# taz.de -- Schweinsteiger und München unter Druck: Journalist als "Pisser" beschimpft
       
       > Es geht um Platz drei und die lukrative Champions League. Deshalb zählt
       > für die Bayern nur ein Sieg gegen Schalke. Doch vor dem entscheidenden
       > Saisonendspurt hängt der Haussegen schief.
       
 (IMG) Bild: Sieht rot: Bayernspieler Sebastian Schweinsteiger.
       
       MÜNCHEN dpa | "Königsklasse" oder Europa League - im Endspurt um den so
       wichtigen dritten Platz in der Fußball-Bundesliga liegen beim FC Bayern
       München die Nerven blank. Der von Arjen Robben indirekt attackierte Kapitän
       Philipp Lahm will eine Aussprache mit dem Niederländer.
       
       Gar mit einem Wutausbruch reagierte Ersatz-Spielführer Bastian
       Schweinsteiger zwei Tage vor dem wichtigen Heimspiel am Samstag gegen
       Schalke 04 auf die Medienkritik an dem vermeintlich zu braven Führungsstil
       im Team des deutschen Rekordmeisters. Bei der Jagd auf den
       Champions-League-Platz kämpfen die Bayern nicht nur gegen Hannover 96,
       sondern offenbar auch gegen sich selbst.
       
       Auf der turbulenten Presserunde am Donnerstag sorgte Schweinsteiger mit
       einer heftigen Reaktion auf die Kritik an seinem Führungsstil für einen
       Eklat. "Ich bin kein Chefchen. Ich bin lange genug dabei. Jeder hört in der
       Kabine auf das, was ich sage", wetterte der Nationalspieler und beschimpfte
       einen Sportjournalisten laut Medienberichten wegen seiner Nachfragen als
       "Pisser" und "Arschloch". Danach verließ er mit zorniger Miene und
       bajuwarischen Kraftausdrücken vorübergehend die Gesprächsrund.
       
       Lahm setzte sich mit deutlichen Worten gegen Robbens indirekte Kritik zur
       Wehr. "Klar geht das auch gegen meine Person", sagte der Nationalspieler:
       "Ich weiß nicht, was Arjens Motivation war. Ich werde das mit ihm
       besprechen." Robben hatte am Vortag betont, angesichts der angespannten
       sportlichen Lage fehle ein Führungsspieler wie der zum AC Mailand
       abgewanderte Mark van Bommel.
       
       Eine sportlich doch noch halbwegs versöhnliche Saison und
       Millioneneinnahmen stehen auf dem Spiel, wenn die Bayern am Samstag die
       Jagd auf Platz drei fortsetzen. "Es wird eine sehr enge Angelegenheit. Wir
       müssen alles in die Waagschale werfen", nahm Boss Karl-Heinz Rummenigge im
       Bayern Magazin das Team in die Pflicht.
       
       WM-Torschützenkönig Thomas Müller hatte nach dem 1:1 in Frankfurt die
       Stimmungslage auf den Punkt gebracht. "Es ist ein Scheißgefühl. Die
       Qualifikation für die Champions League ist gefährdet", sagte der
       Nationalspieler. Platz vier bereitet den Bayern-Bossen Albträume. Europas
       Vorzeige-Liga ohne die Bayern ist für sie undenkbar - zumal das Finale der
       kommenden Saison in der Münchner Allianz Arena stattfindet.
       
       ## "Oan Neuer"
       
       Neben dem sportlichen droht ein finanzielles Schaden. Bis zu 70 Millionen
       Euro an Startgeld, Prämien, Zuschauereinnahmen sowie Werbe- und TV-Geldern
       würden dem FC Bayern durch die Lappen gehen, wenn sie dem Emporkömmling aus
       Hannover den Vortritt in Europas Eliteliga lassen müssten.
       
       In Hannover dürfte man den Zoff bei Bayern genüsslich zur Kenntnis nehmen,
       Trainer Mirko Slomka beschäftigt sich aber nur mit der eigenen Lage: "Wenn
       wir dreimal gewinnen, ist es egal, wie Bayern spielt. Wir können es aus
       eigener Kraft schaffen. Das ist eine große Motivation". Abwehrspieler Mario
       Eggimann sagte: "Wir sind gut beraten, uns auf das Gladbach-Spiel zu
       konzentrieren und nicht auf die Champions League. Man spürt in der
       Mannschaft keine Nervosität, alle sind ruhig und gelassen."
       
       Wenn Torwart Manuel Neuer am Samstag bei seinem möglichen neuen Arbeitgeber
       aufspielt, hat Bayern gleich zwei Rechnungen gegen Schalke offen. Das
       Hinspiel ging mit 0:2 verloren, und im DFB- Pokalhalbfinale versetzten die
       "Königsblauen" mit dem 1:0 in München dem Cupverteidiger den K.o. "Unserer
       Situation in der Bundesliga ist wichtiger als die Revanche gegen Schalke",
       verwies Schweinsteiger aber auf die prekäre Gesamtlage der Bayern.
       
       29 Apr 2011
       
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