# taz.de -- SPD wählt Landeschef: Geschlossene Veranstaltung
       
       > Am Samstag wählt die SPD in Schleswig-Holstein ihren Landesvorsitzenden.
       > In Neumünster traten die Bewerber, Ralf Stegner und Uwe Döring, zum
       > Probelauf auf.
       
 (IMG) Bild: Hat bei der Wiederwahl Konkurrenz bekommen: SPD-Noch-Landeschef Ralf Stegner.
       
       KIEL taz | Eine Wahl, und sie ist einstimmig: "Ihr seht, das ist ganz
       einfach mit der Geschlossenheit", ruft Torsten Albig, Spitzenkandidat der
       SPD in Schleswig-Holstein für die Landtagswahl, den GenossInnen im Saal zu.
       Leider ging es nur um eine kleine Wahl, um die Zählkommission des
       Kreisparteitages in Neumünster.
       
       Die echte Entscheidung steht noch aus: Am Samstag wählen in Husum 216
       Delegierte der SPD ihren Landesvorsitzenden. Und weil es eben doch nicht so
       einfach ist mit der Geschlossenheit, treten die beiden Bewerber,
       Amtsinhaber und Fraktionschef Ralf Stegner und Ex-Arbeitsminister Uwe
       Döring, in Neumünster zum Probelauf auf, begleitet von Torsten Albig, der
       seiner Partei die Leviten las: Natürlich könne man sich über Kandidaten
       unterhalten, "aber nicht so, dass eine Hälfte der Partei über die andere
       erzählt, was das für ein Haufen Idioten sei". Stegner und Döring nicken.
       
       Stegner galt lange als der starke Mann der Landes-SPD, seit 2007 ist er
       Vorsitzender, er will es auch bleiben. Zwar hatte er eine herbe Niederlage
       einstecken müssen, als er Ende Februar bei einer Mitgliederentscheidung um
       die Spitzenkandidatur dem Kieler Oberbürgermeister Albig unterlag. Doch
       einen Tag danach hatte Stegner wieder in Angriffsmodus geschaltet. In einem
       Hinterzimmer der Parteizentrale in Kiel hatte er mit Albig vereinbart, sich
       die Macht zu teilen - Albig als Kandidat, Stegner als Parteivorsitzender.
       Weder die Gremien noch der Landesparteitag, hatten dabei mitreden dürfen.
       
       So kurz nach der Mitgliederbefragung, an der sich drei Viertel der
       GenossInnen im Land beteiligt hatten, habe diese Art und Weise "viele in
       der Partei genauso geärgert wie mich", sagte Döring in seiner Begründung,
       warum er am Samstag gegen Stegner antreten will: "Geschlossenheit kann man
       nicht verkünden und Gemeinsamkeiten kann man nicht verordnen." Der
       Parteitag solle eine echte Wahl haben, erklärte Döring und: "Ich habe keine
       weiteren persönlichen Ziele."
       
       Das klingt glaubhaft: Der 64-Jährige ist bereits Polit-Rentner. Er hatte im
       Bildungs- und Innenministerium gearbeitet, bevor er Parlamentarier,
       Staatssekretär und schließlich Arbeits- und Justizminister wurde. Nach dem
       Bruch der großen Koalition im Sommer 2009 wurde er entlassen, dem neuen
       Landtag gehört er nicht mehr an. Döring ist nicht nur äußerlich ein
       Schwergewicht in der Landespolitik, und es herrschte eine fühlbare Stille
       als er beim Parteitag in seinem Heimatkreis Neumünster ans Rednerpult trat.
       Döring wandte sich gegen Kritiker, die ihm unterstellten, "CDU light" zu
       sein: "Zu mir passen weder CDU noch light. Die politische Richtung des
       Landesverbandes Schleswig-Holstein bleibt unverändert." Zwei Jahre wolle er
       im Amt bleiben, Ziel sei ein Wahlerfolg im kommenden Jahr.
       
       Wie es in Husum ausgehen wird sei unklar, sagen Parteimitglieder: "Es steht
       halbe-halbe", so Andreas Beran, Vorsitzender des Parteirates. Offiziell
       finden alle, dass mehrere Bewerber besser sind als einer. Einige
       Befürworter Stegners haben sich zu Wort gemeldet, darunter Wolfgang Mädel
       von der "Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen" und zuletzt der
       SPD-Ortsverein des Lübecker Stadtteils Moisling, der mitteilte, Dörings
       Kandidatur sei "selbstverständlich demokratisch grundsätzlich legitim",
       allerdings falle der ehemalige Minister "der vorgeschlagenen Gemeinsamkeit
       gezielt in den Rücken". Die "vorgeschlagene Gemeinsamkeit" - das
       Hinterzimmergespräch. "Es war kein Hinterzimmer, sondern ein normales
       Wohnzimmer", erklärte Albig. Dass er sich bereit erklärt hatte, Stegner zu
       unterstützen, sei genau das, was vor der Abstimmung über den
       Spitzenkandidaten vereinbart worden sei: "Wir haben gesagt, dass wir
       zusammenarbeiten, wir tun es."
       
       Die Idee, dem Spitzenkandidaten mit dem Landesvorsitz eine weitere
       Plattform zu geben, wurde nicht diskutiert, zu schnell hatte Stegner seinen
       Machtanspruch verkündet. "Es passt auch nicht zur Tradition der Partei",
       sagt der ehemalige Landtagsabgeordnete Günter Neugebauer. "Es gab immer
       eine Ämtertrennung. Ralf Stegner war der erste, der das änderte."
       
       Der erklärte in Neumünster: "Ich bin nur angetreten, weil Torsten Albig
       gesagt hat, er könne mich unterstützen. Durch diese Partei geht kein Riss."
       Viele GenossInnen sehen das anders. Auch wenn es in Neumünster kein klares
       Bild gab, haben sich in den vergangenen Wochen mehrere Kreisparteitage
       gegen Stegners Wiederwahl ausgesprochen. Döring sagte: "Wir müssen auf
       jeden Fall mit den persönlichen Verletzungen aufhören." Er sei bereit,
       Gruppen zusammenzuführen.
       
       6 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Esther Geisslinger
       
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