# taz.de -- Raumsonde Rosat stürzt ab: Das Ende eines Satelliten
       
       > Ende des Jahres wird der deutsche Satellit "Rosat" auf die Erde
       > abstürzen. Vermutlich wird die Raumsonde nicht vollständig in der
       > Atmosphäre verglühen.
       
 (IMG) Bild: Rund 2,4 Tonnen wiegt der hier als Modellzeichnung abgebildete Satellit Rosat.
       
       BONN taz | Das diffuse Gefühl, sich ständig irgendwie bedroht zu fühlen,
       gepaart mit der pessimistischen Gewissheit, dass das Schlimmste schon
       passieren wird und man dieser Sache mehr oder weniger hilflos ausgeliefert
       ist, wird gern als "German Angst" bezeichnet. Dabei muss diese Angst - wie
       im Fall des japanischen Atomkraftwerks in Fukushima - nicht unbedingt
       unbegründet sein. Manchmal treibt sie jedoch seltsame Blüten.
       
       So machte Ende Februar die Meldung, dass der deutsche Satellit "Rosat" noch
       in diesem Jahr abstürzen wird, ihre Runde durch den Blätterwald.
       
       Auch seriöse Zeitungen verwiesen in diesem Zusammenhang gern auf das
       tonnenschwere Gewicht des Satelliten und vergaßen auch den Hinweis nicht,
       niemand wisse, ob nicht Trümmer die Erde treffen könnten.
       
       Unausgesprochen blieben meist mögliche Konsequenzen, aber der Ton in vielen
       Berichten ließ die Fantasie des ängstlichen Deutschen auf Hochtouren
       laufen: Brennende Satellitentrümmer regnen auf unsere Innenstädte und
       verwüsten Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser. Ob derartige Szenarien
       berechtigt sind oder eher eine Ausgeburt der "German Angst" darstellen,
       wollen wir nun einmal untersuchen.
       
       1990 war "Rosat" auf eine Umlaufbahn in knapp 600 Kilometer Höhe gebracht
       worden. Die Aufgabe des Satelliten bestand in erster Linie darin, das
       Weltall nach Röntgenstrahlen und den Quellen hierfür zu durchforsten.
       
       Zu diesem Zweck ist "Rosat" unter anderem mit zwei Teleskopen ausgestattet.
       Die Bilanz des Satelliten kann sich sehen lassen. Er spürte über 125.000
       Quellen für Röntgenstrahlen auf, er entdeckte Neutronensterne und die
       Überreste von mehr als 200 Supernova-Explosionen.
       
       Seine Messungen stellten die Grundlage für unzählige wissenschaftliche
       Veröffentlichungen dar - kurz und knapp: Die "Rosat"-Mission war ein voller
       Erfolg. Im Februar 1999 wurde der Satellit schließlich abgeschaltet. Er
       hatte bis dahin fast fünf Jahre länger gearbeitet als ursprünglich geplant.
       
       Seither sinkt er langsam, aber sicher der Erde entgegen, irgendwann
       zwischen Oktober und Dezember dürfte sein endgültiger Absturz bevorstehen.
       
       Dies stellt zwar ein recht brutales, aber keinesfalls ungewöhnliches Ende
       für einen Satelliten dar. Wie eine Studie des amerikanischen "Center for
       Orbital and Reentry Debirs Studies" zeigt, fallen jährlich 100 bis 200
       größere Objekte aus ihrer Umlaufbahn wieder auf unseren Planeten zurück.
       
       Allein im Februar und März dieses Jahres hat es nach Informationen des
       Instituts zehn nennenswerte Vorfälle dieser Art gegeben.
       
       Für gewöhnlich verläuft ein solcher Wiedereintritt vollkommen unspektakulär
       - zumindest für uns Menschen auf der Erde -, denn die Einzelteile verglühen
       in der Erdatmosphäre.
       
       Bisweilen überleben aber einige Bruchstücke ihr Rendezvous mit den äußeren,
       unseren Planeten umgebenden Luftschichten. Dann fallen die Trümmer auf die
       Erdoberfläche. Auch das passiert häufiger, als man glauben sollte.
       
       Es erregt allerdings nur wenig Aufmerksamkeit, da die meisten Trümmer
       irgendwo ins Meer fallen oder auf unbewohntem Gebiet einschlagen. Dann kann
       es passieren, dass die Bruchstücke erst einige Zeit nach dem Absturz
       gefunden werden.
       
       So wurde beispielsweise 2008 in Australien die Metallhülle eines
       Raketenmotors gefunden, die offenbar von einer 1990 von der Nasa
       gestarteten Rakete stammt. Auch in diesem Jahr hat es bereits einen Fund
       gegeben.
       
       Mehrere Metallteile von einer 2007 gestarteten Rakete wurden in Malawi
       entdeckt. Sie waren völlig unbemerkt vom Himmel gefallen.
       
       Doch solche Funde stellen die absolute Ausnahme dar, wie Sabine Göge vom
       Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik (DLR) bestätigt.
       
       "Die Erde ist größtenteils mit Wasser bedeckt, und so ist die
       Wahrscheinlichkeit am größten, dass Teile ins Wasser fallen." Gebe es
       dennoch einmal einen Aufschlag auf Land, sei die Wahrscheinlichkeit,
       bewohntes Gebiet zu treffen, noch einmal geringer.
       
       Übrigens sei es wahrscheinlicher, einen Sechser im Lotto zu tippen, als
       dass ein Mensch von "Rosat"-Trümmern getroffen werde.
       
       Ob überhaupt Trümmer des Röntgensatelliten auf der Erde aufschlagen, ist
       nicht sicher. Es hängt unter anderem von der Eintrittsgeschwindigkeit und
       dem Eintrittswinkel in der Erdatmosphäre ab, ob ein Satellit beim
       Wiedereintritt verglüht oder ob Trümmer übrig bleiben.
       
       Da aber einige Bestandteile der beiden Teleskope extrem hitzebeständig
       sind, könnte dieser Fall Ende des Jahres durchaus eintreten.
       
       Es besteht aber kein Grund zur Besorgnis, wie Sabine Göge noch einmal
       bestätigt. Die Spezialisten schätzen den bevorstehenden Absturz des
       deutschen Satelliten als ganz normales Ereignis ein, wie es Dutzende Male
       in jedem Jahr vorkommt.
       
       1 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Brück
       
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