# taz.de -- Kommentar Ausländische Berufsabschlüsse: Ein spätes "Hallo"
> Endlich hat die Bundesregierung ein Gesetz zur besseren Anerkennung von
> ausländischen Berufsabschlüssen vorgelegt – und betrachtet damit
> Einwanderung als gesellschaftliche Realität.
Befremdlich ist es schon, wenn man als Gast seit Stunden im Wohnzimmer des
Gastgebers steht - und niemand begrüßt einen. Diese Erniedrigung erfahren
viele Einwanderer, die nach Deutschland kommen, ohne dass jemand Notiz von
ihren beruflichen Qualifikationen nimmt. Erstmals wendet sich die
Bundesregierung nun jenen Menschen zu und legt ein Gesetz zur besseren
Anerkennung von Abschlüssen vor. Ein spätes "Hallo". Aber ein wichtiges.
Indem sie Kammern und Behörden verpflichtet, die ausländischen Abschlüsse
aller Menschen zu prüfen und gegebenenfalls anzuerkennen, betrachtet auch
die Bundesregierung Einwanderung als gesellschaftliche Realität. Mit der
Parole einer deutschen Leitkultur, wie sie CDU-Politiker noch vor Jahren
verkündeten, lassen sich Stammwähler berauschen, der Standort Deutschland
lässt sich so nicht sichern. Als unternehmerfreundliche Parteien lauschen
CDU, CSU und FDP selbstverständlich auch dem Sound der Wirtschaft. Und die
jammert über drohenden Fachkräftemangel und stimmt das Lied von der
Willkomenskultur in Deutschland an.
Da wippt die schwarz-gelbe Bundesregierung nun also mit. Egal aus welchen
Motiven sie das tut, es ist zu begrüßen. Man kann von einem türkischen
Techniker nicht fordern, sich zu integrieren, und dann seinen Abschluss mit
Füßen treten. Jeder vierte ausländische ALG-II-Empfänger gilt als
ungelernt, weil sein Abschluss kein deutsches Gütesiegel trägt.
Aber Vorsicht: Die deutsche Qualifikation bleibt Standard für ausländische
Bewerber. Von der Prüfung des Abschlusses bis zur Anerkennung des Berufs
kann es Jahre dauern. Ein Rechtsanspruch ist das eine, nun muss sich die
Praxis ändern. Die Unis müssten Seminare und Sprachkurse für
Wiedereinsteiger anbieten. Und vielleicht setzt sich hier und da die
Erkenntnis durch, dass deutsche Maßstäbe nicht immer die weltweit besten
sind. Vom "Hallo" bis zur echten Willkommenskultur ist es noch weit.
24 Mar 2011
## AUTOREN
(DIR) Anna Lehmann
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