# taz.de -- Kommentar Atomunfall-Erinnerungskultur: Welt-Mahnerbe gesucht
       
       > Tschernobyl – und jetzt Fukushima. Das sind harte, bösartige Schnitte in
       > unseren Glauben an den ewigen Fortschritt. Wir brauchen deswegen Lernorte
       > für die Zukunft.
       
 (IMG) Bild: 3D-Lasergrafik: Sie soll am 26.4. über der Geisterstadt Pripyat leuchten.
       
       Als Filmemacher höre ich den Menschen zu, manchmal als Erster und Einziger.
       Ich habe schon mit vielen Strahlenopfern gesprochen, auch Kindern. Sie
       wissen meist nicht, was mit ihnen geschehen ist. Sie sind traumatisiert, in
       ihrer Lebensenergie geschwächt.
       
       Unter den Liquidatoren in Tschernobyl sprach man von "Menschen verbrennen":
       800.000 und mehr wurden für allein für die Aufräumarbeiten "verbrannt". Wie
       viele es in Fukushima werden, wissen wir noch nicht.
       
       Drehen wir die Schreckens-Medaille um: auf der anderen Seite sehen wir
       Lernorte, die die Menschheit in ihrem Weltbewußtsein voran bringen. Die uns
       helfen, zwischen richtigen und falschen Wegen zu entscheiden.
       
       Angesichts der Herausforderungen auf unserem kleinen Planeten ein womöglich
       überlebenswichtiger Schritt. Nur so können wir zum Beispiel die
       Energiewende hin zu erneuerbaren Energien schaffen. Und die Atomtechnologie
       als zutiefst den einzelnen Menschen verachtenden, demokratiefeindlichen
       Irrweg verabschieden.
       
       Denn Tschernobyl und Fukushima haben gezeigt, dass die Lüge elementarer
       Bestandteil einer solchen Technik ist, entweder weil ein militärisches
       Geheimnis oder eine teure Investition wichtiger sind als das Recht von
       Betroffenen auf vielleicht überlebenswichtige Information.
       
       Deshalb sollten wir diese Orte zu Welt-Mahn-Erben ernennen und durch die
       UNESCO anerkennen lassen. Vorschlagsberechtigt sind Organisationen und
       Staaten. Laden wir doch unsere Bundesregierung und
       Naturschutzorganisationen ein, diese Idee zu verbreiten und andere ins Boot
       zu holen. Lernorte für die Zukunft können schließlich alle gebrauchen.
       
       Mit dem [1][Projekt shine] geben wir diesem Lernen eine internationale
       Plattform, mit einem Konzert für Tschernobyl und Fukushima in der
       Geisterstadt Pripyat und weiteren Aktionen zum Jahrestag.
       
       21 Apr 2011
       
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