# taz.de -- Walmart wird Diskriminierung vorgeworfen: "Frauen arbeiten, um zu arbeiten"
       
       > Ein Gericht in Washington entscheidet, ob Walmart-Mitarbeiterinnen den
       > riesigen Konzern gemeinsam verklagen dürfen. Sie beklagen massive
       > Diskriminierung von Frauen.
       
 (IMG) Bild: "Walmart diskriminiert immer": Demonstration für Gleichberechtigung in Washington.
       
       WASHINGTON taz | "Walmart hat eine starke Antidiskriminierungspolitik, und
       wir arbeiten jeden Tag daran, mehr Frauen ins Management zu holen", sagt
       Gisel Ruiz, die Vize-Personalchefin der weltweit größten
       Einzelhandelskette, als sie am Dienstag das Oberste Gericht in Washington
       verlässt.
       
       Draußen demonstrieren Frauen für gleiche Löhne und Beförderungschancen.
       Stellvertretend für sie klagt eine Gruppe gegen die geschlechtsspezifischen
       Diskriminierungen im Konzern. Wenn sie Erfolg haben, drohen Walmart - aber
       auch zahlreichen anderen Konzernen - milliardenschwere
       Entschädigungszahlungen. Im für das Unternehmen ungünstigsten Fall könnten
       alle 1,6 Millionen Walmart-Mitarbeiterinnen in den USA rückwirkende
       Zahlungen verlangen.
       
       Um das zu verhindern, hat der Konzern nun das Oberste Gericht angerufen.
       Die Richter sollen sich nicht mit der Diskriminierung an sich befassen,
       sondern zunächst entscheiden, ob eine class action, eine Gruppenklage,
       gerechtfertigt ist. "Jeder Fall ist anders", sagt Richard Samp, einer der
       Anwälte, die Walmart vertreten. "Über Löhne und Beförderungen entscheiden
       die direkten Vorgesetzten."
       
       Betty Dukes sieht das anders. Sie hat die Gruppenklage 2001 zusammen mit
       anderen Frauen angestrengt, nachdem sie feststellte, dass nicht nur sie auf
       9 US-Dollar Stundenlohn festgelegt war, sondern auch andere Kolleginnen
       lohn- und positionsmäßig unten bleiben. Die Klägerinnen sagen, dieser
       Umgang mit Frauen gehöre zur Walmart-Kultur. Das zeigten die Empfehlungen,
       die Walmart seinen AbteilungsleiterInnen in allen Teilen der USA gibt.
       
       Anfangs klagten fünf weitere Frauen mit Duke. Inzwischen haben sich
       zahlreiche weitere angeschlossen. Feministische Anwältinnen bestätigen die
       Existenz einer diskriminierenden Walmart-Kultur. Marcia Greenberg vom
       National Womens Law Center erklärt die Regel, die Walmart dahinter sehen
       will: "Männer arbeiten für den Lohn, Frauen arbeiten, um zu arbeiten."
       
       Nachdem die Gruppenklage in eine Entscheidungsphase gekommen ist, hat
       Walmart nun das Oberste Gericht angerufen. Schützenhilfe bekommt der
       Konzern von zahlreichen anderen großen Unternehmen - und von der
       Handelskammer der USA. In einem Brief an das Oberste Gericht argumentiert
       diese, dass eine Gruppenklage schwerwiegende Folgen für die Wirtschaft
       hätte. Menschenrechts- und Verbrauchergruppen befürchten dagegen, dass eine
       Zurückweisung der Gruppenklage auch weitreichende Konsequenzen für andere
       Anliegen hätte.
       
       Die Entscheidung des Gerichtes wird für Ende Juni erwartet.
       
       30 Mar 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
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