidigt - oftmals sind die Opfer eindeutig identifizierbar.
       
 (IMG) Bild: Sehr viel mehr als nur Lästereien: Die Seite IShareGossip.com ist berüchtigt.
       
       Und wieder ist es [1][IShareGossip.com], das in den Blickpunkt gerät: Jene
       Internetseite, die ein Forum für "Neuigkeiten, Gerüchte und Lästereien" für
       Schüler sein will, aber in Wirklichkeit ein öffentlicher Hinterhalt ist.
       Die Betreiber rühmen sich, ihre Nutzer absolut anonym zu behandeln. Die
       Botschaft lautet: Hier könnt ihr ruhig die Sau rauslassen! So ist es dann
       auch.
       
       Unrühmliche Berühmtheit erlangte die Seite, als Nutzer angebliche Amokläufe
       an ihrer Schule ankündigten. Betroffen waren das Schadow-Gymnasium in
       Zehlendorf und das Spandauer Hans-Carossa-Gymnasiums - beides
       glücklicherweise keine ernstzunehmenden Drohungen.
       
       Was aber ernstzunehmen ist: Beinahe täglich tauchen persönliche
       Diffamierungen eindeutig identifizierbarer Personen auf, teilweise werden
       auch die Namen genannt. Da steht dann zu lesen, wer "die GRÖSTE schlampe
       der Schule" sei, wer den "Den gailsten arSch" habe und ob eine Mitschülerin
       "fett, fett, fett oder fett" sei. Man muss nicht lange suchen, um auf
       solche Beiträge zu kommen. "Etwas Vergleichbares hat es im deutschen
       Internet bisher noch nicht gegeben", sagt Margit Rolf von der
       Mobbing-Zentrale Hamburg. IShareGossip.com ist tatsächlich die Klowand des
       Internets, nur noch öffentlicher.
       
       Viele Schüler wollen bei solch übler Nachrede nicht tatenlos zusehen.
       Häufig versuchen Nutzer, mäßigend in die Diskussion einzugreifen und die
       Mobber zu Fairness und Mäßigung zu überreden. Meist mit geringem Erfolg.
       Oder sie überschwemmen die Seite, so oft es geht, mit Textfetzen aus
       Wikipedia-Artikeln.
       
       Was tun, wenn man Opfer geworden ist? "Es ist gut, die Beiträge durch
       Screenshots zu dokumentieren", sagt Stefanie Kutscher von
       [2][klicksafe.de], der EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz. Man solle
       auch die Schule benachrichtigen und darüber reden: mit den Eltern, mit
       Lehrern und mit Hilfsangeboten wie der Nummer gegen Kummer.
       
       Der Betreiber der Seite, Alexander Liepa, hat sich bisher nur einmal
       öffentlich geäußert. Der Erfolg des Forums käme in erster Linie dadurch
       zustande, dass es die Rachegefühle und die Feigheit der Nutzer bediene. Auf
       die Frage, was er tun würde, wenn jemand wegen IShareGossip.com sich
       umbringen würde, wusste er kaum etwas zu sagen: "Eine Katastrophe wäre das,
       absolut katastrophal. Aber so spontan kann ich dazu nichts sagen. Da müsste
       ich ausführlicher drüber nachdenken."
       
       Ob er inzwischen darüber nachgedacht hat, weiß man nicht. Das
       Geschäftsmodell hingegen funktioniert: Inzwischen poppt bei erstem
       Anklicken der Seite eine Werbung für Sex-Webcams auf.
       
       22 Mar 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://IShareGossip.com
 (DIR) [2] http://klicksafe.de
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frédéric Valin
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) iShareGossip ist offline: Mobbingseite von Hackern gemobbt
       
       iShareGossip, das unter Schülern zugleich beliebte und gefürchtete
       Mobbingportal, ist offline. Hacker haben sich der Seite bemächtigt und eine
       eindeutige Botschaft hinterlassen.
       
 (DIR) Schüler-Mobbing-Seite isharegossip.com: Gemein, anonym und schwer fassbar
       
       Schlampe, größte Hure, schwule Sau: Auf isharegossip.com hetzen Schüler
       gegen Schüler. Die Seite steht jetzt auf dem Index. Ist das sinnvoll?
       Besuch an einer Berliner Schule.
       
 (DIR) Diskussion um Internet-Sperre: Familienministerin gegen Cybermobbing
       
       In Berlin wurde ein 17-Jähriger nach Cybermobbing von Jugendlichen
       verprügelt. Ministerin Schröder will die verantwortliche Webseite
       indizieren.
       
 (DIR) Gewalt zwischen Jugendlichen: Durchs Internet ins Krankenhaus
       
       Ein 17-Jähriger wird von 20 Jugendlichen bewusstlos geschlagen. Er hatte
       seine Freundin verteidigt, die im Internet diffamiert worden war. Die
       Website ist berüchtigt.
       
 (DIR) Schüler-Mobbing im Netz: Share dich zum Teufel
       
       Lästereien und Diffamierungen: Die Website iShareGossip.com ist längst ins
       Blickfeld von Anti-Mobbing-Initiativen geraten. Auch die Staatsanwaltschaft
       ermittelt.