# taz.de -- Neuer "Appstore": Amazon macht den Apple
       
       > Mit einem eigenen "Appstore" will Amazon nun auch Anwendungen für
       > Smartphones verkaufen und zum digitalen Supermarkt werden. Noch gibt es
       > allerdings Probleme.
       
 (IMG) Bild: Anstatt Paketen will Amazon jetzt auch Software verschicken – via App-Store.
       
       Amazon, größter E-Commerce-Anbieter in den wichtigsten Märkten der Welt,
       setzt voll auf die Digitalisierung. Mit seinem E-Book-Lesegerät Kindle, das
       mittlerweile auch in Deutschland verfügbar ist, stieg er mittlerweile zu
       einem der bedeutendsten Händler für elektronische Bücher auf, parallel sind
       Online-Videodienste gestartet. Mehr und mehr entfernt sich das Unternehmen
       aus Seattle von seinen Wurzeln, dem Handel mit anfassbaren Produkten.
       
       Nun kommt der nächste Schritt im Wandel hin zum Supermarkt für digitale
       Güter: Amazon hat mit seinem "Appstore" in den USA einen eigenen
       Online-Laden für Smartphone-Programme gestartet. Das Angebot ist für Handys
       mit dem Google-Betriebssystem Android gedacht, das mittlerweile als Nummer
       2 hinter Apples iPhone gilt, dieses in manchen Märkten auch schon überholt.
       
       Der Amazon Appstore bietet vom Start weg rund 4000 Anwendungen. Diese
       lassen sich über eine eigene Software, die auf dem Handy installiert werden
       muss, betrachten und kaufen. Bezahlt wird anschließend mit der im
       Amazon-Account hinterlegten Kreditkarte. Der E-Commerce-Konzern hofft, so
       schnell viele zahlende Kunden zu finden.
       
       Einen ersten Hit hatte die Firma bereits: Zum Start des App Store wurde
       exklusiv die neue Version von "Angry Birds" für Android vertrieben. Das
       Spiel, das sonst 99 US-Cent kosten soll, ist nach wie vor [1][gratis
       verfügbar]. Amazon verspricht, jeden Tag mindestens einen neuen
       Kostenlos-Download anzubieten.
       
       ## Konkurrenz für Apple und Google
       
       Mit dem Appstore macht Amazon vor allem zwei Unternehmen Konkurrenz: Apple,
       das mit seinem eigenen App Store den iPhone-Markt beherrscht, sowie Google,
       das mit dem "Android Market" einen eigenen Software-Laden für sein
       Betriebssystem betreibt. Besonders Google könnte Amazon direkte
       Marktanteile abnehmen, weil die Download-Bezahlung im Android Market
       verhältnismäßig kompliziert ist.
       
       Wer den Appstore auf seinem Android-Handy installieren will - ab Version
       1.6 soll das möglich sein -, wird allerdings vor eine echte Aufgabe
       gestellt. Die [2][Anleitung], die der E-Commerce-Riese ins Internet
       gestellt hat, umfasst nicht weniger als acht Unterpunkte, bevor sie zum
       "That's it!" kommt. Erst nach dieser kleinen Set-up-Orgie ist es möglich,
       den Software-Laden erstmals zu betreten. "Man muss das aber nur für jedes
       Gerät einmal tun", flötet Amazon zum Ende des Mini-Handbuchs.
       
       ## Amazons Appstore nicht ganz ungefährlich
       
       Zudem ist der Amazon Appstore sicherheitstechnisch in seiner aktuellen Form
       nicht ganz ungefährlich. Damit er überhaupt vom Google-Betriebssystem
       angenommen wird, muss man zunächst eine eigentlich höchst wichtige
       Sicherheitsfunktion abdrehen - die nämlich, keine Software von "unbekannten
       Quellen" anzunehmen. Davor warnt das Handy selbst: "Ihr Telefon und ihre
       persönlichen Daten werden gegenüber Angriffen (...) verletzlicher." Man sei
       "selbst dafür verantwortlich", was danach geschehe, so die Alarmmeldung.
       
       ## Amazon: "Keine Angst, es sind doch nur wir"
       
       Bei Amazon heißt es dazu in einem Video sinngemäß: "Keine Angst, es sind
       doch nur wir." Der US-Mobilfunkanbieter AT&T hatte darauf trotzdem keine
       Lust: Der sperrt Software aus unbekannten Quellen grundsätzlich auf seinen
       Android-Handys, so dass Amazon-Appstore-Interessierte zunächst draußen
       bleiben müssen.
       
       Wenn man die Software-Nutzung aus unbekannten Quellen aus technischen
       Gründen noch verstehen kann - das Android-Betriebssystem lässt den Amazon
       Appstore sonst in seiner jetzigen Form nicht zu -, ist das bei einem
       zweiten Sicherheitsproblem, dass der Softwareladen potenziell reißt,
       anders. Der Amazon Appstore verlangt bei seiner Installation nämlich nicht
       nur Zugriff auf das Internet und die Möglichkeit, Daten abzulegen und zu
       modifzieren, sondern auch die Nutzung der Telefonfunktion.
       
       Sowohl der Status des Android-Telefonmoduls als auch dessen "Identität"
       dürfen ausgelesen werden. Ebenfalls kann der Amazon Appstore - warum auch
       immer - direkt Telefonnummern anrufen, was den Kunden laut
       Betriebssystem-Warnung natürlich auch Geld kosten kann. Amazon Deutschland
       und auch das Hauptquartier in Seattle wollten Fragen zum Appstore, der
       hierzulande offiziell noch nicht verfügbar ist, nicht beantworten.
       
       ## Ärger mit Apple wegen Markenrecht an "App Store"
       
       Ärger droht Amazon unterdessen von den Anwälten des Computerkonzerns Apple.
       Der hatte kurz nach dem Appstore-Start einen bösen Brief an den
       E-Commerce-Riesen geschickt, wonach die Bezeichnung "Appstore" Apples
       bereits eingeführte Handelsmarke "App Store" verletze. Apple hatte zudem
       den Anbieter eines "Porno-App-Store" abgemahnt. Allerdings ist strittig, ob
       Apple die Marke wirklich gehört: Gegen einen entsprechenden Eintrag beim
       amerikanischen Patent- und Markenamt wehrt sich unter anderem Microsoft.
       
       24 Mar 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.amazon.com/Rovio-Mobile-Angry-Birds-Rio/dp/B004SBS8LA/
 (DIR) [2] http://www.amazon.com/gp/feature.html?docId=1000626391
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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