# taz.de -- Kommentar Korruption in Zentralamerika: Der König ist nackt
       
       > Korruption ist in Zentralamerika tägliches Geschäft. Die Verurteilungen
       > der Expräsidenten Rodríguez und Portillo sind endlich ein Schritt in die
       > richtige Richtung.
       
       Wer in Zentralamerika ein öffentliches Amt bekleidet, benutzt dies gern als
       Selbstbedienungsladen. Humberto Ortega, langjähriger Verteidigungsminister
       Nicaraguas und Bruder des derzeitigen Präsidenten, hat es einmal ganz
       unverblümt gesagt: "Wer ein Amt genauso arm verlässt, wie er es angetreten
       hat, ist selbst schuld." Humberto Ortega ist heute Millionär.
       
       Doch was lange zum politischen Grundwissen gehört hat, muss nicht auf ewig
       so sein. Endlich, endlich gibt es Zeichen der Hoffnung: In Costa Rica muss
       Expräsident Miguel Ángel Rodríguez wegen Korruption ins Gefängnis, in
       Guatemala wartet der Knast auf Expräsident Alfonso Portillo. Den lange Zeit
       Unantastbaren geht es an den Kragen.
       
       Das ist zum einen das Werk eines unerschrockenen Juristen: Der Costaricaner
       Francisco DallAnese hat als Generalstaatsanwalt seines Landes gleich zwei
       Expräsidenten zur Strecke gebracht. Jetzt ist er als Leiter der
       internationalen Juristenkommission gegen die Straffreiheit in Guatemala
       dabei, sich den dritten Skalp eines korrupten Staatschefs an den Gürtel zu
       hängen.
       
       Doch ein Mann allein kann jahrzehntelange Straffreiheit nicht ausräumen.
       Dazu kommt eine wachere Zivilgesellschaft, die es satthat, immer nur
       zuzusehen, wie die da oben sich schamlos bereichern. Korruptionsrankings
       wie das von Transparency International werden interessiert gelesen und
       analysiert. So entsteht langsam ein Klima, in dem Juristen wie DallAnese
       zur Tat schreiten können.
       
       Als nächstes Land müsste El Salvador an der Reihe sein. Dort wurde vor zwei
       Jahren zum ersten Mal die Linke an die Macht gewählt - unter anderem, weil
       das Wahlvolk der Korruption der Rechten überdrüssig war. Doch Präsident
       Mauricio Funes tastet die alten Abzocker nicht an. Er braucht ihre Stimmen
       im Parlament. Er sollte auf die Signale aus Costa Rica und Guatemala hören.
       Seine Wähler würden es ihm danken.
       
       28 Apr 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Toni Keppeler
       
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