# taz.de -- Länderfinanzausgleich: Ungebetene Ratschläge
> Berlin könnte bald ein Haushaltsnotstand attestiert werden. Dann müsste
> der rot-rote Senat offenlegen, wo er sparen will - und sich der Kritik
> anderer Länder stellen.
(IMG) Bild: Haben nur von außen die gleichen Farben: Länderchefs Horst Seehofer (CSU) und Klaus Wowereit (SPD)
Im Geberland Bayern werden sie sich vermutlich die Hände reiben: Im Mai
nämlich wird der Stabilitätsrat des Bundes dem Land Berlin erwartungsgemäß
eine Haushaltsnotlage bescheinigen. Dann darf das Gremium die Sanierung des
Landesetats überwachen - und öffentlich die Prioritätensetzung des Senats
infrage stellen. Die Milliarden vom Bund, die der Senat 2006 vor dem
Bundesverfassungsgericht vergeblich forderte, gibt es freilich nicht.
"Die Länder, die uns mitfinanzieren, werden sicher über die Öffentlichkeit
Druck reinbringen", sagte am Freitag Finanzsenator Ulrich Nußbaum
(parteilos) im Bundesrat. "Warum haben wir ein beitragsfreies Kita-Jahr,
warum erheben wir keine Studiengebühren?"
Einen Sanierungsplan für das hoch verschuldete Berlin gibt es bereits.
Wegen der gesetzlich vereinbarten Schuldenbremse müssen spätestens 2020 die
Einnahmen die Ausgaben decken, das Land darf keine neuen Schulden mehr
machen.
Das Berliner Defizit 2010 wird auf etwa 2 Milliarden Euro beziffert.
Nußbaum will nun jährlich weniger neue Schulden aufnehmen und 2018 einen
ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Die Ausgaben dürfen bis 2015 laut
Senatsbeschluss um maximal 0,3 Prozent steigen.
Wo genau der Senat sparen will, ist noch nicht klar - er musste es bislang
auch nicht offenlegen. Das würde sich im Fall der Feststellung einer
Notlage ändern. Darauf einigten sich die Mitglieder des Gremiums.
Im Stabilitätsrat sitzen die Bundesminister für Finanzen und Wirtschaft
sowie die Länderfinanzminister. Nußbaum betonte, dass es sich nicht um eine
Strafe handeln würde. "Der Rat darf nicht sagen, wo wir sparen müssten,
aber wir müssten die Daten liefern." Wenn die Mitglieder nicht
einverstanden wären, gäbe es "blaue Briefe" - und die öffentliche
Diskussion.
Am Freitag indes erhielt Nußbaum zunächst Streicheleinheiten für sein
Haushaltssanierungsprogramm: Bleibt das Land bei seinem Kurs, das Defizit
bis 2020 um jährlich durchschnittlich 200 Millionen Euro abzubauen, erhält
es von Bund und Ländern als Belohnung 60 Millionen Euro netto jährlich
dazu.
Nußbaum und der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Werner Gatzer,
unterzeichneten eine entsprechende Verwaltungsvereinbarung. Die Regelung
gilt für vier weitere Länder, die allerdings unterschiedlich viel Geld
erhalten. Berlin muss seine Finanzen samt einem Bericht jährlich zum
Statistischen Bundesamt nach Wiesbaden schicken. Hält es sich nicht an die
Vereinbarung, wird der Jahreszuschuss gestrichen.
Die Grünen forderten den Finanzsenator angesichts des
2-Milliarden-Euro-Defizits auf, offenzulegen, wo gespart werden soll. "Die
Karten müssen jetzt endlich auf den Tisch", erklärte der finanzpolitische
Sprecher Jochen Esser.
15 Apr 2011
## AUTOREN
(DIR) Kristina Pezzei
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