# taz.de -- Bahn verklagt DeinBus: Fahrt ins Ungewisse
       
       > Im Internet verabreden sich Reisende zur gemeinsamen Busfahrt, um das
       > Staatsmonopol der Deutschen Bahn zu unterlaufen. Die Bahn klagt, am
       > Mittwoch fällt das Urteil.
       
 (IMG) Bild: Mit juristischen Mitteln versucht die Deutsche Bahn die Konkurrenz auf der Straße zu verhindern.
       
       BERLIN taz | Die Deutsche Bahn hat Angst vor Alexander Kuhr, 27, Ingo
       Mayr-Knoch, 26, und Christian Janisch, 28. Die drei haben nach ihrem
       Studium an der Universität Friedrichshafen die Internetreiseplattform
       [1][DeinBus.de] gegründet. Dort können sich Reisewillige zusammenschließen
       und Mitfahrer für eine Busfahrt suchen. Das ist nicht nur billiger, sondern
       auch umweltfreundlicher als eine Fahrt mit der Bahn.
       
       Der Konzern fürchtet diese Konkurrenz - und hat DeinBus.de daher verklagt.
       In der kommenden Woche fällt das Urteil. Davon hängt auch die Existenz der
       drei Unternehmer ab, sie sich zur Gründung ihre Firma verschuldet haben.
       
       Die Idee zu der Reiseplattform kam den dreien, als sie während ihres
       Betriebswirtschaftsstudiums ins Ausland gingen. Engländer, Spanier und
       Schweden fahren oft mit dem Fernbus von Stadt zu Stadt - warum gibt es das
       nicht auch hier? Der Grund liegt darin, dass in Deutschland der Staat sein
       Staatsunternehmen Bahn vor Konkurrenz schützt.
       
       In Paragraf 13 des Personenbeförderungsgesetzes heißt es: Eine neue
       Busverbindung bekommt keine Genehmigung, wenn "der Verkehr mit den
       vorhandenen Verkehrsmitteln befriedigend bedient werden kann".
       
       Das heißt: Wenn zwischen zwei Orten schon eine Bahnverbindung besteht, dann
       stehen die Chancen schlecht, dass eine private Buslinie genehmigt wird.
       Praktisch gibt es nur von Berlin aus ein größeres Linienbusnetz - aus
       historischen Gründen.
       
       "Der Gesetzgeber verhindert seit Jahren eine flächendeckend verfügbare
       günstige Beförderung mit dem Fernbus", sagt DeinBus-Mitgründer Alexander
       Kuhr.
       
       Die Bahn ist laut Mofair, einem Verband von privaten Bus- und
       Bahnunternehmen, konsequent: "Dort, wo sie Fernbahnleistungen erbringt,
       bekämpft sie jede Genehmigung für einen Fernbusverkehr", heißt es in einer
       Stellungnahme.
       
       Die drei Gründer von DeinBus.de hofften auf eine Gesetzeslücke. Denn nur
       feste Linienverbindungen können untersagt werden, gelegentliche Busfahrten
       sind dagegen erlaubt.
       
       Bei DeinBus.de gibt es also kein festes Angebot für bestimmte Fahrten.
       Jeder Kunde kann selbst seine Wunschbusfahrt auf der Website eintragen. Nur
       wenn sich bis eine Woche vor Abfahrt mindestens zehn Reisende finden,
       mietet das Unternehmen einen Bus mit Fahrer und sammelt das Geld von den
       Kunden ein. Andernfalls fällt die Fahrt aus.
       
       "Wir haben ganz preisbewusste Kunden", sagt Christian Janisch. Die Fahrt
       von Frankfurt nach Köln kostet 12,50 Euro. Das ist nicht nur billiger als
       die 64 Euro teure Fahrt mit dem ICE, sondern auch billiger als viele
       private Mitfahrgelegenheiten im Auto. Das Angebot von DeinBus.de macht also
       nicht nur der Bahn Konkurrenz, sondern auch dem Individualverkehr mit dem
       Auto.
       
       Ökologisch ist der Bus ohnehin die beste Alternative. Eine Untersuchung im
       Auftrag des Bundes für Umwelt und Naturschutz kam am Beispiel der Strecke
       Hamburg-Berlin zu diesem Ergebnis: Im Auto verursacht jede Person auf der
       Strecke pro Kilometer im Schnitt 144 Gramm CO2 - sogar mehr als im
       Flugzeug, wo es 138 Gramm sind. Ein Bahnreisender verursacht mit 27 Gramm
       bereits deutlich weniger - aber der Bus ist mit 21 Gramm klarer
       Klimaschutzsieger.
       
       Zum Problem für DeinBus.de wird, dass Freitag und Sonntag die
       Hauptreisetage für Wochenendpendler sind. An diesen Tagen reisen mehr
       Menschen, und deshalb kommen zum Beispiel auf der Strecke Köln-Frankfurt
       vor allem an diesen Tagen genug Leute für einen Bus zusammen.
       
       Dies macht sich die Deutsche Bahn zunutze. In einer Stellungnahme zu der
       Klage heißt es, DeinBus.de sei "in Wirklichkeit ein Linienverkehr, für den
       eine Konzession zum Buslinienverkehr beantragt werden muss".
       
       Eine Konzession für Linienverkehr würde DeinBus.de aber nicht bekommen, da
       bereits Bahnverbindungen zwischen allen größeren Städten bestünden.
       
       ## Hoffnung auf die FDP
       
       "Es gibt viele Leute, die uns den Rücken stärken", sagt
       DeinBus-Mitbegründer Christian Janisch. Doch vor Gericht sieht es bisher
       nicht so gut aus. "Bislang gehen wir davon aus, dass hier ein Linienverkehr
       durchgeführt wird", sagte die Vorsitzende Richterin Claudia Dieler bei der
       mündlichen Verhandlung. Das Urteil fällt am Mittwoch.
       
       Wenn DeinBus.de verliert, bleibt noch die Hoffnung auf die nächsten
       Gerichtsinstanzen - und auf die FDP. Die setzt sich schon seit Jahren für
       eine Liberalisierung des Marktes ein.
       
       "Wir werden Busfernlinienverkehr zulassen", heißt es dank FDP auch im
       Koalitionsvertrag. Noch im April will das Kabinett einen Gesetzentwurf
       beschließen, der bis Ende des Jahres durch Bundestag und Bundesrat soll.
       
       16 Apr 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://DeinBus.de
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Heiser
       
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